Yvonne Catterfeld: „Ich war nie das typische Mädchen“

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Yvonne Catterfeld: „Ich war nie das typische Mädchen“

Am 1. Mai kehrt "Die Schöne und das Biest" als Realverfilmung auf die große Leinwand zurück - und präsentiert sich viel düsterer, als zum Beispiel noch in Disneys berühmten Trickfilm. Yvonne Catterfeld spielt die Rolle der Prinzessin und hat mit spot on news über süße Hunde, leckeren Schinken und alte Horrorfilme gesprochen.

„Die Schöne und das Biest“ ist eigentlich ein altes französisches Volksmärchen, doch viele Menschen kennen die Geschichte nur aus Disneys gleichnamigen Trickfilm von 1991. Am 1. Mai feiert die verhältnismäßig düstere Realverfilmung von „Silent Hill“-Regisseur Christophe Gans ihr Kinodebüt, in der die frischgebackene Mama Yvonne Catterfeld (34, „Sputnik“) die Rolle der Prinzessin übernimmt. Der französische Schauspieler Vincent Cassel (47, „Black Swan“) spielt das Biest. Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit der Schauspielerin über ihren neuen Film, ihre Lieblingsmärchen und über Horrorfilme gesprochen.

Frau Catterfeld, wie sind Sie an die Rolle für „Die Schöne und das Biest“ gekommen?

Yvonne Catterfeld: Auf recht üblichem Weg eigentlich. Ich war beim Casting, das zunächst aufgezeichnet und danach dem Regisseur gezeigt wurde. Daraufhin bin ich glücklicherweise eingeladen worden, um das Ganze noch einmal mit Christophe persönlich zu machen und ihm die Sterbeszene ein paar Mal in mehreren Variationen vorzuspielen. Zirka eine Woche später habe ich dann die Zusage bekommen. Ich wusste schon nach dem Casting, dass er wohl gemeint hätte, dass mein Französisch überhaupt kein Problem sei. Das war natürlich eine Grundvoraussetzung. Deswegen habe ich mich mit einem Sprach-Coach auch schon im Vorfeld sehr intensiv vorbereitet.

War das Drehen auf Französisch eine besondere Herausforderung?

Catterfeld: An sich war es schon eine Herausforderung – generell, wenn es um die Kommunikation ging. Es wurde ein Mischmasch aus Französisch und Englisch gesprochen, aber es waren auch Deutsche am Set. Da kann schon mal ein sprachliches Missverständnis passieren, aber im Großen und Ganzen gingen die Dreharbeiten sehr reibungslos über die Bühne.

Die eigentliche Herausforderung waren gar nicht mal die Texte. Ich wusste, dass ich mich einfach darauf vorbereiten konnte. Aber die Erfahrung hatte insofern etwas Interessantes, weil jede Sprache anders klingt und Französisch gut zur Figur gepasst hat – dieses Weiche, fast Elfenhafte. Ehrlich gesagt tat ich mir bei der Synchronisation auf Deutsch wesentlich schwerer. Und natürlich war ich zunächst von der Präsenz und dem Status von Vincent Cassel eher etwas eingeschüchtert, auch da ich ihn schon immer als Schauspieler bewundert habe.

Vincent Cassel gibt oft den Bad Boy und wirkt deshalb manchmal etwas unnahbar und verwegen. Wie war es mit ihm zu drehen?

Catterfeld: Er ist schon eine Erscheinung und nimmt den gesamten Raum vollkommen ein, wenn er ihn betritt. Er hat einfach eine unglaubliche Präsenz und ist sehr humorvoll – ganz anders also, als man ihn aus vielen seiner Rollen kennt. Das Besondere an Vincent ist seine Wandelbarkeit und dass er diese Breite von extrem kalt zu ganz liebevoll und warmherzig darstellen kann.

Wie gesagt, ich war natürlich eingeschüchtert, als ich ihn dann das erste Mal gesehen habe. Da fließt einem die Sprache nicht so leicht aus dem Mund und man stottert doch erst einmal so ein bisschen rum. Aber das hat sich ganz schnell gelegt, weil er so relaxt war. Unter anderem auch, weil ich seinen Humor verstand und er gleich zu Beginn ein paar Witze gebracht hat, auf die ich sehr gut einsteigen konnte. Hinzukam, dass wir uns durch die Tanzproben etwas kennenlernen konnten.

Gab es beim Dreh sonstige Probleme oder Hürden?

Catterfeld: Die Rolle war schon in der Vorbereitung komplexer, als man denken könnte, denn es handelt sich nicht um irgendeine Prinzessin. Sie ist eigentlich eine Waldnymphe oder Halbgöttin in Gestalt einer Hirschkuh, die sich irgendwann entschieden hat menschlich zu werden, um die Liebe zu erfahren. Und in meiner Interpretation war es so, dass sie den Prinzen auch verführt hat. Schon beim Casting sagte Christophe zu mir: „Mach das Ganze mal nicht so menschlich.“ Also musste ich daran arbeiten, dass ich immer wieder das Tier mit reinbringe. Den Geruchssinn zum Beispiel und andere Kleinigkeiten, die man von außen gar nicht so sieht, aber die für diese Rolle sehr wichtig waren.

Wie war es für Sie die Szene zu drehen, in der ein komplettes Hunderudel auf Sie zukommt und Sie einen davon hochheben?

Catterfeld: Stimmt, das hatte ich ja ganz vergessen. Ich habe mich im Vorhinein mit dem Hund vertraut machen müssen. Ich war natürlich sehr glücklich darüber, dass ich so einen süßen Hund hatte, auch weil ich Hunde liebe. Und dieser hier war relativ klein – also wirklich ganz süß. Vincent betrat mit seiner Art Scherze zu machen den Raum. Er hat natürlich schon direkt das Biest gegeben und den Hund dabei vollkommen verschreckt. So sehr, dass der in meinen Armen nur noch so gezittert hat. Darum fiel der Hund, der für die Szene antrainiert war, vollkommen weg.

Der Regisseur musste sich überlegen, was er jetzt machen soll und hat mich mit Schinken für die Hunde reizvoll gemacht. An den Händen, auf dem Kleid… Und dann meinte Christophe zu mir: „Nimm einfach den kleinsten, der auf dich zukommt.“ Es kam aber der größte auf mich zu und während die Kamera lief konnte ich ihn natürlich nicht einfach wegschicken und einen anderen nehmen. Also habe ich den Hund vollkommen umständlich hochgehoben, weil er so schwer war. Und es haben alle losgebrüllt und gelacht. Ich muss so komisch ausgesehen haben. Das war der Gag des Tages. Alle haben mich immer wieder nachgemacht.

Haben Sie denn selbst ein Lieblingsmärchen?

Catterfeld: Das nachhaltigste Märchen war für mich als Kind wohl „Die kleine Meerjungfrau“. Ich weiß nicht, wie oft ich das angeschaut habe. Und als wir uns kennenlernten sagte Christophe, dass meine Geschichte darin ähnlich ist wie „Die kleine Meerjungfrau“. Sein Anspruch für den Film war, so nah wie möglich am Original zu bleiben. Nicht so, wie jetzt viele Adaptionen das Märchen komplett verändern und modernisieren. Es sind natürlich Elemente von ihm drin, aber die einzige Geschichte, die er wirklich hinzugefügt hat, war eben unsere Geschichte, die erklärt, warum der Prinz zum Biest wird. Und ich dachte mir: „Stimmt, klar, die kleine Meerjungfrau wollte ja auch menschlich werden, um die Liebe zu erfahren und es hat ein tragisches Ende genommen.“

Trotzdem habe ich das als Kind am liebsten gesehen. Ich war anscheinend da schon nicht so ein Happy-End-Fan. Aber es gibt noch ein Märchen, das ich toll fand. Das kennen alle, die in der DDR groß geworden sind, aber die anderen nicht: „Das singende, klingende Bäumchen“. Es ist voll lustig, wenn man so etwas erwähnt, denn man weiß dann sofort, wer wo geboren ist.

Christophe Gans ist bei vielen Filmfreunden besonders für seinen Horrorstreifen „Silent Hill“ bekannt. War es denn gruselig mit ihm zu drehen?

Catterfeld: Ich habe mir natürlich seine Filme vorher angeschaut. Wir sind beim Dreh ganz viel zusammengesessen und er hat seine Vision erklärt – was er noch an Geschichten im Hinterkopf hat, was alles Bedeutung hat. Das kann man gar nicht alles erzählen, denn es ist ein Wahnsinn, was er sich noch alles denkt, wie er Sachen interpretiert und wie er sie auf die moderne Zeit bezieht. Das war auch bei „Silent Hill“ so.

Ich weiß noch, ich habe im Internet gegoogelt, wie unterschiedlich andere Leute das Ende interpretiert haben. Das fand ich sehr spannend. Und ich finde dieses Düstere interessant, das er in seinen Filmen hat. Das kommt hier zum Glück auch vor, denn sonst wäre alles nur bunt und zu kitschig. Aber die Person Gans an sich ist natürlich überhaupt nicht gruselig. Er ist eher lustig. Er ist wie ein kleiner Junge, der jetzt gerade etwas ganz Großes realisiert. Er sieht alles wie einen Spielplatz, auf dem er sich austoben kann. Er war irre ruhig und gelassen und wir haben viel gelacht.

Könnten Sie sich vorstellen in einem Horrorfilm mitzuspielen? Zum Beispiel wenn Herr Gans sie darum bitten würde?

Catterfeld: Alleine von der Zusammenarbeit mit Christophe her sicherlich – und weil bei ihm eben immer noch etwas dahinter steckt, eine zweite Ebene. Mich reizen besonders die komplexen Figuren, die er erschafft, wie auch in „Pakt der Wölfe“, wo eine ganz tolle Frauenfigur dabei ist. Deswegen würde ich das mit ihm sofort machen. Aber ein reiner Horrorfilm, wo nur Blut fließt und es um nichts anderes geht, würde mich überhaupt nicht interessieren.

Ich habe als junges Mädchen Stephen-King- und Wolfsbücher gelesen. Ich war überhaupt nicht das typische Mädchen… mit Pferdebüchern oder so. In der Beziehung war ich mehr wie ein Junge. Und Horrorfilme? Als Kind oder Jugendliche fand ich „Friedhof der Kuscheltiere“ großartig, das kann ich bis heute nicht nachvollziehen. „Es“ war mein Lieblingsfilm und jetzt muss ich mir Horrorstreifen nicht wirklich unbedingt ansehen. Ich habe keine Ahnung, was ich daran so toll fand.