Von Y’akoto bis O-Town: Das sind die CDs der Woche
Magazin
Publikum feiert zusammen mit der Band
Die Boyband O-Town wagt ein Comeback, während Soulsängerin Y'akoto erst richtig durchstartet. Rockveteran Randy Bachman blickt auf seine Ausnahmekarriere zurück, die deutsche Indie-Szene würdigt Nils Koppruch und The Bug setzen Himmel und Hölle in Bewegung.
Y’akoto – „Moody Blues“
Die Blues Brothers waren einst im Auftrag des Herrn unterwegs, Y’akoto sucht dagegen nach der Seele: „Soul Searching Music“ nennt sie selbst ihren Sound. Gleich sechs Produzenten und Studios haben die junge Sängerin auf ihrem zweiten Album „Moody Blues“ bei der Suche unterstützt, unter anderem Max Herres Kahedi. Entsprechend abwechslungsreich klingt der Mix aus Soul, Blues und Afro-Pop dann auch. Mal todtraurig wie in „Come Down To The River“, mal beschwingt wie in „Perfect Timing“, aber immer getragen von Y’akotos gefühlvoller Ausnahme-Stimme, die das Album erst wirklich zu einer Einheit formt.
The Bug – „Angels & Devils“
Mit seinem Projekt The Bug lotet der britische Produzent Kevin Martin die düsteren Seiten von Dancehall und Grime aus, setzt sich dabei keine allzu engen Genre-Grenzen. Auf seinem vierten Album „Angels & Devils“ dreht sich alles um Gegensätze und Dualitäten. Das Werk ist entsprechend streng in zwei Hälften zu je sechs Songs unterteilt. Den Anfang machen die „himmlischen“ Tracks, die sphärisch und verträumt daherkommen, wobei es im Hintergrund auch hier schon gewaltig brodelt. Auf der „teuflischen“ Seite bricht dann endgültig das apokalyptische Bassgewitter los, Industrial-Pionier Justin Broadrick (Godflesh) steuert wohl dosierten Gitarrenkrach bei. Gesangliche Unterstützung kommt von so unterschiedlichen Charakteren wie Liz Harris, Gonjasufi und Warrior Queen. Abgerundet wird „Angels & Devils“ von einem geschmackvollen Artwork, das in seiner Subtilität wiederum einen Kontrast zur Musik darstellt.
O-Town – „Lines & Circles“
In den letzten Jahren, haben sich bereits einige Boybands wieder zusammengefunden, nun wollen es auch O-Town noch einmal wissen. 1999 von Lou Pearlman in der Castingshow „Making the Band“ entdeckt, erlebten die Jungs mit ihrem ersten Album „O-Town“ einen Höhenflug, an den der Nachfolger in keiner Weise anknüpfen konnte. Gut zehn Jahre nach dem Split spielen O-Town (minus Ashley Parker Angel) auf Nummer sicher: Die Rock-Elemente der glücklosen „O-Town 2“ sind verschwunden, „Lines & Circle“ bietet wieder puren Boyband-Pop, bei dem nur der modernere Sound verrät, dass die Scheibe nicht Ende der 1990er aufgenommen wurde. Die alten Fans werden das sicher goutieren, ob O-Town jedoch der aktuellen Boyband-Generation um One Direction und Co. die Stirn bieten kann, scheint eher fraglich.
Verschiedene Künstler – „A Tribute To Nils Koppruch + Fink“
Der plötzliche Tod des Songwriters Nils Koppruch hat 2012 die deutsche Indie-Szene so stark erschüttert wie wenige Ereignisse sonst. Schließlich war Koppruch erst 46 Jahre alt. Als Solokünstler und mit der Band Fink ein Fixstern in Hamburg. Er wollte noch mit Gisbert zu Knyphausen als „Kid Kopphausen“ auf Tour gehen. Nun, knapp zwei Jahre später, erweist die sagenhafte Zahl von fast 50 Kollegen Koppruch die musikalische Ehre. Für ein Tribute-Album haben zu Knyphausen, Olli Schulz, Fehlfarben, Kettcar und viele weitere 46 Songs aus Koppruchs Feder neu eingespielt. Das Ergebnis ist berührend: Weil die Freunde und Kollegen so behutsam mit dem Material umgehen – und ihm trotzdem neues Funkeln verleihen. Das erste und letzte Wort hat zu Knyphausen. Und natürlich hallt es besonders nach, wenn er singt: „Wir reisen hier nur durch, wir nehmen nichts mit.“
Randy Bachman – „Vinyl Tap Tour – Every Song Tells A Story“ (DVD)
70 Jahre sind für einen Musiker genau das richtige Alter, um auf die eigene Karriere zurückzublicken. Vor allem für einen wie Randy Bachman, der in über 50 Jahren die Rockgeschichte mitgeprägt hat – insbesondere natürlich mit den Bands The Guess Who und Bachman-Turner Overdrive. In einem historischen Theater im heimatlichen Manitoba lässt der Veteran in dem auf „Vinyl Tap Tour“ verewigten Konzert die größten Hits seiner Laufbahn Revue passieren. Klassiker wie „American Woman“ und „You Ain’t Seen Nothin‘ Yet“ klingen da lebendig wie eh und je, und dazwischen plaudert Bachman ausführlich über die Geschichten hinter den Songs. Normalerweise sollten Musiker auf Konzerten doch lieber spielen als reden, aber der Kanadier ist auch ein begnadeter Erzähler und bringt seine Anekdoten stets enorm unterhaltsam rüber. „Vinyl Tap Tour“ lohnt sich damit für alte Bachman-Anhänger ebenso wie für junge Rockfans, die einen Einstieg in sein Schaffen suchen.
Und was kommt sonst noch? Das sind die wichtigsten Veröffentlichungen am 22. August: Ariana Grande – „My Everything“ +++ Nazar – „Camouflage“ +++ Niels Frevert – „Paradies der gefälschten Dinge“ +++ Opeth – „Pale Communion“ +++ Pallbearer – „Foundations Of Burden“ +++ Phillip Boa And The Voodooclub – „Bleach House“ +++ The Haunted – „Exit Wounds“ +++ Tiemo Hauer – „Camille“ +++ Wiz Khalifa – „Blacc Hollywood“ +++ Wolf – „Devil Seed“.