Tubbe: „Freiheit dem Wahnsinn!“

Magazin

Tubbe: „Freiheit dem Wahnsinn!“

Das Electro-Duo Tubbe entzieht sich jeglichen Kategorien - und das ist gut so. Mit spot on news haben sich Steffi Jakobs und Klaus Scheuermann über den Spaß an Wortspielen und das chaotisch-schöne Leben in Berlin unterhalten.

Tubbe lassen sich nicht so leicht in eine Schublade stecken. Klar, an sich kann man das Duo aus Steffi Jakobs und Klaus Scheuermann auch ohne große Bedenken in den Electro-Topf werfen. Aber sonst? Wie schon der Vorgänger steckt ihr zweites Album „Keine Arbeit lieber Tanzen“ voller Widersprüche. Was soll man auch von einer Scheibe halten, auf der so unterschiedliche Gast-Stars wie Egotronic-Frontmann Torsun und Jazzmusiker Joachim Kühn zu hören sind? Ganz schön viel, denn der eklektisch-frische Stilmix überzeugt auf ganzer Linie. Mal klingen Tubbe dabei fröhlich, mal traurig, auch die Texte wechseln zwischen absurdem Humor und sanfter Melancholie. Und auch ein politischer Unterton lässt sich hier und da ausmachen.

Tanzen gegen Nazis?

Als Band mit Mission sehen sich Tubbe allerdings auch wieder nicht: „Welche Mission soll man nehmen?“, fragt Jakobs im Interview mit spot on news. „Mehr Eis in Schulkantinen? Korrekte Kommasetzung in Facebook-Kommentaren? Tanzen gegen Nazis? Es gibt so viele Optionen. Ich würde sagen, dass wir eine Band mit der Fähigkeit zu Verstand sind und dieser Fähigkeit auch gerne und des Öfteren nachgehen. Zudem erheitert uns Ironie und das Spiel mit Worten.“ Trotz der Freude am Wortspiel sei es allerdings tatsächlich Zufall, dass die Anfangsbuchstaben des Titels sich auch als „kalt“ lesen lassen. „Klausen ist allerdings in einem ausgiebigen Freudentaumel, seit er entdeckt hat, dass ‚Keine Arbeit lieber Tanzen‘ das Wort ‚kalt‘ ergibt“, erzählt Jakobs „Ich bin mir nicht sicher, welche Vorteile er aus dieser Erkenntnis zieht, freue mich aber über seine Glückseligkeit.“

Einen eher zwiespältigen Umgang pflegt das Duo mit Tubbär, dem „heißgeliebten und hochverehrten“ Bandmaskottchen: „Wir gehen garstig um mit den Dingen, die wir schätzen.“ In dem Video zur zweiten Single „Dummheit sticht Armut“ wird dem Teddy dann auch einiges zugemutet: An einer Kette führen Tubbe ihren plüschigen Freund durch Berlin, schließlich muss er in einem Hinterhof gegen ein riesiges Schwein kämpfen. Nach dem Sieg wird er dafür standesgemäß auf Händen getragen.

Loblied auf die Wahlheimat Berlin

Dem rauen Charme ihrer Wahlheimat Berlins huldigen Tubbe nicht nur in ihren Videos, sondern nun auch in dem Song „In Berlin“. Noch vor dem Debüt-Album waren Jakobs und Scheuermann aus München in die Bundeshauptstadt gezogen. Für Jakobs nach wie vor die richtige Entscheidung – „Wobei… vielleicht würden wir mittlerweile mit Bon Jovi durch die Welt touren und einen eigenen Hubschrauber besitzen, wenn wir in München geblieben wären“, spekuliert sie. „So genau weiß man es nicht. Aber da Berlin sehr reizend und zuvorkommend zu uns ist, wollen wir es nicht mit gemeinen Mutmaßungen vergraulen.“

Tubbe genießen jedenfalls das Leben in der Hauptstadt, gerade weil es manchmal etwas chaotisch zugeht: „Man sieht sich in Berlin mit einer gehörigen Portion Irrsinn konfrontiert, in welcher Form er nun daherkommt, sei dahingestellt“, sagt Jakobs. „U-Bahnfahren ist ein Abenteuer, Schnaps zum Frühstück nichts Verwerfliches und ein Flughafen, der einfach mal ein paar Jahre zu spät fertig wird, auch komplett im Rahmen. Freiheit dem Wahnsinn!“