Vor 20 Jahren: Der tragische Tod des Kurt Cobain

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Vor 20 Jahren: Der tragische Tod des Kurt Cobain

Diese Nachricht erschütterte vor 20 Jahren die Musikwelt: Nirvana-Frontmann Kurt Cobain, Kopf einer der wichtigsten Bands dieser Zeit, nahm sich das Leben. Gerade mit dem unerwarteten Starruhm war er nie zurechtgekommen.

Mit dem Schuss aus einer Schrotflinte beendete Kurt Cobain vor 20 Jahren sein Leben. Dabei hatte er zu diesem Zeitpunkt eigentlich alles erreicht: Nirvana war die Band der Stunde, der damals 27-jährige Cobain hatte eine junge Familie; Töchterchen Frances Bean liebte er abgöttisch. Doch gerade der steile Auftieg Nirvanas hatte den sensiblen Künstler, der unter gesundheitlichen Problemen litt und schon lange mit den Drogen kämpfte, völlig ausgebrannt. In nur drei Jahren wurden Nirvana mit zwei Alben eine der größten Gruppen ihrer Zeit, und veränderten die Musiklandschaft wie kaum eine andere Band.

Die Wurzeln Cobains und Nirvanas liegen in der Grunge-Szene Seattles, in der zahlreiche Bands irgendwo zwischen Punk und Metal herumexperimentierten. Das war zwar oftmals hochgradig kreativ – aber kaum massentauglich. Auch Nirvanas Debüt „Bleach“ (1989) wäre ohne seinen Nachfolger wohl eine Fußnote der Musikgeschichte geblieben – ein unverdaulicher Brocken, beeinflusst von lokalen Zeitgenossen wie den Melvins und Mudhoney, aber auch von Black Sabbath und sogar den Black-Metal-Pionieren Celtic Frost. Seine poppige Ader habe er zu jener Zeit unterdrückt, um besser in das Programm ihres damaligen Labels Sub Pop zu passen, gab Cobain später zu.

Das änderte sich beim Songwriting für den Nachfolger: Die neuen Stücke waren zwar immer noch verdammt laut, aber auch eingängig und gefühlvoll. Das war nicht der einzige Wechsel, den die Band in dieser Zeit durchmachte: Drummer Chad Channing wurde gegen Dave Grohl ausgetauscht und Nirvana wechselten zu einem Major, dem Geffen-Sublabel DGC Records. Damit waren die Weichen für den Erfolg gestellt – wie groß der ausfallen würde, hatte aber wirklich keiner geahnt. DGC rechnete vor der Veröffentlichung am 24. September 1991 damit, 250.000 Exemplare von „Nevermind“ abzusetzen. Die Single „Smells Like Teen Spirit“ lief bei MTV rauf und runter, das Album schlug ein wie eine Bombe und schubste im Januar ’92 Michael Jacksons „Dangerous“ von Platz eins der Billboard-Charts. Bis heute gingen mehr als 30 Millionen Kopien von „Nevermind“ über die Ladentheken auf der ganzen Welt.

Grunge und Alternative-Rock wurden vom Nischenprodukt schlagartig zum nächsten großen Ding, Cobain galt schnell als Sprachrohr der „Generation X“. Der fühlte sich in der Rolle des Rockstars allerdings völlig überfordert: „Tatsache ist, ich kann niemanden von euch hereinlegen. Das ist weder mir noch euch gegenüber fair. Das schlimmste Verbrechen, das ich mir vorstellen kann, ist, die Leute abzuziehen und so zu tun, als hätte ich immer Spaß bei der Sache. Manchmal fühle ich mich so, als sollte ich eine Stechuhr betätigen, bevor ich auf die Bühne gehe“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief.

Ihr letztes Konzert spielten Nirvana am 1. März 1994 in München. Es war die Europa-Tournee zu ihrem dritten Album „In Utero“. Am 4. März fand Ehefrau Courtney Love Cobain bewusstlos mit einer Überdosis Rohypnol und Alkohol vor. Später erklärte sie, dass dies bereits ein Selbstmordversuch gewesen sein. Die Tour wurde abgebrochen, Cobain flog nach einem Krankenhausaufenthalt in die Staaten zurück.

In der Heimat meldete sich Cobains Heroin-Abhängigkeit vehement zurück. Er machte einen Entzug, flüchtete jedoch nach weniger als einer Woche aus der Klinik und flog nach Seattle zurück. Eine weitere Woche später, am 8. April 1994, wurde er in seinem Haus aufgefunden – zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit drei Tagen tot. Cobains Ableben versetzte die Fans auf der ganzen Welt in einen Schock. Schnell begannen sich die ersten Mythen zu bilden. Hartnäckig hält sich etwa die Theorie, dass Cobain in Wahrheit ermordet wurde. Bekannte wie Sonic-Youth-Sängerin Kim Gordon erklärten noch Jahre später in Interviews, dass sie nicht an einen Selbstmord glaubten.

El Duce, Frontmann der berüchtigten Band Mentors, behauptete in der Dokumentation „Kurt & Courtney“, Love hätte versucht, ihn für den Mord an ihrem Ehemann anzuwerben, und er wisse ebenfalls, wer schließlich den Abzug gedrückt hätte. Dieses Geheimnis nahm El Duce allerdings mit ins Grab, da er wenig später selbst im Alkoholrausch von einem Zug überfahren wurde. Die Polizei von Seattle hält allerdings an der Suizid-Theorie fest. Aufgrund des erwarteten Medienechos wurden kurz vor dem traurigen Jubiläum die Beweise erneut unter die Lupe genommen, einige bisher unentwickelte Fotos vom Tatort ausgewertet. Es gäbe keinen Grund, den Fall neu aufzurollen, hieß es danach.