Von Lenny Kravitz bis Mc Fitti: Das sind die CDs der Woche
Magazin
Publikum feiert zusammen mit der Band
Lenny Kravitz beweist diese Woche, dass er das Rocken nicht verlernt hat. Pentatonix zeigen, was sie mit ihren Stimmen anstellen können, Neonschwarz demonstrieren, wie viel Spaß auch politische Musik machen kann. Mc Fitti wird nostalgisch und deutsche Musik-Größen ziehen ihren Hut vor Geburtstagskind Leonard Cohen.
Lenny Kravitz – „Strut“
„Strut“ ist für Lenny Kravitz in zweifacher Hinsicht ein Meilenstein: Zum einen ist es sein zehntes Studioalbum, zum anderen das erste auf seinem eigenen Label Roxie Records. Nach dem experimentellen, politischen „Black and White America“ hat sich Kravitz auf seine Wurzeln besonnen und in kurzer Zeit ein schnörkelloses Rockalbum ohne große Spielereien eingespielt. Auch in den Texten geht es direkt zur Sache: Schwerpunkt ist das Thema Sehnsucht, was bei Kravitz meistens auf das Eine hinausläuft – schon der Opener ist schlicht mit „Sex“ betitelt. „Strut“ ist ein frisches, spontanes Werk, das sofort ins Ohr und in die Beine geht und mit dem Kravitz zeigt, dass er immer noch hungrig ist. Man darf gespannt sein auf die nächsten zehn Alben.
/Sony Music Entertainment
Pentatonix – „PTX“
Pentatonix haben mit dem Sieg bei der US-amerikanischen A-Cappella-Talentshow (ja, sowas gibt es da) „The Sing-Off“ und diversen viralen Youtube-Hits Übersee bereits einigen Staub aufgewirbelt. Nun greift der Hype auch in Deutschland um sich. Mit „PTX“ legen die fünf Vokal-Akrobaten jetzt auch hierzulande erstes Album vor. Darauf bleiben die Pentatonix ihrem Erfolgsrezept treu und covern Songs von so unterschiedlichen Künstlern wie Daft Punk, Macklemore und Percy Mayfield, denen sie gekonnt ihren eigenen Stempel aufdrücken. Dazwischen gibt es vier eigene Kompositionen, die sich hinter den Coversongs nicht zu verstecken brauchen. Ob Ballade oder Dancefloor-Track, das Material klingt immer spritzig und so druckvoll produziert, dass man sich oft nur schwer vorstellen kann, dass die Musiker diese Sounds lediglich mit ihren Mündern erzeugen.
Neonschwarz – „Fliegende Fische“
Die Crew Neonschwarz beruft sich auf eine in Deutschland etwas untergegangene Hip-Hop-Tradition: Captain Gips, Johnny Mauser, Marie Curry und DJ Spion Y wollen die (linke) Politik in den Rap zurückbringen. Doch keine Sorge, Neonschwarz sind nicht trocken oder dogmatisch, sondern nehmen die Hörer ihres Debüt-Albums „Fliegende Fische“ mit auf eine Floßfahrt in die Sonne und die Freiheit. In luftigen Songs wie dem Titelstück und zeichnen die Hamburger enorm relaxte gesellschaftliche Utopien und liefern nebenbei ein paar späte Sommerhits ab. Auf die Palme treiben Neonschwarz dagegen Themen wie Rassismus und die restriktive deutsche Flüchtlingspolitik, und so kommen einige Tracks auch ganz schön wütend daher. Ob gutgelaunt oder kämpferisch, in jedem Fall verleihen gelungene Arrangements und originelle Raps den Botschaften von Neonschwarz die nötige Überzeugungskraft und machen „Fliegende Fische“ zu einem Hip-Hop-Album der Extraklasse.
Mc Fitti – „Peace“
Mit Mut zum Dilettantismus und hemmungsloser Liebe zum Trash rappte sich Mc Fitti 2013 auf seinem Debüt „#Geilon“ in die Herzen der Hipster der Nation. Auf dem Nachfolger „Peace“ setzt der bärtige Yolo-Guru seinen Weg fort, aalt sich in Retro-Sounds der 1980er und 1990er Jahre und rappt ironisch über Selfies und Hüpfburgen. Mc Fitti schwelgt in Jugend-Erinnerungen, feiert zusammen mit Sido die Freuden des Tätowiertwerdens und wühlt auf „Blumenmädchen“ tief in der Hippie-Klischeekiste. Die Fans bekommen also vermutlich, was sie erwarten, der Aha-Effekt des Erstlings ist allerdings verflogen. Man muss sogar sagen: Die Nummer bekommt langsam einen Bart.
Verschiedene Künstler – „Poem – Leonard Cohen in deutscher Sprache“
Am 21. September feiert Leonard Cohen seinen 80. Geburtstag. Seine Fans können sich zu diesem Anlass gleich über zwei Veröffentlichungen freuen: Neben seinem eigenen neuen Werk „Popular Problems“ kommt auch das Tribute-Album „Poem – Leonard Cohen in deutscher Sprache“ in die Läden, mit dem sich diverse deutsche Künstler vor dem großen Songwriter verneigen. Eigentlich war das Projekt schon viel länger in Arbeit: Der Autor Misha G. Schoeneberg begann bereits Anfang der 1990er mit der anspruchsvollen Aufgabe, Cohens Lyrik zu übersetzen. Als Sänger hatte er ursprünglich Rio Reiser im Sinn, dessen tragischer Tod machte dem freilich einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen trägt nun eine stattliche Riege von Musikern die Übersetzungen vor, unter anderem Reinhard Mey, Peter Maffay, Nina Hagen, Madsen und Fehlfarben. Sehr unterschiedliche Charaktere also, die den Songs Cohens sehr unterschiedliche Facetten entlocken und zeigen, welches Eigenleben sie entwickeln können.