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100 Songs: Avicii - Wake me Up Mikko und Michael von 100songs.de stellen 100 Songs vor, von denen sie glauben, dass die DELUXE…

100 Songs: Avicii – Wake me Up

Mikko und Michael von „100songs.de“ stellen 100 Songs vor, von denen sie glauben, dass die DELUXE Zuschauer sie kennen sollten! 

53/100: Wake Me Up

23. März 2014
Avicii (2013)
Geschrieben von Michael

Warum gefällt uns ein Song – ein anderer wiederum nicht? Bei „Wake Me Up“ kann ich ziemlich genau sagen, warum ich ihn so mag. Wahrscheinlich hast Du den Song schon längst über. Ich hingegen kann mich an ihm irgendwie nicht satt hören. Ob morgens nach den 7-Uhr-Nachrichten auf WDR2, auf der Autobahn oder auf einer Party: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die ersten Akkorde höre. Ich versuche es mal zu erklären. Mal sehen, ob die Rechnung aufgeht.

Prolog
Mein erster Eindruck von Avicii war nicht der beste. Denn der erste Song, den ich von dem schwedischen DJ und Musikproduzenten hörte, war „My Feelings For You“. Ich fand den Song doof, weil er lediglich eine Neuaufnahme von „Feeling For You“ von Cassius war – ohne die Qualität des von mir sehr geschätzten Originals auch nur annähernd zu erreichen. Ich sortierte Avicii zunächst in die Kategorie „billig“.

Meine Wahrnehmung änderte sich mit „Levels“, das ich vor rund zwei Jahren entdeckte. Ich fand es okay und stellte feste, dass es anderen Leuten auch so ging. Wenn ich den Song mal auf Partys auflegte, kam er eigentlich immer gut an. Auch dafür mochte ich ihn.

Im Sommer 2013 hörte ich dann „Wake Me Up“ zum ersten Mal, im Autoradio. Ohne zu wissen, von wem er ist, mochte ihn gleich – aus diesen Gründen.

Der Gesang
Ich hatte keine Ahnung, wer da singt, aber ich mochte die Stimme. Ich habe in den vergangenen Jahren für mich gelernt, dass die Stimme einer Sängerin/eines Sängers für mich mit das Wichtigste in einem Song ist. So großartig ich zum Beispiel die Musik von Deafheaven finde – sobald Sänger George Clark loslegt, bin ich raus. Umgekehrt habe ich über Jahre jeden auch noch so mittelmäßigen New-Order-Song ertragen, nur weil Bernard Sumner ihn singt. Am Gesang von „Wake Me Up“ gefiel mir die Wärme und Zerbrechlichkeit – Experten hätten jetzt wahrscheinlich das Wort „Timbre“ verwendet. Ich war also gleich drin im Song.
Der Text
Dir ist wahrscheinlich schon seit meinem dritten Posting klar, dass ich auf der Suche bin. Ich kann nicht konkret sagen, wonach. Glück und Zufriedenheit treffen es noch am ehesten. Auf jeden Fall aber möchte ich ein paar Dinge zurücklassen, die mich nicht weiterbringen. Oder anders formuliert: „I don’t know where this journey will end, but I know where to start“. Nur ein Beispiel dafür, warum der Text des Songs mich bewegt. Sicherlich nicht in einem blumfeldschen Ausmaß , aber für einen Radio-Song schon ganz ordentlich.
Die 4/4-Bassdrum
Im ersten Refrain setzt die Bassdrum ein. Ich wundere mich selbst immer wieder, wie sehr ich auch 25 Jahre nach meinen ersten Acid-House-Erfahrungen immer noch auf eine grade Bassdrum anspringe. Man könnte meinen, die müsste mir ebenso aus dem Hals hängen wie Barré-Akkorde auf der E-Gitarre. Dem ist aber nicht so. Macht schon mal drei Dinge, die mir an „Wake Me Up“ gefallen.
Der Techno-Teil
Wenn der Song nach dem ersten Refrain in Richtung Techno kippt, ist das beim ersten Mal ja doch überraschend. Ich weiß nicht, wie diese Metamorphose für jemanden ist, der sich nach den ersten Takten auf eine schöne Akustik-Gitarren-Nummer eingestellt hat – aber ich fühl‘ mich in dem Teil des Songs richtig wohl. „Wake Me Up“ nimmt Fahrt auf – und das massentauglich, ohne billig (s.o.) zu klingen.
Die Energie
Mit meiner Wahrnehmung von „Wake Me Up“ scheine ich nicht allein zu sein. In den vergangenen Monaten hatte ich mehrmals Gelegenheit, die Wirkung von „Wake Me Up“ auf Partys zu erleben. Ich habe jedes Mal eine Gänsehaut bekommen. Wenn die Gäste ihre Getränke stehen lassen, um sich singend und tanzend auf dem Dancefloor zu versammeln, berührt mich das doch sehr.
Die Remixe
So richtig glücklich werde ich bei einem Song, wenn es auch noch tolle Remixe gibt. Und da möchte ich Dich zunächst mal auf den entspannten „PANG! Slow Things Down remix“ hinweisen.

Schon mal ganz gut, oder? Aber so richtig begeistert war ich, als ich kürzlich auch noch die Reggae-Version entdeckte.

Diese Form von Song-Veränderung finde ich ja schlichtweg großartig . Und spiele diese Reggae-Version darum seitdem immer wieder zu Beginn eines Abends.
Es spricht übrigens aus meiner Sicht unbedingt für die Qualität eines Songs, wenn er sich so verändern lässt und trotzdem noch wiedererkennbar ist und seine Wirkung beibehält. Ich konnte also nicht widerstehen und musste „Wake Me Up“ auch darum in unsere Liste aufnehmen.
Epilog
An „Wake Me Up“ kann ich also ganz gut festmachen, welche Elemente ihn für mich so besonders machen. Wobei ich auch nicht ausschließen mag, dass ein Song letztendlich auch mehr ist, als die Summe seiner einzelnen Teile. Wie siehst Du das: Ist mein Erklärversuch am Ende eine Milchmädchen-Rechnung?

Die Liste mit allen Songs finden Sie auf 100songs.de!

Avicii, so so.

Hm, also ich gebe zu, dass mir sowas normalerweise nicht so schnell auf die Playliste kommt. Für mich hatte dieser Sound lange Zeit einfach eine zu große Nähe zu Proll-Partys – sorry, no offense. Aber wenn ich solche Bassdrums höre, geht in mir sofort ein Film los: Sommernacht – Griechenland – Open Air Disco (nicht Club!) – grüne Laser – zu viel Strobos – besoffene Touri-Mädchen in geblümten Sommerkleidchen, die auf allen Vieren krabbelnd nach der Toilette suchen und es nicht rechtzeitig schaffen… diese Art von Bewusstseinsstrom.

Aber seit ich Dich kenne, hat sich meine Einstellung zu solchne Post-Eurodance-Tracks sehr geändert: Die Swedish House Mafia hätte ich beispielsweise ohne Dich nie kennen und schätzen gelernt. Mit Avicii hätten wir da immerhin einen schwedischen Landsmann – was in Sachen Stilsicherheit übrigens noch ein weiterer Faktor für Deine sehr schlüssige Addition wäre 😀

Seinen Sound habe ich vor zweieinhalb Jahren erstmals aus beruflichen Gründen kennen gelernt. Und das kam so:

Ich war mit der Produktion einer Dummy-Folge für ein neues Magazin beschäftigt. Es sollte alles besonders frisch und modern rüberkommen – und ich hatte mir viel Mühe bei der Musikauswahl gegeben. Konkret ging es darum, einen Fernsehbeitrag über eine Art Facebook für Tiere möglichst humorvoll zu betexten – und entsprechend stimmungsvoll musikalisch zu untermalen. Also suchte ich mir haufenweise Songs über Tiere zusammen: Teilweise gingen sie total plump auf auf die Acht – wie beispielsweise der viersekündige Vokal-Einsatz von “Who let the Dogs out?” am Anfang des Beitrages. Ich fand, das konnte man im Jahr 2011 mal wieder bringen.

Bei anderen Titeln war ich etwas subtiler vorgegangen: “Dog Days are Over” von Florence & the Machine war gerade in den britischen Charts. Das konnte man mal gehört haben, aber der Wiedererkennungs- und Schmunzeleffekt war längst nicht so groß wie bei den Baha Men.

Um nicht zu sagen: Mir flog das Ding voll um die Ohren: Warum jetzt dieses Gezupfe einer Ukulele – das mache doch gar keinen Sinn, war noch einer der argumentativ vorsichtigeren Ausdrücke meines Kunden. “Warum? Na, wegen des Titels”, wäre eine schlüssige Antwort gewesen, aber die fiel mir da leider gerade nicht ein. “Die Sendung soll doch jung und cool werden – wieso nimmst Du nicht lieber HipHop oder House, statt so altbackenen Mist?”, kam als nächstes. 

Du kannst Dir sicher vorstellen, wie schmerzhaft so ein Satz für jemanden ist, der privat wenig anderes als Rap hört. Und sich gleichzeitig einbildet, sich mehr für aktuelle Musikströmungen und -Trends zu interessieren als alle seine zehn-Jahre-jüngeren Kollegen zusammen. Aber weil ich auch immer versuche, möglichst kundenorientiert zu arbeiten, befolgte ich den Hinweis, mich doch lieber an den vorgeschlagenen Genres zu bedienen. 

Und so stieß ich bald auf “Levels”. Den Track hätte ich eigentlich nach 10 Sekunden wieder weggeklickt, aber er hat so eine wunderbare Instrumentalstrecke, die ideal zum Untermalen von Fernsehbildern ist. Also lief “Levels” vielleicht drei oder vier Mal in verschiedenen Sendungen, dann kam er auf eine Streichliste, denn zu oft wollte ich nicht die gleichen Sachen verwenden.

Das nächste Mal las ich den Namen ein Dreiviertel Jahr später – in einer Werbung für die amerikanischste aller US-Modemarken: Ralph Lauren. Es gab ein Video mit einem Underground-Rave – vermutlich irgendwo im New Yorker Szenebezirk Williamsburg gedreht. Tim Bergling stand mit Trucker Cap und Flanellhemd an den Plattentellern und lauter hübsche Menschen strömten zu ihm in die Party Area: keine Prolls, sondern in die Unterlinie “Denim & Supply” gewandete Hipster. Das lies mich aufhorchen: Wie passte das zusammen? Wollte die Werbung uns mit diesem Endorsement wieder mal total verarschen oder sollte dieser Sound in den Chefetagen von Herrn Lauren wirklich gut ankommen?

Es blieb mir ein Rätsel. Aber da ich die Marke ganz gerne mag und regelmäßig ihre Auslagen und Webseiten begutachte, grinste mich der feiste Techno-Schwede immer häufiger an.

Und dann kam “Wake Me Up”. Zu einem Zeitpunkt, an dem wir längst schon fleißig an unseren “100 Songs” herumfeilten und meine Ohren von Dir entsprechend geöffnet worden waren – siehe Swedish House Mafia. Tja, und da wir ja bereits diverse Stunden gemeinsam an den Decks gestanden haben, verstehe ich heute viel besser, wie so ein Song gute Stimmung verbreiten kann. Und die Gitarre stimmt mich außerdem milde. Und der Reggae-Remix ist echt dufte.

Außerdem finde ich es spitze, dass Du es gewagt hast, einen aktuellen Song mit einem langen Text zu würdigen. Also ich finde, Deine Rechnung ist voll aufgegangen!