„Trash“: Ein Film über, aber nicht immer für Kinder

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„Trash“: Ein Film über, aber nicht immer für Kinder

Alles andere als "Trash": Im neuen Film von Stephen Daldry geht es um Freundschaft, Korruption und ein großes Abenteuer dreier Kinder.

Schon mit „Billy Elliot“ bewies der dreifach Oscar nominierte Regisseur Stephen Daldry eindrucksvoll, dass er ein Händchen dafür hat, Kinder-Darsteller zu Höchstleistungen zu animieren. Sein neuester Film „Trash“, der in den bettelarmen Slums Brasiliens spielt, stellt da keine Ausnahme dar. Doch auch wenn im Zentrum der Erzählung trotz Stars wie Martin Sheen und Rooney Mara ganz klar die Abenteuer der drei Kids von der Müllhalde stehen, für ein gleichaltriges Publikum erscheint der Film trotz FSK-Freigabe ab 12 Jahren stellenweise nicht geeignet.

Die drei Musketiere Brasiliens

Die Freunde Raphael (Rickson Tevez) und Gardo (Eduardi Luis) leben in ärmlichsten Verhältnissen. In maroden Wellblech-Hütten hausen die Teenager direkt an ihrem Arbeitsplatz: Einer gigantischen Müllhalde, die sie tagtäglich nach etwas Brauchbarem durchwühlen. Tatsächlich findet Raphael eines Tages eine Brieftasche. Wesentlich interessanter als das Bargeld darin ist für die Kids jedoch eine Sammlung an Hinweisen und Zetteln, die ein großes Abenteuer versprechen. Das beweist auch die Tatsache, dass sich die durch und durch korrupte Polizei ungemein für den Fund interessiert. Doch weder Rafael noch Gardo sind willens, den Cops die Brieftasche auszuhändigen.

Gemeinsam mit ihrem Kumpel Rato (Gabriel Weinstein) begeben sie sich stattdessen auf eine gefährliche Schnitzeljagd, um die Geschichte von José Angelo, dem einstigen Besitzer des Portemonnaies, zu entschlüsseln. Mit jedem gelösten Rätsel rückt ihnen aber der sadistische Polizist Frederio (Selton Mello) näher auf die Fersen und schreckt selbst nicht davor zurück, über Leichen zu gehen, um in den Besitz der Tasche zu kommen. Worauf haben sich die drei Freunde nur eingelassen?

Streckenweise harter Tobak

Die Geschichte über die drei Freunde, die auf ihres Suche nach der Wahrheit gemeinsam durch Dick und Dünn gehen, ist zu keiner Sekunde langweilig. Mit jedem neuen Hinweis wird in dem Film, der viel mit Rückblicken agiert, clever das Geheimnis über die gefundene Brieftasche und deren Besitzer gelüftet. Wenn die ungewöhnlichen Helden durch die Slums Brasiliens flitzen, erinnert das optisch zudem nicht selten an den Oscar prämierten Film „Slumdog Millionär“ von Danny Boyle.

Was aber wie ein toller Abenteuerfilm für Jugendliche klingt, ist mitunter wirklich harte Kost. Ein Mann, der gleich zu Beginn des Streifens blutüberströmt gefoltert wird etwa. Ein ähnliches Schicksal wiederfährt wenig später gar einem Kind. Ohne jeden Zweifel war es Regisseur Daldry wichtig, die soziale Ungerechtigkeit in diesem Teil der Welt so schonungslos und real wie möglich darzustellen. In diesen Momenten muss sich der Filmemacher aber auch fragen, wer denn eigentlich seine Zielgruppe für den Streifen sein soll. Denn gerade für einen zwölfjährigen Kinogänger kann der harte Beginn des Films ein Stolperstein werden.

Ist dieser Moment aber überstanden, bei dem selbst erwachsene Zuschauer unruhig in ihrem Kino-Sitz hin und her rutschen dürften, entfaltet „Trash“ sein volles Potenzial. Beeindruckend ist, wie Daldry die komplexe Story so erzählt, dass sie auch jüngere Zuschauer nicht maßlos überfordert. So läuft nach rund 110 Minuten der Abspann des Films, der die Kinogänger mit einem guten Gefühl in den Abend entlässt.

Hollywood-Power am Rande

Natürlich wird bei den Werbe-Kampagnen zu „Trash“ der US-amerikanische Cast oft und gerne genannt. Interessierte Zuschauer sollten sich aber darüber bewusst sein, dass sowohl Martin Sheen, als auch Rooney Mara vergleichbar kleine Rollen haben. Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf den drei Kindern und ihrer eigenwilligen Recherche. Dennoch nutzen beide US-Mimen die wenigen Momente, die sie im Film haben, um gute Eigenwerbung zu betreiben. Gerade Sheen als desillusionierter Priester, mürbe gemacht durch dessen Kampf gegen die Windmühlen der korrupten Regierung, liefert eine tolle Performance ab.

Fazit

Gerade zu Beginn braucht „Trash“ etwas, um sich auf die richtige Mischung aus Härte und Abenteuerfilm einzupendeln. Denn auch ohne graphische Gewalt ist der Streifen von Regisseur Daldry zu jeder Zeit spannend inszeniert und zieht einen in seinen Bann. Das liegt nicht zuletzt an den drei talentierten Kindern, die selbst gestandene Hollywood-Stars wie Martin Sheen und Rooney Mara in nichts nachstehen.