Von Klangkarussell bis Tom Petty: Das sind die CDs der Woche

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Von Klangkarussell bis Tom Petty: Das sind die CDs der Woche

Diese Woche ist alles dabei: Der charttaugliche House Klangkarussells, der Rock'n'Roll Tom Pettys, ein Schuss Nostalgie mit Jupiter Jones, die volle Ladung Pop aus dem Munde des früheren ESC-Helden Roman Lob - und ein erstaunliches kleines Americana-Album aus dem Osten Deutschlands.

Klangkarussell – „Netzwerk“

Internationale Hits aus Österreich – das hat spätestens seit dem Tod Falcos Seltenheitswert. Den DJs Klangkarussell gelingt das Kunststück. Erst mit dem Track „Sonnentanz“. Und jetzt wohl auch mit dem Album „Netzwerk“. Denn melodiöse Tanzmusik steht hoch im Kurs. Klangkarussell haben da zwei zugkräftige Schlüssel zum Genre parat: Da sind einmal die Dancefloor-Nummern, die das Etikett „House“ durchaus verdienen. Und dann jene Tracks, nach denen die Elektro-Disco-Jünger sonntagmorgens in den Großstädten – genauso wie die Privat-TV-Redakteure auf der Suche nach Hintergrundmusik – lechzen: Auf der Single „Netzwerk (Falls Like Rain)“ und mehr noch auf „Symmetrie“ pressen Klangkarussell den letzten warmen Tropfen Emotion aus der Mischung aus Beats, Pop-Tunes und sehnsuchtsvollem Gesang. Von diesem Karussell wird noch zu hören sein.

Tom Petty & The Heartbreakers – „Hypnotic Eye“

In Deutschland mag Tom Petty den Radiohörern vor allem mit einer speziellen Facette seines Schaffens im Ohr sein: Dem luftigen, hymnischen Gitarrenpop, den er 1989 auf dem Album „Full Moon Fever“ veröffentlichte. „Into The Great Wide Open“ und so weiter. Auf „Hypnotic Eye“ klingen Petty und seine Heartbreakers meist anders: Nach „Maximum Rock’n’Roll“, wie es der „Rolling Stone“ formuliert. Tatsächlich röhren hier bluesig die Gitarren, und wird ein klassisches Riff nach dem anderen abgefackelt. Allerdings wäre Petty nicht Petty, wenn nicht ein bisschen Fernweh und Wüsten-Highway-Himmel zu hören wäre – der alte Mann singt und sehnt noch genauso schön wie vor 25 Jahren.

Jupiter Jones – „Glory.Glory.Hallelujah“

Die Deutsch-Rock-Lieblinge Jupiter Jones haben sich für ihr erstes Live-Album an ein Großprojekt gewagt – dass es letztlich schneller als gedacht Material für Nostalgiker wird, war so kaum abzusehen: Eine Rundbühne wurde 2012 in ein Kölner Theater gebaut, die Band spielte sich durch die (damals) kompletten zehn Jahre ihres Bestehens. Und zu sehen und zu hören ist noch einmal Sänger Nicholas Müller. Er hat die Band im Mai verlassen – da war das Live-Projekt „Glory.Glory.Hallelujah“ schon lange im Kasten. Und so ist der aufwändig arrangierte Konzertabend ein doppeltes Muss für die Jupiter-Jones-Fans: Noch einmal die ganze Bandgeschichte. Noch einmal Nicholas Müller. Der klare Sound und die satte Performance geben den Nostalgiegefühlen nochmal richtig Futter.

Roman Lob – „Home“

Roman Lob? Genau, dieser junge Mann hat 2012 für Deutschland am Eurovision Song Contest teilgenommen. Ein achter Platz und die Hit-Single „Standing Still“ blieben hängen. Jetzt zieht Lob sein zweites Album „Home“ aus dem Hut. „Dreckiger“ sollte es werden, hatte der Künstler vorab höchstpersönlich verraten. Eigentlich klingt das musikalische „Home“ aber ganz gut durchgefegt. Größtenteils ist da sogar lupenreiner Pop zu hören. Nicht ganz ohne Ecklein, Käntchen und kleine Aha-Momente (etwa beim frischen Midtempo-Song „Drum Control“ oder der Ballade „Downhill“) – aber obendrüber liegt eine satte Schicht Radiopolitur. Kein ganz großer Wurf.

The Gentle Lurch – „Workingman’s Lurch“

Amerika liegt in Sachsen: Es ist ein Ortsteil der Stadt Penig, gut 80 Kilometer von Dresden entfernt. The Gentle Lurch aus der sächsischen Landeshauptstadt lassen das sagenumwobene Zauberland sogar noch etwas näher erscheinen. Auf „The Workman’s Lurch“ wird ein bezaubend-frischer Take des alten Kollegen „Americana“ herbeigezupft, -gestrummt, -gebrummt, -gestreichelt. So sollte Musik aus den USA klingen. Ohne Soundklischees; dafür mit kleinen, in sich ruhenden Songperlen, vermischt mit allerhand anderen Einflüssen. Da tröstet und klagt mal eine müde Klarinette, ein Mütter-Chor singt über das Wandersleben. Der Heimatschmerz – eher als das Fernweh – bricht sich Bahn. Und im Hintergrund grüßen die endlosen Felder Amerikas. Gleich hinter Penig, im mittleren Osten Sachsens.

Und was kommt sonst noch? Das sind die wichtigsten sonstigen Veröffentlichungen am 25. Juli:
Anti-Flag – „A Document Of Dissent“ (Best Of) +++ Die Amigons – „Sommerträume“ +++ Eric Clapton & Friends – „The Breeze: An Appreciation Of JJ Cale“ +++ Ill Niño – „Till Death, La Familia“ +++ Paco de Lucía – „Cancion Andaluza“ +++ Raveonettes – „Pe’ah“ +++ Rhonda – „Raw Love“ +++ The Sun Ra Arkestra – „Live In Nickelsdorf 1984“ +++ Weird Al Yankovic – „Mandatory Fun“