Von Jennifer Rostock bis Sasha: Das sind die CDs der Woche
Magazin
DJ mischt Musik
Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft meldet sich Sasha nach fünf Jahren mit einem neuen Pop-Album zurück. Wesentlich weniger Zeit benötigten dagegen die Deutschrocker von Jennifer Rostock für neue Songs. Zusätzlich legen "New Girl" Zooey Deschanel gemeinsam mit Gitarrist M. Ward sowie die US-Indies von Wilco neue Silberlinge unter den Weihnachtsbaum.
Sasha – „The One“
Es liegt beinahe schon Staub auf seinem Künstlernamen! Stolze fünf Jahre liegt nämlich das letzte Album „Good News on a Bad Day“ von Sasha nun schon zurück. Und seine neue Scheibe „The One“ hätte es in dieser Form eigentlich auch gar nicht geben sollen. Denn Sasha war noch zu Beginn des Schreibprozesses fest entschlossen, ein drittes Album unter seinem Rockability-Alter-Ego Dick Brave zu veröffentlichen. Nicht, dass seine Rock-Ambitionen keine Daseinsberechtigung hätten. Aber insgeheim war es doch nach 2009 wieder an der Zeit, ein echtes Album unter seinem Klarnamen Sasha unter die Leute zu bringen. Und wer auf internationale Popmusik rund um das wohl am meist besungene Thema „Liebe“ in seinen Gehörgängen steht, der wird über die Entscheidung des Künstlers sehr dankbar sein. Sasha liefert in seinem zwölf Track starkem Album ein hörenswertes Comeback ab. Vor allem die Nummer „Good Days“ entpuppt sich dabei schnell als Ohrwurm. Wüsste man nicht, dass der Song aus dem Munde von Sascha Schmitz, so sein bürgerlicher Name, stammt – man könnte durchaus Robbie Williams dahinter vermuten. Aber auch sonst weiß „The One“ zu überzeugen. Durch die entspannten Reggae/Ragga-Klänge in „Rock Within The Breakers“ oder „Enjoy the Ride“ bringt Sasha gar ein wenig Summerfeeling in das triste Winterwetter hierzulande. Sasha ist zurück und beweist mit seinem sechsten Studioalbum, dass sich Pop made in Germany nicht vor der internationalen Konkurrenz verstecken braucht. Einziger Wehrmutstropfen für die Fans: Mit gerade mal 38 Minuten ist die Platte doch recht kurz gehalten.
Jennifer Rostock – „Kaleidoskop“
Noch kürzer fällt die Platte von Jennifer Rostock aus. „Kaleidoskop“ kommt gerademal mit vier neuen Tracks daher. Jedoch handelt es sich dabei auch um eine EP, die lediglich einen Vorgeschmack auf die neuen Freiheiten der Band liefern soll. Denn diese hat nun ihr bandeigenes Label unter dem gleichen Namen wie die EP gegründet. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Deutschrocker erst Anfang des Jahres mit „Schlaflos“ ein neues Studioalbum veröffentlicht haben, das in den Charts bis auf Platz zwei emporgeschossen ist. Auf der EP geht es nun noch härter und schneller zur Sache. Sängerin Jennifer Weist schreit sich in „Schlag Alarm“ gekonnt die Seele aus dem Leib und bringt die Meute durch den roughen, aber dennoch melodischen Sound zum kollektiven Moshen. Aber die gebürtige Usedomerin beweist in „Schlaflos Pt. 2“ einmal mehr, dass sie auch Balladen wunderbar gefühlsbetont vortragen kann. Die vier Tracks dürften nicht für alle Jennifer-Rostock-Fans neu sein. Auf ihrer am Dienstag beendeten „Schlaflos“-Tour konnte „Kaleidoskop“ nämlich bereits von der Frontlinie erworben werden. Für alle anderen gilt: Hier gibt es feinsten Deutschrock in seiner reinsten und ehrlichsten Form auf die Ohren. Diese Frau hat Power und ihr eigenes Bandlabel spricht dafür, dass Jennifer Rostock auch in Zukunft gegen den Kommerz schwimmen und noch mehr musikalische Experimente wagen wird.
She & Him – „Classics“
Um einiges ruhiger geht es auf dem Album „Classics“ von She & Him zu. Die Kollaboration von Sängerin und Schauspielerin Zooey Deschanel („New Girl“) und Gitarrist M. Ward weiß auch im bereits fünften gemeinsamen Studioalbum mit einer Mischung aus Country, Jazz und Elementen des early Rock’n’Roll zu überzeugen. Bei den 13 Tracks des Duos handelt es sich allesamt um Neuinterpretationen zeitloser Klassiker von Dusty Springfield („Stay Awhile“) über Tennessee Ernie Ford („I’ll Never Be Free“) bis hin zu Vera Lynn („We’ll meet again“). Dass Deschanel überhaupt den Weg in die professionelle Musik gefunden hat, ist dabei dem Zufall geschuldet, dass M. Ward die Schauspielerin im Film „Buddy der Weihnachtself“ singen hörte und erstaunt darüber war, dass Deschanel keine Karriere als Musikerin anstrebte. Ein paar Demotapes später war im Jahr 2006 die Band She & Him gegründet. „Classics“ eignet sich auch wunderbar, um einen schönen Klangteppich für die besinnliche Zeit auszurollen.
Wilco – „What’s Your 20? Essential Tracks 1994-2014“
Wenn eine Band seit 20 Jahren erfolgreich Musik macht, dann darf sie durchaus Mal ein Best-of-Album raus schmettern. Wilco nennt das Kind zwar nicht direkt beim Namen, aber „What’s Your 20? Essential Tracks 1994-2014“ ist natürlich nichts anderes. Eine Sammlung aus zwei Dekaden Bandgeschichte mit den besten Songs aus allen acht Wilco-Studioalben sowie zwei Songs („California Stars“, „Hesitating Beauty“) aus den Mermaid Avenue-Werken. Auf letzteren widmeten Wilco sich gemeinsam mit dem britischen Singer-Songwriter Billy Bragg dem lyrischen Nachlass des legendären Folk-Urgesteins Woodie Guthrie. Für Fans von Country- und Folkrock-Klängen ist „What’s Your 20?“ ein abwechslungsreiches Album und Kenner der Band rund um Frontmann Jeff Tweedy werden von Wilco auf eine schöne Zeitreise mitgenommen. Die Songs auf dem insgesamt 38 Tracks starken Doppelalbum sind chronologisch nach den Erscheinungsjahren der ursprünglichen Scheiben angeordnet, so dass sich der geneigte Hörer sofort in der Zeit zurechtfindet. Für eingefleischte Wilco-Anhänger lohnt sich dann sogar noch das zusätzliche Album „Alpha Mike Foxtrot: Rare Tracks 1994-2014“ auf dem auf vier CDs vor allem Songs zu finden sind, bei denen selbst der eifrigste Sammler „noch einige Überraschungen entdecken“ dürfte, wie es Produzentin Cheryl Pawelski formuliert. „Diese Zusammenstellung präsentiert eine alternative Historie der Band, so eine Art Seitenblick, und vor allem garantiert es eine Hörerfahrung, die einfach Spaß macht.“ Diesem Statement ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 5. Dezember: Björk – „Biophilia Live“ +++ Blank & Jones – „Relax Jazzed 2“ +++ Boyz II Men – „Collide“ +++ Bruce Springsteen & The E Street Band – „Agora Ballroom 1978“ +++ Donna Summer – „I’m A Rainbow“ +++ Gianna Nannini – „Hitalia“ +++ Hape Kerkeling – „Original Album“ +++ Helene Fischer – „Farbenspiel Live – Die Tournee“ +++ Neil Diamond – „The Movie Album: As Time Goes By“ +++ Robbie Williams – „Live in Tallinn“ +++ Supertramp – „Crime Of The Century“ +++ Trailerpark – „Crackstreet Boys 3“