Wim Wenders ist von Entwicklung des Kinos enttäuscht
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Band Session im Proberaum
Als Regisseur hat Wim Wenders große Filme wie "Buena Vista Social Club" oder "Paris, Texas" auf die Leinwand gebracht. Doch von der aktuellen Entwicklung seines geliebten Kinos ist er bitter enttäuscht.
Wim Wenders (69) hadert mit der Entwicklung des Kinos. Es sei „mehr denn je ein Konsumartikel geworden und als solcher eher daran interessiert, von ‚Lebensfragen‘ abzulenken“, beklagt der deutsche Kult-Regisseur („Das Salz der Erde“) in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Ihn störe vor allem, dass heutzutage Werbung eine immer wichtigere Rolle bei Kinofilmen einnehme. Ohne diese sei Erfolg an den Kinokassen kaum mehr möglich. „Und die Filme, die existenzielle Fragen stellen, haben a priori geringere Werbemittel. Solche Filme gehen deshalb auch ganz schnell unter.“
Kreativität heute im Internet zu finden
Vom aktuellen Mainstream-Kino ist Wenders wenig angetan, da es „fast nur von Tempo bestimmt“ sei. „Da kann man ein einzelnes Bild oft kaum erfassen, da wird schon wieder weggeschnitten. Das ist oft eher eine Überrumpelungstechnik als eine Erzähltechnik.“ Die Kreativität sei heute sowieso nicht mehr in den Kinos zu finden. Vielmehr sei sie „im Internet, in sozialen Netzwerken, auf Youtube, oder jetzt gerade in den Serien. All das bildet heute viel mehr den Geschmack der Zeit. Das Kino ist zwar noch eine privilegierte Art, mit Bildern umzugehen, aber eben nur noch eine von vielen“, bilanziert Wenders.
„Erzählkino in der Rückbewegung“
Auch er als Filmemacher habe unter dieser Entwicklung zu leiden, wie er anhand seines jüngsten Werks feststellen musste: „Die Zuschauer, die aus ‚Every Thing Will Be Fine‘ herauskommen, sind zu einem großen Teil emotional tief berührt, aber die schiere Zahl derer, die den Weg in den Film finden, ist trotzdem enttäuschend, auch durchaus im Verhältnis zu der Zustimmung, die der Film bei der Kritik gefunden hat. Das Erzählkino ist einfach schwer in der Rückbewegung im Verhältnis zum Sensationskino oder zu Komödien.“
Skepsis gegenüber sozialen Netzwerken
Im Gespräch mit der Zeitung zeigte sich Wenders zudem skeptisch gegenüber den sozialen Netzwerken: „Auch Menschen, die nicht kreativ arbeiten, müssen einsehen, dass tausend Facebook-Freunde nicht so viel wert sind wie ein einziger wirklicher Freund, den man anrufen kann. Bei den entscheidenden Fragen des Lebens helfen einem auch eine Million Likes nicht weiter. Nichts kann einen wirklichen Menschen ersetzen, weder eine Fiktion noch ein virtuelles Medium“, so seine klare Meinung in der „NOZ“.