Wenn Hitler zum Popstar wird: So ist „Er ist wieder da“

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Wenn Hitler zum Popstar wird: So ist „Er ist wieder da“

Mit "Er ist wieder da" landete Timur Vermes einen Bestseller. Am Donnerstag kommt die Verfilmung der Hitler-Satire in die Kinos, die sich mit der Frage beschäftigt: Was passiert, wenn Adolf Hitler im heutigen Berlin aufwacht?

Was passiert, wenn Adolf Hitler im heutigen Berlin aufwacht? Dieser Frage ist Timur Vermes in seinem Bestseller „Er ist wieder da“ nachgegangen. Am Donnerstag kommt die Verfilmung der Satire von Regisseur David Wnendt in die Kinos. Und der stand erst mal vor der Herausforderung: Wie bringt man 400 Buchseiten, die in der Ich-Form geschrieben sind, auf die Leinwand? Wnendt hatte da seine ganz eigene Idee…

Die Story

Wie in der Buchvorlage wacht Hitler (Oliver Masucci) im heutigen Berlin auf, wird von einem Kioskbesitzer (Lars Rudolph) aufgenommen und schließlich fürs Fernsehen entdeckt – als vermeintlicher Comedian. Mit Hilfe des Redakteurs Fabian Sawatzki (Fabian Busch) und der Programmchefin eines Privatsenders, Katja Bellini (Katja Riemann), wird er zum gefeierten TV- und Youtube-Star. Allerdings sägt Christoph Sensenbrink (Christoph Maria Herbst) gewaltig an Bellinis Stuhl – und will den politisch nicht ganz korrekten Comedian Hitler benutzen, um sie loszuwerden…

Zusätzlich kommt in dem Film aber Wnendts Idee zu tragen, Hitler in die Öffentlichkeit zu schicken und diese dokumentarischen Elemente mit der fiktionalen Geschichte zu verschmelzen. Zu Beginn des Films macht sich also der gerade gefeuerte Redakteur Sawatzki mit seiner Entdeckung Hitler auf zu einem Roadtrip durch Deutschland, um Material zu sammeln, das er seinem Boss vorlegen kann, um seinen Job zurückzubekommen. Und was passiert, wenn ein Hitler-Lookalike auftaucht? Heraus kamen komische, aber durchaus auch verstörende Begegnungen…

Masucci alias Hitler geht in dem Film in den teils improvisierten, teils gestellten dokuartigen Szenen zu Politikern, Hundezüchtern, Imbissbudenmitarbeitern… Und lässt die Leute reden. Ob das, was dabei zu sehen und hören ist, wirklich die deutsche Gesellschaft widerspiegelt, sei dahingestellt. „Viele Leute haben sich richtig gefreut, Hitler zu sehen“, sagt David Wnendt. „Das war so, als wenn sie einem Popstar begegnet wären. Und obwohl sie genau wussten, dass das nicht der echte Hitler sein kann, haben sie ihn angenommen und sich ihm gegenüber geöffnet.“ Und Executive Producer Oliver Berben sagt: „Wir wollten einen Film drehen, der unserer Gesellschaft auf unterhaltsame Weise einen Spiegel vorhält.“

Die Darsteller

Viele Fans des Hörbuchs von „Er ist wieder da“ hätten sich wohl Sprecher Christoph Maria Herbst in der Rolle des Adolf Hitlers gewünscht. Da Hitler in dem Film aber in die Öffentlichkeit geht, sollte ein unbekannter Schauspieler her – und den fanden sie am Wiener Burgtheater: Oliver Masucci hielt sich übrigens, wie er selbst sagt, mit 1,88 Meter eigentlich zu groß für Hitler…

Christoph Maria Herbst als machtgeilen Fernsehmenschen Sensenbrink gibt es ja dennoch zu sehen. Eine große Rolle erhielt zudem Fabian Busch, der als glückloser Fernsehredakteur glänzen darf. Neben einigen bekannten Youtube-Stars haben auch Jörg Thadeusz und Frank Plasberg in dem Streifen Auftritte – die Hitler in ihren Talkshows begrüßen. Und bei Plasberg nimmt der Film auch eine ganz neue Wendung… Nicht nur hier rückt der Regisseur von der Buchvorlage ab – was dem Streifen wirklich gut tut.

Eine Gratwanderung

Bleibt vielleicht die entscheidende Frage: Darf man über Hitler lachen? „Es ist wichtig, dass man sich im Film nicht über Hitlers Taten oder seine Opfer lustig macht. Aber über die Person Adolf Hitler zu lachen, finde ich prinzipiell richtig“, sagt der Regisseur des Films. Die Sache geht wohl auch auf, weil dem Zuschauer wie geplant das Lachen oft „im Halse stecken bleibt“. Der Film schafft es dann zudem vor allem zum Ende hin, eine nachdenkliche Stimmung zu erzeugen.

„Es gibt diesen schönen Spruch“, so Produzent Christoph Müller, „wenn man Hitler überwinden will, muss man sich trauen, über ihn zu lachen. Bislang kamen die witzigen, anarchischen und polarisierenden Satiren über Hitler nur aus dem Ausland. Aber unsere Generation ist nun soweit, Europa und der Welt zu zeigen, dass derartige Filme auch in Deutschland entstehen können.“ Wie der Streifen in Deutschland ankommt, werden die Filmemacher erst mal ab Donnerstag sehen…