Von Lordi bis Neil Young: Das sind die CDs der Woche
Magazin
Publikum feiert zusammen mit der Band
Lordi liefern das passende Party-Album zu Halloween ab und Curse feiert ein gelungenes Comeback. Neil Young überrascht mit Orchestersound, The Flaming Lips vergehen sich an den Beatles und das Konzert für Berlin erscheint erstmals auf CD.
Lordi – „Scare Force One“
Passend zu Halloween melden sich die Horror-Rocker Lordi mit einem neuen Album zurück. Auf „Scar Force One“ haben die Finnen ihren Sound ein wenig modernisiert, wer Lordi noch vom Eurovision Song Contest kennt, könnte von der Härte der Scheibe überrascht sein. Aber keine Sorge, das Händchen für eingängige Hardrock-Hits und schaurig-schöne Monsterhymnen haben Lordi deswegen noch lange nicht verloren. Auch dank der monströsen Vocals von Front-Ungeheuer Lordi und einigen makaberen Effektspielereien ist „Scare Force One“ auf keiner Grusel-Party fehl am Platz.
Curse – „Uns“
Eigentlich war er schon von der Hip-Hop-Bühne abgetreten, jetzt meldet sich Curse nach einigen Jahren Auszeit doch wieder zurück. Und mit einem Album wie „Uns“ beweist er mal eben, wie sehr er dem nachdenklicheren Teil der Deutschrap-Szene gefehlt hat. Denn Caspar hin, Sierra Kidd her, die Poesie und Klarheit, mit denen Curse die großen Themen von der Liebe bis zum Tod behandelt, sind eben doch einmalig. Dabei verzichtet er völlig darauf, mit seinen Skills zu protzen und das eigene Ego in den Mittelpunkt zu stellen – der Titel „Uns“ sagt eigentlich schon alles. Auch auf musikalischer Seite kann das Album mit reich instrumentierten, dramatischen Arrangements auf ganzer Linie überzeugen.
Neil Young – „Storytone“
Altmeister Neil Young bleibt produktiv wie eh und je: „Storytone“ ist nach der Cover-Scheibe „A Letter Home“ sein zweites Album in diesem Jahr. Und gleichzeitig zeigt Young, dass er auch nach einer über 50-jährigen Karriere und dutzenden Alben noch für die eine oder andere Überraschung gut ist, denn auf „Storytone“ überantwortet der eher als Kontrollfreak bekannte Musiker die meisten seiner Songs einem Orchester. Da klingen die Young’schen Kompositionen auch mal nach Big-Band-Swing („Say Hello to Chicago“) oder lassen Musical-Flair aufkommen („Tumbleweed“). Young selbst klingt oftmals überraschend verletzlich, wenn er etwa seine Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau Pegi und seine neue Liebe zu Hollywood-Star Daryl Hannah besingt. Natürlich darf auch etwas Aktivismus nicht fehlen: In „Who’s Gonna Stand Up?“ und „I Want To Drive My Car“ wettert Young gegen das Fracking, auf dem ansonsten so persönlichen Werk wirken die beiden Tracks allerdings ein wenig wie Fremdkörper. Den grandiosen Gesamteindruck können sie allerdings auch nicht wirklich stören.
The Flaming Lips – „With A Little Help From My Fwends“
Die schrägen Indie-Progrocker The Flaming Lips haben sich an ein besonders ambitioniertes Projekt gewagt: „With A Little Help From My Fwends“ ist ihre Version des psychedelischen Beatles-Meisterwerks „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“. Den Klassiker haben The Flaming Lips gehörig durch den Fleischwolf gedreht, der Hörer wird immer wieder durch derangierte Versionen der Beatles-Hits und plötzliche Krach-Eruptionen verstört. Aber vielleicht ist diese freche Dekonstruktion nicht der schlechteste Umgang mit dem sonst so andächtig verehrten Original. „With A Little Help From My Fwends“ kann nicht guten Gewissens als durchgehendes Hörvergnügen bezeichnet werden, einige nette Überraschungen verstecken sich darauf aber doch. Dazu gehören auch die zahlreichen Gastauftritte, darunter Pop-Skandalnudel Miley Cyrus, die auf „Lucy In The Sky With Diamonds“ und „A Day In The Life“ zeigt, dass man sie durchaus auch als Sängerin ernst nehmen darf. Und einen guten Zweck verfolgt das Ganze obendrein: Sämtliche Einnahmen sollen der Bella Foundation, einer Tierschutzorganisation in Oklahoma City, zugutekommen.
Verschiedene Künstler – „Mauerfall – Das legendäre Konzert für Berlin ’89“
Am 12. November 1989, nur drei Tage nach dem Mauerfall, organisierte der SFB in Berlin das erste gesamtdeutsche Rockkonzert. Künstler aus West (etwa BAP und Konstantin Wecker) und Ost (Pankow, Silly u.a.) sowie die spontan angereisten internationalen Stars Joe Cocker und Melissa Etheridge spielten elf Stunden lang, über den Tag verteilt drängten sich insgesamt 50.000 Fans in die Deutschlandhalle. Die Aufnahmen verschwanden bald nach dem Konzert in den Archiven des Senders, wo sie erst vor kurzem wieder auftauchten. Mit „Mauerfall – Das legendäre Konzert für Berlin ’98“ werden nun erstmals Teile der Show auf CD veröffentlicht. Da das Album mit nur einer Disc auskommen muss, ist die Auswahl recht eingeschränkt. Nur 11 von etwa 20 Künstlern sind vertreten, ausgelassen wurden unter anderem Westernhagen und die Toten Hosen. Von den meisten Acts gibt es nur einen Song, lediglich Udo Lindenberg darf drei Mal ran. Dennoch ist „Mauerfall“ ein interessantes Zeitdokument, gerade auch die aufgezeichneten Publikumsreaktionen und die euphorischen Moderationen von Steffen Simon machen die besondere Stimmung der Wendezeit spürbar. Trotzdem hätte dieses historische Event eine etwas umfassendere Veröffentlichung verdient.
Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 31. Oktober: Bob Dylan and The Band – „The Basement Tapes“ +++ Calvin Harris – „Motion“ +++ Cavalera Conspiracy – „Pandemonium“ +++ Kissin‘ Black – „Heart Over Head“ +++ Lagwagon – „Hang“ +++ Laith Al-Deen – „Was wenn alles gut wird“ +++ Macklemore & Ryan Lewis – „For My People“ +++ Silla – „Audio Anabolika“ +++ Simple Minds – „Big Music“ +++ The Game – „Blood Moon: Year of the Wolf“