„Und morgen Mittag bin ich tot“ im Kino: „Das lässt einen nicht kalt“

Magazin

„Und morgen Mittag bin ich tot“ im Kino: „Das lässt einen nicht kalt“

Lea ist 22, todkrank und reist in die Schweiz, um Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Ihre Familie soll an ihrem letzten Tag bei ihr sein. Aber vor allem ihre Mutter will ihre Entscheidung nicht akzeptieren. "'Und morgen Mittag bin ich tot' ist ein Film, der an die Nieren geht", erklärt Produzent Peter Heilrath im Interview.

Eine 22-jährige unheilbar an Mukoviszidose erkrankte Frau reist in die Schweiz, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen: Der Film „Und morgen Mittag bin ich tot“ ist ab dem heutigen Donnerstag im Kino zu sehen. Per SMS ruft die todkranke Lea (Liv Lisa Fries) ihre Schwester Rita (Sophie Rogall), Oma Maria (Kerstin de Ahna) und auch ihre Mutter Hannah (Lena Stolze) zu sich nach Zürich, um ihren Geburts- und Todestag im Kreis der Familie zu verbringen. Doch dort prallen Welten aufeinander, denn Leas Mutter ist überhaupt nicht bereit, das Leben ihrer Tochter kampflos aufzugeben.

„Im Kinosaal herrscht eine unglaubliche Atmosphäre, man merkt, dass die Leute bewegt sind, das lässt einen selbst auch nicht kalt. Das geht an die Nieren“, sagt Produzent Peter Heilrath, der sich bei vielen Vorführungen in der letzten Zeit noch mal das Ende des Films angesehen hat, im Interview mit spot on news: „Das packt mich jedes Mal wieder.“ Das Ende sei nicht von Grund auf negativ, aber bewegend.

Liv Lisa Fries wurde für die Darstellung der todkranken Lea bereits mit dem Bayerischen Filmpreis und dem Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. „Liv hat sich in eine Art und Weise in diese Arbeit hineingekniet, die man von keinem Schauspieler hätte erwarten können. Sie hat sich ein halbes Jahr intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt, auch Mukoviszidose-Kranke getroffen. Das war schon schwer beeindruckend. Deswegen sind diese beiden Preise auch unglaublich berechtigt“, sagt Heilrath.

Heilrath, dessen Produktion „Die Frau von früher“ für den Grimme-Preis nominiert ist, freut sich auch persönlich über die Auszeichnungen: „Es tut natürlich auch dem Ego ein klein wenig gut.“ Solche Preise seien aber auch wichtig, um in der Branche wahrgenommen zu werden, und um die nächsten anspruchsvolleren Filme finanzieren zu können. „Das ist nicht nur Spielerei, sondern hat auch tatsächlich einen erheblichen geschäftlichen Wert.“

Und der Produzent ist sich bei „Und morgen Mittag bin ich tot“ sicher: „Diejenigen, die reingehen, werden diesen Film lieben.“ Die Reaktionen seien bisher sehr gut gewesen. „Allerdings bin ich auch realistisch: Das ist ein hartes Thema, viele werden Berührungsängste haben. Deshalb bin ich vorsichtig mit den Erwartungen. Ich hoffe, dass die Leute, die ihn gesehen haben, genügend Mundpropaganda machen. Dann kann sich schon eine kleine Lawine loslösen.“

Der Film ist laut Heilrath auch ein Beitrag zur Sterbehilfe-Debatte. Interessant sei, erklärt der Produzent, dass es in Deutschland nicht nur um die Rechte des einzelnen geht, der in solchen ausweglosen Situationen sterben möchte. „Es geht skurrilerweise auch um die Rechte der Ärzte. Hierzulande findet durchaus in einem versteckten, aber umfangreichem Maße Sterbehilfe statt, zum Beispiel wenn Schmerzmittel am Ende hoch dosiert werden und die Leute mehr oder weniger wegschlummern. Aber gerade in diesen Grenzbereichen werden die Ärzte allein gelassen, weil es ein fast rechtsfreier Raum ist.“ Da sei die Politik in der Tat gefordert, „endlich Klarheiten zu schaffen“, meint Heilrath. „Insofern hat der Film in jedem Fall auch eine politische Botschaft.“

Obwohl in jüngster Vergangenheit vor allem deutsche Komödien Erfolge im Kino feierten, sieht Produzent Heilrath kein Risiko darin, so schwere Themen in Angriff zu nehmen: „Ich bin froh, Filme zu machen, die anecken und anspruchsvoller sind. Meine Bank würde mir sicher raten, mehr populäre Filme zu machen. Ich kann nicht erwarten, mir über die Kinozahlen ein goldenes Näschen zu verdienen. Ich muss vorher sehen, dass in die Kalkulation eines Filmes so viel eingebaut ist, dass man als Produzent am Ende auch seine Miete zahlen kann. Aber lieber mache ich mir einen Namen mit anspruchsvollen Filmen als mit großen Kino-Knallern.“