Von Niedeckens BAP bis Sólstafir: Das sind die CDs der Woche

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Von Niedeckens BAP bis Sólstafir: Das sind die CDs der Woche

Wolfgang Niedecken und BAP ziehen den Stecker und Michel van Dyke tritt nach langer Pause wieder als Solokünstler in Erscheinung. Daniel Hope beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel der (Musik-)Geschichte, Kill It Kid servieren deftigen Blues Rock und Sólstafir zeigen, welche Emotionen in einem einzigen Tag stecken können.

Niedeckens BAP – „Das Märchen vom gezogenen Stecker“

Mit ihrer Akustik-Tournee haben sich Wolfgang Niedecken und BAP einen lange gehegten Traum erfüllt und eindrucksvoll bewiesen, dass ihr Kölsch-Rock auch unplugged funktioniert. Davon können sich nun mit der Doppel-CD „Das Märchen vom gezogenen Stecker“ auch alle Fans überzeugen, die live nicht dabei sein konnten. Mit neuen Arrangements und dem Einsatz von exotischen Instrumenten zeigen sich BAP-Klassiker wie „Verdamp lang her“ und „Kristallnaach“ von einer völlig neuen Seite. Da BAP sich bis zum 40-jährigen Jubiläum im Jahr 2016 erst mal rarmachen wollen, bezeichnet Niedecken „Das Märchen vom gezogenen Stecker“ gerne auch als „Wegzehrung“ für die Fans – die sollte allerdings eine Weile vorhalten.

Michel van Dyke – „Doppelleben“

Michel van Dyke ist zwar schon eine Weile im Geschäft, seine bekanntesten Hits hat er allerdings für andere geschrieben – für Echt, Anna Loos und Dieter Thomas Kuhn zum Beispiel. Mit „Doppelleben“ legt er sein erstes eigenes Album seit zehn Jahren vor und zeigt, dass er sein Handwerk nach wie vor beherrscht. Van Dyke gehört zu den wenigen, die sich das Etikett „Pop“ noch mit Stolz an die Brust heften, dennoch ist „Doppelleben“ wesentlich vielschichtiger als das, was man normalerweise mit diesem Begriff in Verbindung bringt – vom Chanson bis zum beatlastigen Tanzflächenfeger ist alles dabei. Und auch die tragikomischen Texte voller feinsinniger Alltagsbeobachtung sind den einen oder anderen Durchlauf Wert.

Daniel Hope – „Escape to Paradise – The Hollywood Album“

Unter dem im Booklet etwas provokant formulierten Motto „From the Holocaust to Hollywood“ beschäftigt sich Star-Violinist Daniel Hope auf „Escape to Paradise“ mit einem etwas vergessenen Kapitel der Soundtrack-Geschichte. Denn im goldenen Zeitalter Hollywoods wurde die Filmmusik vielfach von Komponisten geprägt, die vor den Nazis aus Europa geflohen waren. Und so versammelt Hope Filmmelodien und andere Stücke von prägenden Komponisten wie Miklós Rózsa, Franz Waxman und Erich Wolfgang Korngold. Die Auswahl beschränkt sich nicht streng auf Exilkünstler, so wird etwa Mario Castelnuovo-Tedesco sein berühmter Schüler John Williams mit der thematisch ohnehin passenden Titelmelodie von „Schindlers Liste“ zur Seite gestellt. „Escape to Paradies“ bietet viel Stoff zum Nachdenken und -lesen – oder man genießt einfach die grandios eingespielten Vertreter des „Hollywood-Sounds“, zumal bei zwei Stücken mit Sting und Max Raabe prominente Gastsänger zu hören sind.

Kill It Kid – „You Owe Nothing“

Bei dem Namen Kill It Kid denkt man vielleicht zunächst an Metalcore oder Emo, doch weit gefehlt: Das britische Quartett hat sich nach einem Song von Blind Willie McTell benannt und frönt dementsprechend auch auf seinem nunmehr dritten Album „You Owe Nothing“ dem Blues Rock. Angereichert mit Stoner- und Garage-Rock-Einflüssen kommt der gerne recht wuchtig daher, mit Songs wie „Caroline“ zeigen Kill It Kid aber auch, dass sie auch berührende Balladen können. Wer bei der Beschreibung an die White Stripes denkt, liegt nicht ganz verkehrt, zumal auch Kill-It-Kid-Frontmann und Gitarrist Christopher Turpin sich die Vocals mit Keyboarderin Stephanie Ward teilt. Doch Kill It Kid sind mehr als eine schnöde Kopie und haben mit diesem energiegeladenen Album einen Platz in jeder Blues-Rock-Sammlung verdient.

Sólstafir – „Ótta“

In 24 Stunden kann ganz schön viel passieren. James Joyce etwa füllte in „Ulysses“ knapp eintausend Romanseiten mit den Ereignissen eines einzigen Tages. Sólstafir wiederum komprimieren auf „Ótta“ einen Tag auf eine knappe Stunde – einer alten isländischen Zählung nach unterteilt in acht Intervalle. Und wie es sich für Sólstafir gehört, führt uns die Band durch einen nebelverhangenen Tag in der malerischen Wildnis von Island. Sólstafir verfeinern auf ihrem fünften Album ihren ureigenen Stil irgendwo zwischen Psychedelic Rock, Post-Punk und der rohen Melancholie, die das Erbe ihrer Black-Metal-Vergangenheit darstellt. Räudige Gitarren treffen auf Piano- und Streicher-Arrangements oder auch mal ein Banjo, die unterschiedlichsten Einflüsse werden zu einem schlüssigen Gesamtwerk verwoben, nicht zuletzt zusammengehalten von Aðalbjörn Tryggvasons markantem, wehmütigem Gesang. „Ótta“ ist komplex und fordernd aber nie anstrengend, ein Album zum eintauchen, mitleiden und genießen.

Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 29. August: Alpa Gun – „Geboren um zu sterben“ +++ Dark Fortress – „Venereal Dawn“ +++ DJ Antoine – „We Are The Party“ +++ Fenech Soler – „Rituals“ +++ GOB – „Apt. 13“ +++ Hammerfall – „(r)Evolution“ +++ Letzte Instanz – „Im Auge des Sturms“ +++ Maroon 5 – „V“ +++ Olson – „Ballonherz“ +++ Striker – „City of Gold“