Von J.B.O. bis Kimbra: Das sind die CDs der Woche

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Von J.B.O. bis Kimbra: Das sind die CDs der Woche

Ferienzeit in Deutschland - kein Termin für Alben ganz großer Stars. Aber ein Hort für schillernde Gestalten aller Art: Die fränkischen Blödler J.B.O. wollen den Party-Soundtrack liefern. Und dank Kimbra, Talking To Turtles und Lowlakes finden auch Freunde gediegenerer Musik neue Lieblinge.

J.B.O. – „Nur die besten werden alt“

Schmerzfreier Spaß wird nicht alt. Oder eben doch: Die fränkischen Blödelrocker J.B.O. feiern ihr 25. Bandjubiläum. Und verkünden: „Nur die besten werden alt“. Natürlich ein gediegener Seitenhieb auf die ewigen Böhsen Onkelz. Weise geworden sind JBO also nicht. Vermutlich sehr zur Freude ihrer Fans. Auf ihrem Jubiläumsalbum werden in gewohnt bodenlos durchgedrehter Manier Rockklassiker mit sägenden Gitarren neu interpretiert: Aus „Life is Life“ wird „Death is Death“ aus „School’s Out“ „Schule aus“ – und immer so weiter. Die Limited Edition kommt mit einer Live-CD. Auf der darf sich dann auch „Bolle“ wieder köstlich amüsieren.

Kimbra – The Golden Echo

Sommerhit-Flashback: Vor drei Jahren summte halb Europa die Zeile des Songwriters Gotye – „now you’re just somebody that I used to know…“. Den weiblichen Part sang damals die Neuseeländerin Kimbra. Die 24-Jährige ist aber wesentlich mehr als nur ein Hit-Sidekick. Und wenn an dieser Feststellung noch Zweifel bestanden, dann zerstreut Kimbra die mit ihrem zweiten Album „The Golden Echo“. Ein umwerfender Mix aus lässigem Soul, R’n’B, 90ies-Flair und Pop. Kimbra generiert musikalische Kraft nicht mit heftigen Sounds, sondern durch Stimme, Ideen und der eleganten Leichtigkeit, mit der sie mit großen Gesten spielt. Bei Kimbra ist der Soul nicht Mittel zum Zweck oder erstarrte Pose, sondern ein ganz gegenwärtiges Gefühl.

Talking To Turtles – „Split“

In Leipzig sprechen zwei mit Schildkröten: Claudia Göhler und Florian Sievers. Die haben sich schon lange einen ehrenwerten Platz erarbeitet – jenen als eines von Deutschlands spannendsten Indie-Folk-Projekten. Melancholie, schillernde Details und intelligente Song-Brüche sind ihr Metier. Auf „Split“ ist Perfektion angesagt: Perfekter, raumfüllender Klang für die gar nicht aufdringlichen Songs. Ein Abschied vom Rhythmuswechsel um des Wechsels willen. Auf „Split“ ist nichts übetrieben und viel sehr richtig gemacht – ein Folk-Pop-Album aus Leipzig auf internationalem Niveau.

Kyla La Grange – „Cut Your Teeth“

Mit dem klaren Stempel „Singer-Songwriter“ auf der Stirn wagt sich Kyla La Grange an ihr zweites Album – und serviert dem Hörer eine Überraschung auf kühlem Synthie-Eis: Kein Folk, noch nicht mal Gitarren sind da zu hören. Stattdessen elektronische Sounds, Pop mit Ausrufezeichen. „Cut Your Teeth“ ist ein verwirrendes Album. Alleine schon die Auswahl an Einflüssen die da zu erahnen ist: Von 80ies-Pop über Tropical und die Radio-Sounds aus der „DSDS“-Schmiede bis zum kühlen Indie-Pop The xx’s und Ace of Base. Also springt Kyla La Grange aus ihrer alten Schublade und passt in keine neue. Wer keine Angst vor Populärmusik hat, vom Radiohörer bis zum unverkrampften Indie-Kid darf gerne ein Ohr riskieren.

Lowlakes – Newborn

Mitten ins Sommerloch platzt diese wunderbare, kleine Scheibe: Lowlakes sind – tatsächlich – eine Band aus Australien mit starken Banden nach Österreich. In Vorarlberg haben sie auch die EP „Newborn“ aufgenommen. Und die Aussies packen in ihren sphärisch-traurigen Indie-Pop soviel Sehnsucht, dass die Meere (samt Bodensee) zwischen Genua und Darwin überzulaufen drohen. Nicht auf die kitschige Art – die Mischung aus dem erdwarm brummenden Bass, den wohnzimmerhaft nahen Drums, den federleicht sirrenden Gitarren und Tom Snowdons eigenartiger Stimme tut den Trick. So wird etwa der „Song For Motion“ zu einem kleinen Indie-Meisterwerk. Mehr davon gibt es auf dem Album „Iceberg Nerves“.

Und was kommt sonst noch? Das sind die wichtigsten sonstigen Veröffentlichungen am 15. August: Apecrime – „Affenbande“ +++ Bishop Allen – „Lights Out“ +++ Dilated Peoples – „Directors Of Photographie“ +++ Kristina Bach – „Leben ist Liebe!“ +++ Trans Am – „Volume X“ +++ Twin Atlantic – „Great Divide“ +++