Von Billy Idol bis Udo Jürgens: Das sind die CDs der Woche
Magazin
Musik ist ein Teil unseres Lebens
Die vierte Oktoberwoche gehört einigen nicht mehr ganz taufrischen Herren: Rock-Rebell Billy Idol meldet sich überzeugend zurück, Udo Jürgens feiert seinen Geburtstag nach und Friedrich Liechtenstein gibt ein spätes Musik-Debüt. Bush und Mark Lanegan experimentieren mit unterschiedlichem Erfolg mit ihrem Sound.
Billy Idol – „Kings & Queens of the Underground“
Auch ewige Rock-Rebellen werden nicht jünger: In gut einem Jahr feiert Billy Idol seinen 60. Geburtstag. Das richtige Alter, um eine Bilanz seiner Karriere zu ziehen, was Idol mit der fast zeitgleich zum Album erscheinenden Autobiografie „Dancing With Myself“ tut. Und auch „Kings & Queens of the Underground“, das erste Album seit fast zehn Jahren, ist über weite Strecken ein eher ruhiges, nostalgisches Werk geworden. So blickt der Veteran etwa mit dem Titelsong auf sein Leben zurück oder beschwört die „Ghosts In My Guitar“. Mit Songs wie dem ein wenig an „Rebel Yell“ erinnernden „Postcards From The Past“ oder dem Schlusstrack „Whiskey And Pills“ beweist er zwischendurch, dass er auch noch rocken kann wie eh und je. Überhaupt klingt „Kings & Queens of the Underground“, als ob die 80er für Idol nie geendet hätten, was auch an der erneuten Zusammenarbeit mit seinem bewährten Gitarristen Steve Stevens liegt. Billy-Idol-Fans dürfen bei „Kings & Queens of the Underground“ bedenkenlos zuschlagen.
Bush – „Man on the Run“
Mit „Man on the Run“ veröffentlichen die ehemaligen Grunge-Epigonen Bush das zweite Album seit ihrem Comeback 2010. In Interviews gibt Frontmann Gavin Rossdale eine eher ungewöhnliche Inspiration für das neue Werk an: Die Energie von House und EDM hätten beeindruckt. Tatsächlich tauchen hier und da elektronische Spielereien auf, dennoch bleiben Bush tief im Rock verwurzelt. Das mit der Energie hat leider auch nicht wirklich hingehauen, tatsächlich kommt „Man on the Run“ über weite Strecken etwas hüftsteif daher, die songschreiberische Größe der Bush-Glanzzeiten scheint nur ganz selten durch. Vielleicht klappt das nächste Experiment ja besser.
Mark Lanegan Band – „Phantom Radio“
Wie man gekonnt die verschiedensten Einflüsse kombiniert, zeigt der vielseitige Mark Lanegan auf seinem neunten Soloalbum „Phantom Radio“. Den Blues hat der frühere Screaming-Trees-Frontmann einstweilen hinter sich gelassen, stattdessen verströmt „Phantom Radio“ düsteres Americana-Flair, wunderbar ergänzt durch elektronische Wave- und Krautrock-Anleihen. Lanegans gewohnt überragender Gesang, der hier gelegentlich an einen post-gotischen Johnny Cash erinnert, macht „Phantom Radio“ endgültig zu einem herrlich morbiden Ausnahmewerk.
Friedrich Liechtenstein – „Bad Gastein“
Friedrich Liechtenstein erlangte als „Supergeil“-Opa virale Berühmtheit, mit „Bad Gastein“ will das Berliner Original nun beweisen, dass sich ein ernstzunehmender Künstler hinter dem Werbe-Phänomen verbirgt. Und tatsächlich haben Liechtenstein und das Produzenten-Duo Carl Schilde und Anselm Venezian Nehls ein reizvolles Konzeptalbum über den mystischen Kurort Bad Gastein erschaffen. Romantischer Elektropop trifft auf Klassik-Elemente, drohende Kitsch-Untiefen werden gekonnt umschifft. Liechtenstein selbst erweist sich als charmanter Entertainer und humorvoller Erzähler, der ganz sicher mehr drauf hat als eine Youtube-Eintagsfliege.
Udo Jürgens und seine Gäste – „Mitten im Leben – Das Tribute Album“
Am 30. September feierte Udo Jürgens seinen 80. Geburtstag. Das ZDF würdigt den großen Entertainer am Samstag (18.10.) mit einer Geburtstagsgala, und da die Show natürlich längst im Kasten ist, steht die CD dazu schon jetzt in den Läden. Eine bunte Mischung von Künstlern zieht auf „Mitten im Leben – Das Tribute Album“ den Hut vor Jürgens und interpretiert seine größten Hits. Deutsche Stars wie Helene Fischer und Tim Bendzko sind ebenso vertreten wie internationale Größen wie Chris de Burgh und Jamie Cullum. Am interessantesten sind die etwas ausgefalleneren Versionen, wenn etwa LaBrassBanda „Es wird Nacht, Señorita“ ihren Stempel aufdrücken und Santiano „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ in den Pub holen. Gelegentlich greift auch der Meister selbst zum Mikrofon, und auf der beigefügten zweiten CD wird deutlich, dass die Originalversionen trotz Allem nicht zu toppen sind.
Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 17. Oktober: And You Will Know Us By The Trail Of Dead – „IX“ +++ Fritz Kalkbrenner – „Ways Over Water“ +++ Julian Casablancas + The Voidz – „Tyranny“ +++ Kiesza – „Sound Of A Woman“ +++ Nicole Scherzinger – „Big Fat Lie“ +++ Slipknot – „.5: The Gray Chapter“ +++ T.I. – „Paperwork“ +++ The Ting Tings – „Super Critical“ +++ Thurston Moore – „The Best Day“ +++ Veysel – „Audiovisuell“