„Trainspotting“: Deswegen ist das Junkie-Drama Kult

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„Trainspotting“: Deswegen ist das Junkie-Drama Kult

1996 kam ein Film in die Kinos, der bis heute die Kino-Gemeinde wegen seiner schonungslosen Darstellung von Heroin-Junkies spaltet. Jetzt, 20 Jahre später, machen sich Regisseur Danny Boyle und Co. auf, eine "Trainspotting"-Fortsetzung zu drehen. Doch warum sind die schmuddeligen Post-Punk-Anti-Helden um Ewan McGregor bis heute Kult?

1996 kam ein Meilenstein der Film-Geschichte in die Kinos: Trotz geringer Produktionskosten wurde das Junkie-Drama „Trainspotting“ um eine nichtsnutzige, schmuddelige Post-Punk-Clique in Schottland zum weltweiten Kino-Erfolg. Doch nicht nur finanziell schlug der Film ein, sondern auch Kritiker loben den Danny-Boyle-Film bis heute über den Klee. Jetzt, 20 Jahre später, soll es eine Fortsetzung geben. Doch warum bewegt dieser Drogen-Film bis heute eine ganze Generation? Fünf Gründe, warum „Trainspotting“ Kult-Status erhielt.

Die Geburtsstunde von Ewan McGregor

Der Schotte Ewan McGregor (44) war vor „Trainspotting“ nur eingefleischten Cineasten ein Begriff. Regisseur Danny Boyle (58) arbeitete bereits 1994 in „Kleine Morde unter Freunden“ mit dem Schauspieler zusammen. Seinen Durchbruch feierte McGregor allerdings mit seiner Darstellung des Anti-Helden Mark Renton in dem Junkie-Drama von 1996. Für seine Rolle nahm er satte 15 Kilo ab, um den drogenabhängigen Mittzwanziger realistisch darstellen zu können. Zwei Monate verzichtete McGregor auf jegliche Süßspeisen und Alkohol. Bis kurz vor Drehbeginn teilte er sich übrigens eine Wohnung in London mit seinem „Trainspotting“-Kollegen Jonny Lee Miller (42) und einem gewissen Jude Law (42).

Der unglaublich gute Soundtrack

Lou Reed (1942-2013) und Iggy Pop (68) hatten Anfang der 90er-Jahre ihren Zenit eigentlich schon lange hinter sich gelassen. Dank des Soundtracks von „Trainspotting“ wurden diese beiden Künstler allerdings zurück in die erste Liga gespült. So feierten Jahrzehnte alte Songs wie der Iggy-Pop-Klassiker „Lust for life“ oder die melancholische Lou-Reed-Hymne „Perfect Day“ eine nie für möglich gehaltene Renaissance. Neben diesen Klassikern mischten die Macher allerdings auch zeitgemäße Brit-Pop-Größen wie Pulp oder Blur in den Sound des Films. Die erste CD, die mit dem Filmstart in den Handel kam, war so erfolgreich, dass im Oktober 1997 sogar noch ein zweites Album mit Liedern aus dem Film in den Handel kam, die es aus Platzgründen nicht auf die erste Scheibe geschafft hatten.

Die Dialoge und Sprache

Im Original wird fast ausschließlich ein mit zahlreichen Slang-Ausdrücken durchsetztes schottisches Englisch gesprochen, wodurch der Film nur schwer verständlich ist. Sogar in der amerikanischen Version wurden die ersten 20 Minuten wegen des harten schottischen Dialekts synchronisiert. Doch auch in der deutschen Fassung geht nicht viel von der Authentizität der Gossen-Sprache von „Trainspotting“ verloren. Die Dialoge sind über die gesamte Spielzeit messerscharf, zynisch und erinnern stark an den Stil von Quentin Tarrantino. Legendär wurde der Monolog von Renton, der seine Ablehnung auf das spießbürgerliche Leben untermauert und mit den Worten endet: „Sag ja zur Zukunft, sag ja zum Leben. Aber warum sollte ich das machen? Ich habe zum ja sagen nein gesagt. Die Gründe? Es gibt keine Gründe. Wer braucht Gründe, wenn man Heroin hat?“

Die schonungslose Darstellung von Drogenkonsum

Nein, „Trainspotting“ verharmlost nicht den Konsum von harten Drogen, auch wenn ihm das von konservativer Seite des Öfteren vorgeworfen wurde. Ganz im Gegenteil: Durch die realistische Darstellung der gezeigten Drogenkarrieren schuf Boyle gemeinsam mit Drehbuchautor John Hodge ein mahnendes Werk ganz ohne erhobenen Zeigefinger und moralsaures Besserwissertum. Gerade der dargestellte Widerspruch zwischen den lustigen Szenen innerhalb der Clique und dem allgegenwärtig lauernden Drogentod macht den Film zum Meisterwerk – und zum Mahnmal für jeden versuchten Jugendlichen.

Der Schlusspunkt der Punk-Ära

In den 70er-Jahren schwappte eine völlig neue Jugendkultur von Großbritannien aus über die Welt: der Punk. Angetrieben durch Rebellion gegen das Establishment verliehen junge Briten ihrem alternativen Lebenstil vor allem durch Musik und einem unangepassten Aussehen Ausdruck. In den 80er-Jahren wandelte sich die anfängliche Aggression durch die düstere Post-Punk-Bewegung schnell in Depression, und Anfang der 90er-Jahre versank die Szene dann endgültig im Drogensumpf und damit in der Bedeutungslosigkeit. Mit „Trainspotting“ setzten die Macher einen filmischen Schlusspunkt der zugrunde gehenden Punk-Ära und damit einen Meilenstein, was bis heute von zahlreichen Kritikern bejubelt wird.