Vegane Küche für die ganze Familie

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Vegane Küche für die ganze Familie

Vegane Ernährung ist längst nicht mehr nur umweltbewussten Großstadt-Singles vorbehalten. Moderatorin und Journalistin Jasmin Hekamti findet, dass dem Verzicht auf tierische Produkte eine logische Erklärung zu Grunde liegt - die auch Kinder verstehen.

Wer sich vegan ernähren möchte, verzichtet ganz selbstverständlich auf Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Käse. ZDF-Moderatorin und Journalistin Jasmin Hekmati ist überzeugte Veganerin – und auch ihre beiden Kinder und ihr Mann ernähren sich ohne tierische Produkte. Was für den ein oder anderen dogmatisch klingen mag, ist für die 38-Jährige nur logisch. In „Das vegane Familienkochbuch“ (Ars Vivendi Verlag, 192 Seiten, 24,90 Euro) gibt Hekmati Tipps für vegane Ernährung. Im Interview mit spot on news erklärt sie zudem, wie ihr Familienalltag ohne Fleisch und Co. aussieht.

Vegan für die ganze Familie – werden denn da alle glücklich?

Jasmin Hekmati: Bei uns zu Hause schon. Wir sind eine ziemlich verfressene Familie, die viel Wert auf Genuss legt, und das geht wirklich auch ohne Tier sehr gut. Mein Mann und ich gehen oft mit den Kindern einkaufen und kochen uns zusammen was Leckeres. Unsere Kinder werden mit veganem Essen groß und finden es ganz normal. Es ist ja so: Was wir gerne essen, wird zum großen Teil in der frühen Kindheit geprägt. Nicht umsonst finden auch viele Erwachsene, dass nichts übers Essen bei Mama geht.

Wie erklären Sie Ihren Kindern, warum sie keine tierischen Produkte essen?

Hekmati: Erklären nicht alle Eltern ihren Kindern, dass man bei Katz‘ und Hund „Ei“ macht und nicht haut? Die Regel, die wohl bei den meisten Familien gilt, nämlich, dass man anderen fühlenden Lebewesen nicht weh tun darf, endet bei uns einfach nicht am Tellerrand. Wir essen nichts von Tieren, weil wir ihnen kein Leid zufügen wollen. Das ist eigentlich ziemlich einfach und wird auch von kleinen Kindern gut verstanden. Ich frage mal andersherum: Wie erklären andere Eltern ihren Kindern, dass man Tieren nicht absichtlich wehtun darf, dass das aber nicht für die Tiere gilt, die wir so gerne essen oder deren Milch wir gerne trinken. Das ist doch eigentlich viel unlogischer und schwerer zu begreifen.

Und wenn die Kinder dann aber doch mal probieren wollen?

Hekmati: Wir sind keine Dogmatiker. Bei uns zu Hause gibt es nichts vom Tier, aber unterwegs mit anderen Kindern lässt sich das nicht immer einhalten. Unser Sohn ist fast vier und findet Fleischessen inzwischen selbst nicht ok. Und bei Milchprodukten sind wir nicht so streng. Wenn es zum Beispiel Geburtstagskuchen gibt, dürfen unsere Kinder selbstverständlich probieren. Meist bringen wir bei Einladungen selbst was Leckeres mit, das übrigens nicht nur unsere eigenen Kinder überzeugt. Wir wollen, dass unsere Kinder sich nicht ausgeschlossen fühlen und aus Spaß und Überzeugung mitmachen.

„Das vegane Familienkochbuch“: Essen ohne tierische Produkte

Gerade Kinder lieben Süßigkeiten und Schokolade, welche veganen Alternativen gibt es dafür?

Hekmati: Vegane Schokolade gibt es in 1000 Varianten. Im normalen Supermarkt sind das vor allem die Zartbittersorten ohne Milch. Auch hier gilt: Geschmack ist Gewöhnungssache. Kinder, die normalerweise pappsüße Kinderschokolade bekommen, finden Dunkle vielleicht zu herb. Unsere finden sie aber toll, weil sie Schokolade so kennen. Und ganz nebenbei ist sie so auch noch viel gesünder. Auch Gummibärchen gibt es vegan. Und bei uns zu Hause funktionieren auch Trockenfrüchte, vor allem Mango und Aprikose, sehr gut.

Vegane Küche klingt für den Familienalltag erst mal sehr aufwendig…

Hekmati: Unsere vegane Küche ist eigentlich nicht aufwändiger als jede andere Küche, die Wert auf frische Zutaten und frische Zubereitung legt. Hin und wieder gibt es natürlich auch bei uns TK-Gemüse. Hülsenfrüchte und Reis oder anderes Getreide kann man am Vorabend einweichen, dann ist es im Handumdrehen gekocht. Und auch ohne Vorbereitungen lässt sich in 15 Minuten ein leckeres Pastagericht mit Gemüse zubereiten.

Was essen Sie zum Beispiel als Alternative zu Käse?

Hekmati: Aufs Brot essen wir gerne selbstgemachten Cashewfrischkäse – einfach eingeweichte Cashews pürieren und mit Gewürzen und Kräutern verfeinern. Auch andere selbstgemachte Aufstriche aus gegrilltem Gemüse oder Hülsenfrüchten sind toll. Wenn es schnell gehen soll, kaufen wir Aufstriche aus dem Glas oder Pilzpasteten. Auch fein aufgeschnittener Räuchertofu mit Gürkchen und Tomaten schmeckt lecker. Und inzwischen gibt es sogar tolle kleine Käsereien, die aus Cashews und anderen Nüssen hervorragenden Käse machen.

Wie sieht es mit veganen Alternativen zu Eiern aus?

Hekmati: Köstlich als Eiersatz aufs Brot schmecken Avocadoscheiben gewürzt mit Kala Namak. Das ist ein indisches Salz, das es im Bioladen oder beim Asiaten gibt. Schmeckt tatsächlich nach hartgekochten Eiern. Kala Namak verwende ich auch gerne, um Scrambled Tofu mit Mandelmus eine feine Eiernote zu geben, das ist die perfekte Alternative zu Rührei. Zum Backen und Binden verwende ich je nach Funktion gerne Johannisbrotkernmehl, gemahlene Leinsamen, Sojamehl oder Tapiokastärke. Wer einen Allroundersatz sucht, findet praktische Mischungen aus verschiedenen Mehlen im Reformhaus oder im veganen Supermarkt.

Kommt ein Veganer tatsächlich auch ohne Nahrungsergänzungsmittel aus?

Hekmati: Wer seine Mahlzeiten bunt und abwechslungsreich zusammenstellt – und sich davor mit den Grundregeln vertraut gemacht hat – braucht keine Nahrungsergänzungsmittel. In meinem Buch erkläre ich genau, worauf es ankommt. Einzige Ausnahme ist das Vitamin B12, das nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht ausreichend in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt. Aber es wird geforscht, ob einige Algenarten gute B12-Lieferanten sein könnten.

Was hat sich in Ihrer Familie verändert, seit sie vegan leben?

Hekmati: Eigentlich nicht so schrecklich viel. Vielleicht leben wir insgesamt etwas bewusster. Ich finde es wichtig, meinen Kindern Respekt und Achtsamkeit für sich selbst und ihren Körper, aber eben auch für andere Lebewesen mitzugeben. Genau das bedeutet für mich vegan Sein. Für mich ist das einfach eine positive Lebenseinstellung, mit der wir uns als Familie sehr wohl fühlen, sowohl körperlich als auch seelisch. Es tut einfach gut, auf sich und andere zu achten.