Von Bosse bis Staubkind – das sind die CDs der Woche

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Von Bosse bis Staubkind – das sind die CDs der Woche

Zeit für Jubiläen und Feierstunden: Bosse zelebriert mit einer Live-CD seinen 15 Jahre währenden Aufstieg zur nationalen Musikgröße. Staubkind gönnen sich zum Zehnjährigen ein neues Album. Die alten Hasen John Hiatt und Yes arbeiten sich in ihre 22. und 21. Platte. Und dann gibt's da mit Alvvays noch ganz formidable Indie-Newcomer.

Bosse – „Kraniche – Live in Hamburg“

Aki Bosse hat da was zu feiern: Nämlich den fünfzehn Jahre währenden – aber letztlich erfolgreichen – Weg von leeren Musikkneipen in die ausverkauften Hallen. Das tut er standesgemäß. Mit einer Live-CD seines Auftritts in der Hamburger Sporthalle. Zu hören sind: 7.000 Zuschauer, jede Menge Euphorie auf der Bühne und im Saal und ein Querschnitt durch Bosses beliebteste Songs. Und diese Mischung taugt nicht nur für eingefleischte Fans. Mit sechsköpfiger Band und zahlreichen musikalischen Gästen streut Bosse einerseits etwas zusätzlichen akustischen Glitzer auf seinen durchaus ambitionierten Deutschpop – andererseits wirkt das alles live nochmal etwas kantiger und echter. Auch für Sympathisanten und Neu-Fans ein schönes Stück!

Staubkind – „Alles was ich bin“

Neue Abenteuer aus dem Spielplatz „deutschsprachiger Rock“: Auch die Berliner Staubkind haben was zu feiern. 10-jähriges Bandjubiläum nämlich. Dazu gibt’s ein neues Album im schillernden Breitwand-Mantel: „Alles was ich bin“ glänzt mit einem tadellosen Soundteppich aus Bassbrummen, dezent krächzenden Gitarren und meist elegant gesetzten Drumschlägen. Darüber hinweg singt Gründer Louis Manke in klarer Intonation von „Träumen“ und „Wundern“ und davon, dass es „weitergehen“ wird. Das ist kein großer kreativer Durchbruch – aber ein außergewöhnlich schlüssiges Gesamtbild aus Sound und Wort. Im Sommer ist die Band übrigens auf Tour mit Unheilig. Auch das – eine ziemlich passende Paarung.

John Hiatt – „Terms Of My Surrender“

John Hiatt ist einer der großen, älteren Männer des US-Songwriting: Mit Ry Cooder war er unterwegs; Bob Dylan, Eric Clapton und B.B. King haben seine Songs gecovert. Hiatt selbst blieb aber meist im Schatten… Eigentlich zu Unrecht. Auf seinem 22. Studioalbum „Terms Of My Surrender“ spielt Hiatt den Blues und Country. Und spielt mit dem Blues und dem Country, als wäre es eine kleine Jamsession auf einer Veranda im Mittleren Westen. Sogar Standards entlockt der 62-Jährige neuen Herzschmerz und alte Freude am Saitenspiel. Wer die ur-amerikanischen Spielarten guter Musik liebt, sollte Hiatt keinesfalls links liegen lassen.

Yes – „Heaven & Earth“

Von vergleichsweise mikrigen Jubiläen wie dem zehn- oder fünfzehnjährigen Bandbestehen sind diese Herren schon weit entfernt: Als Yes erstmal den Weg ins Plattenregal fanden, wurde das Jahr 1969 geschrieben – und Vinyl war kein Sammlerbonus, sondern das einzig relevante Medium. Nun erscheint das 21. Studioalbum der ehrwürdigen Prog-Rocker. Zu behaupten, „Heaven & Earth“ zeige ein Band, die in den 1970ern hängengeblieben ist, wäre stark übertrieben. Aber die 1980er sind in jedem Fall im Klang hängengeblieben. Cheesy Gitarren, Easy-Listening- und Rock-Geplucker, schwer hallende Drums und einschmeichelnder Gesang im Stile der 80ies sind die Maßgabe. Das ist heutzutage eher „Special Interest“ – würde aber so manchem Radiosender trotzdem nicht schlecht zu Gesicht stehen.

Alvvays – „Alvvays“

Einen Fuß in der Vergangenheit haben auch Alvvays – trotz Debütalbum. Dennoch: Der süß dengelnde Retro-Fuzz-Pop der Kanadier klingt wie eine Extraladung frischer Sommerlust. Sängerin Molly Rankin singt in schönsten Tönen von unsentimentalen Heiratsanträgen und der Leichtigkeit des Seins. Und dahinter zeichnet ihre Band mit Gitarrenrauschen und flirrenden Melodien Klangbilder von Größen wie den Smiths oder den Pains of Being Pure At Heart. Ein Indie-Pop-Wunderland! Weich, schwelgerisch und melancholisch. Das macht Lust auf einen abendlichen Roadtrip. Aber bitte über die Landstraßen.