Von Pink Floyd bis Zaz: Das sind die CDs der Woche
Magazin
Band Session im Proberaum
Pink Floyd hat es die Sprache verschlagen, während die Einstürzenden Neubauten einiges zum Ersten Weltkrieg zu sagen haben. Zaz feiert Paris, Mrs. Greenbird schicken eine Postkarte und Queen präsentieren ihre schönsten Liebeslieder.
Pink Floyd – „The Endless River“
Nur wenige Nachrichten sorgten in der Rock-Welt für so viel Aufsehen wie die Ankündigung eines neuen Pink-Floyd-Albums. Streng genommen haben wir es bei „The Endless River“ mit einer Resteverwertung zu tun: Das Werk basiert aus Überbleibseln von „Division Bell“, die allerdings von David Gilmour und Nick Mason neu arrangiert und teilweise neu eingespielt wurden. In kommerzieller Hinsicht sicher ein cleverer Schachzug, wie schon die vielen Vorbestellungen zeigen. Ob das künstlerisch gesehen wirklich nötig war, steht auf einem anderen Blatt. Titel wie „Things Left Unsaid“ und „Unsung“ sprechen eigentlich Bände: Viel zu sagen haben Pink Floyd nicht mehr. Auf dem weitgehend instrumentalen Album ergeht sich die Band in Selbstzitaten, dass es an musikalischen Autismus grenzt. Fans werden sicher eine gewisse Wiederhörensfreude über die sphärischen Keyboardklänge des 2008 verstorbenen Rick Wright und die Gitarrensoli Gilmours verspüren, am meisten freut man sich aber, wenn der endlose Fluss doch noch am Ziel ankommt und es mit „Louder than Words“ endlich einen „richtigen“ Song gibt. Und worüber singt Gilmour da: Die Bandgeschichte Pink Floyds – was auch sonst.
Einstürzende Neubauten – „Lament“
Im Gedenkjahr nehmen sich die Einstürzenden Neubauten auf gewohnt experimentelle Weise des Ersten Weltkriegs an. Auf „Lament“, das ursprünglich für eine Performance im belgischen Diksmuide konzipiert wurde, nähern sich die Neubauten auf vielschichtige Weise dem Thema und greift auf eine Vielzahl von Zitaten und einige historische Samples zurück. Da wird etwa der gesamte Kriegsverlauf als exakt getimtes Percussion-Stück nachgezeichnet, das deutsche Kabarett der Zwischenkriegszeit wird ebenso gewürdigt wie die Band der „Harlem Hellfighters“, des ersten Afroamerikanischen Regimentes der US-Armee. Nicht jedes Experiment ergibt sofort Sinn (warum müssen sich Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus ausgerechnet mit Vocoder-verzerrten Stimmen unterhalten?), aber wer musikalisches Fastfood erwartet, ist bei Blixa Bargeld und Co. ohnehin an der falschen Adresse.
Zaz – „Paris“
Chanson-Sängerin Zaz hat mit ihren ersten beiden Alben längst nicht nur Frankreich erobert. Ihr Drittwerk „Paris“ ist eine charmante Liebeserklärung an ihre Wahlheimatstadt. Zaz covert darauf 13 klassische Songs über die Seine-Metropole, denen sie beschwingt ihren eigenen Stempel aufdrückt. Die Jazz-Liebhaberin arbeitet dabei zum ersten Mal mit einer Big Band und zahlreichen profilierten Gastmusikern, allen voran der große Charles Aznavour. Einige Stücke werden von Quincy Jones in Szene gesetzt, der sich als Produzent Michael Jacksons seinen Namen gemacht hat. Da kann also eigentlich nichts schiefgehen – tut es auch nicht. Und dann ist da natürlich noch diese unvergleichliche Stimme. Falls irgendwer noch Zweifel hatte, dass Zaz sich bei den ganz Großen einreihen kann, sollten die mit „Paris“ endgültig erloschen sein.
Mrs. Greenbird – „Postcards“
Die typischen Castingshow-Gewinner waren Mrs. Greenbird ohnehin nie. Dennoch räumte das Folk-Duo 2012 in „X Factor“ ab und erreichte mit dem darauffolgenden Debüt Gold-Status. Nun sind zwei Jahre ins Land gegangen, auf die Tragkraft des TV-Hypes sollten Mrs. Greenbird bei ihrem Zweitwerk also besser nicht mehr zählen. Sarah Nücken und Steffen Brücker sind sich dessen offenbar durchaus bewusst, und legen mit „Postcards“ ein Album vor, das vor Genrefans mit seinen liebevoll arrangierten Country-Folk-Songs auch für sich selbst stehen kann. Das I-Tüpfelchen ist die authentische Produktion, für die Mrs. Greenbird extra ins Country-Mekka Nashville gereist sind.
Queen – „Queen Forever“
Der Trend zur Zweitverwertung geht auch an Queen nicht vorbei. Statt noch eine simple Best-Of auf den Markt zu werfen, wählen die Rock-Pioniere auf „Queen Forever“ immerhin einen etwas eleganteren Ansatz und hangeln sich mit Hilfe eines besonderen Themas durch ihre Diskografie: Die Compilation vereinigt die besten Lovesongs aus der Bandgeschichte. Neben Perlen wie „Who Wants To Live Forever“ und „Spread Your Wing“ wartet „Queen Forever“ mit drei Raritäten auf, wobei lediglich „Let Me In Your Heart Again“ tatsächlich zuvor völlig unbekannt war. Dazu gibt es noch eine Balladenversion von „Love Kills“ und natürlich „There Must Be More To Life Than This“, wo Freddie Mercury im Duett mit Michael Jackson zu hören ist – ursprünglich auf Mercurys Soloalbum „Mr. Bad Guy“ veröffentlicht, hier eben stattdessen mit einem alten Backingtrack von Queen im Hintergrund. Altfans stehen also mal wieder vor der Entscheidung, wegen drei mehr oder weniger „neuen“ Stücken eine Compilation zu kaufen. Wer nicht eh schon alles von Queen hat, macht mit dieser an sich durchaus gelungenen Zusammenstellung dagegen nicht viel falsch und muss sich nur noch überlegen, ob es die einfache oder die Doppel-CD-Version sein darf.
Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 7. November: 1000 Gram – „Dances“ +++ Adoro – „Nah bei dir“ +++ Antilopen Gang – „Aversion“ +++ Cult of Youth – „Final Days“ +++ Gentleman – „MTV Unplugged“ +++ Inglebirds – „Big Bad Birds“ +++ The Skull – „For Those Which Are Asleep“ +++ Machine Head – „Bloodstone & Diamonds“ +++ Pegasus – „Love & Gunfire“ +++ Theophilus London – „Vibes“