„X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“: Superhelden-Action auf höchstem Niveau

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„X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“: Superhelden-Action auf höchstem Niveau

Über 20 Mutanten kämpfen in "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" gegen die Apokalypse. Und das auf gleich zwei Zeitebenen. Regisseur Bryan Singer hat sich für seinen neuesten Comic-Blockbuster viel vorgenommen. Und dabei fast alles richtig gemacht.

Mit seiner ersten „X-Men“-Verfilmung im Jahr 2000 hauchte Regisseur Bryan Singer (48) dem Superhelden-Genre im Kino neues Leben ein, setzte Maßstäbe in Sachen Ästhetik und Figurenzeichnung und bereitete vielen weiteren Comic-Verfilmungen den Weg. 14 Jahre später werden wir von Blockbustern geradezu überschwemmt. Captain America und Spider-Man haben ihre großen Auftritte in diesem Jahr bereits hinter sich, den „Guardians Of The Galaxy“ steht ihr Einsatz noch bevor und die Arbeiten an der „Avengers“-und „Man Of Steel“-Fortsetzung laufen genauso auf Hochtouren, wie die Planungen für „Justice League“ und „Sinister Six“. Erneut ist es aber Singer, der sich mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ aus der Masse abhebt. Sein neuer Film verweist nicht nur alle anderen Teile der Serie auf die Plätze, sondern ist der wohl interessanteste Superhelden-Film seit „The Dark Knight“.

Singer erzählt eine gewaltige Geschichte, baut das „X-Men“-Universum weiter aus, vereint die Schauspieler der ersten Trilogie mit denen aus „X-Men: First Class“ und liefert beinahe nebenbei ein Reboot ab. Als wären die unzähligen alten wie neuen Mutanten nicht genug, die sich in den 130 Minuten die Ehre geben, spielt „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ auch noch auf zwei Zeitebenen. Umso bemerkenswerter, dass Singer zu keinem Zeitpunkt die Kontrolle entgleitet und er die Zuschauer nicht aus den Augen verliert. Zwar macht der Film mit Vorkenntnissen sicherlich mehr Spaß, doch obwohl es unzählige Anspielungen auf die Vorgänger gibt, funktioniert die Story auch für sich alleine.

In der Zukunft liegt die Welt in völliger Dunkelheit. Die Sentinels, spektakuläre sechs Meter hohe biomechanische Kampfroboter, sind dabei, sämtliche Mutanten und deren Verbündete unter den Menschen auszurotten. Mehrere X-Men unter der Führung von Charles Xavier (Patrick Stewart) und Magneto (Ian McKellen) beschließen, Wolverine (Hugh Jackmann) mit Hilfe der Fähigkeiten von Kitty Pryde (Ellen Page) ins Jahr 1973 zurückzuschicken. Dort soll er verhindern, dass Raven/Mystique (Jennifer Lawrence) einen Mordanschlag auf Sentinel-Entwickler Dr. Bolivar Trask (Peter Dinklage) verübt und der US-Regierung somit den entscheidenden Grund liefert, das Sentinel-Programm zu starten und gegen die Mutanten in den Krieg zu ziehen. In der Folge spielt der Film parallel in Zukunft und Vergangenheit, wobei die Ereignisse im Jahr 1973 deutlich mehr Raum einnehmen.

Jackman ist das Verbindungsglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er hat Wolverine/Logan in den vergangenen 14 Jahren insgesamt sieben Mal gespielt. Im Verlauf ihrer gemeinsamen Geschichte hat Charles Xavier stets versucht, Logan seine „X-Men“-Philosophie zu vermitteln und ihn zu beruhigen. In „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ kehren sich nun ihre Rollen um. Logan ist es jetzt, der den jüngeren Charles, verkörpert von James McAvoy, davon zu überzeugen versucht, doch seinen Glauben an das Gute zu bewahren.

So Ideal Patrick Stewart in der Rolle des gealterten Professor X sein mag, so erfrischend anders interpretiert ihn McAvoy in jungen Jahren. Der schottische Schauspieler gibt ihm eine menschliche, gebrochene Seite. Er ist innerlich zutiefst verletzt, weil er seine Freundin Raven (Mystique) verloren hat und eine Verletzung ihn zwingt, von nun an einen Rollstuhl zu benutzen.

Neben McAvoy und Jackman sind auch Michael Fassbender als junger Magneto und Jennfier Lawrence als Raven/Mystique über jeden Zweifel erhaben. Absolut sehenswert ist außerdem der kurze Auftritt des rotzfrechen Quicksilver (Evan Peters), dessen Superkraft die Geschwindigkeit ist und mit dessen Hilfe Wolverine, Charles Xavier und Beast (Nicholas Hoult) Magneto aus seinem Gefängnis befreien. Die Zeitlupen-Sequenz, in der Quicksilver an den Wänden des Pentagons entlang läuft und dabei Schabernack mit den Wachen treibt, gehört optisch zu den verblüffendsten Szenen des gesamten Films.

Überhaupt lässt Singer bei den Spezialeffekten nichts anbrennen, wobei das nicht anders zu erwarten war. Besonders wohltuend ist aber, dass der ganze optische Bombast nicht zum Selbstzweck verkommt, sondern die Handlung sinnvoll vorantreibt. Zudem hebt sich der Film von der im Comic-Genre gerne stereotypischen Charakterzeichnung ab. Wer von den Protagonisten hier wirklich gut und böse ist, lässt sich nicht so leicht klären.

Fazit: Mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ gelingt es Regisseur Singer, sich vom Superhelden-Einheitsbrei abzusetzen. Exzellent besetzte Hauptrollen, eine vielschichtige und erwachsene Story und jede Menge saucoole Mutanten. Top!