TV On The Dancefloor

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TV On The Dancefloor

Nach der Krise kommt der Pop: Ob die New Yorker Kritikerlieblinge TV On The Radio nach dem Tod ihres Bassisten überhaupt noch einmal ein Album aufnehmen würden, stand lange in den Sternen. Doch nun sind sie zurück - und klingen optimistischer als je zuvor.

Seit Anfang der Nullerjahre sind TV On The Radio für ihren Sound gefeiert worden, der alles, was sich in Brooklyns Straßen so rumtrieb, auf einen Silberling zu pressen schien. Es gab verzückte Kritiker, eine Grammy-Nominierung, unzählige „Album des Jahres“-Auszeichnungen, David Bowie als Fan und TVOTR-Untermalung bei „Breaking Bad“.

Aber 2011 änderte sich alles: Brooklyn war mittlerweile durchgentrifiziert und Dave Sitek, der nebenbei auch die Alben für Kelis oder Foals produzierte, immer frustrierter von den Mechanismen des Musikbusiness. Was zehn Jahre nach dem ersten Ton dieser Band in einem alles in Frage stellenden Schicksalsschlag mündete: dem überraschenden Lungenkrebs-Tod von Bassist Gerard Smith. 2011 wusste niemand mehr, ob oder wie es weitergehen sollte mit TV On The Radio.

Die Band am allerwenigsten. In einer Auszeit machten sich alle verbliebenen Mitglieder Gedanken, ob sie das Projekt überhaupt noch weiterführen wollten. Und wurden sich, nachdem einmal alles in Frage gestellt wurde, darüber bewusst, dass Weitermachen doch die einzige Möglichkeit ist. Drei Jahre später sind sie nun zurück, mit einem Album, das weitaus zugänglicher klingt, als man es von TV On The Radio jemals erwartet hätte.

Auf „Seeds“ scheint es fast, als hätte die Band nach der Trauerphase zu neuem Optimismus gefunden. Schon der Titel der ersten Single verdeutlicht dies: „Happy Idiot“. Ein Song, der die typische Kauzigkeit von TVOTR mit einer unwiderstehlichen Melodie paart, sodass jede Tanzfläche unter den Füßen ihrer Feiernden wohlig jauchzen wird. Jeder zackige Song dieses Albums wartet mit einer Melodie auf, die man schnell – und vor allem auch gerne – im Ohr behält.

Auch Melancholie und Nachdenklichkeit haben Platz auf diesem beeindruckend vielseitigen Album, das in Gänze wirkt, wie der Screenshot eines sehr geschickt zusammengepuzzelten Tetris-Spiels. Mal wieder prallen hier sämtliche Subkulturen aufeinander: Funk auf Gospel auf Post-Punk auf Soul auf Elektro auf Art Rock. Der Pop fungiert als Bindemittel, als Superkleber, der das bunte Gemisch zusammenhält. Und für verdammt gute Laune sorgt.