Tom Jones: Der ergraute „Tiger“ wird 75

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Tom Jones: Der ergraute „Tiger“ wird 75

Er war ein Superstar der 60er und gehört auch heute noch zu den großen Entertainern: Sir Tom Jones wird am heutigen Sonntag 75 Jahre alt.

Als Thomas Jones Woodward am 7. Juni 1940 in dem walisischen Dorf Treforest in eine Bergarbeiterfamilie hineingeboren wurde, hätte ihm wohl keiner eine Weltkarriere als Musikstar vorhergesagt. Sein Talent zeigte sich freilich früh, Jones sang im Schulchor und trat auf Hochzeiten auf. Mit 12 erkrankte er an Tuberkulose und war zwei Jahre an sein Bett gefesselt. Bis heute beschreibt Jones diese Zeit als die schlimmste seines Lebens. Abwechslung im Krankenalltag bot die Musik: Im Radio lauschte Jones angesagten Blues- und Rock’n’Roll-Größen wie Solomon Burke und Little Richard und vor allem seinem großen Idol Elvis Presley, die seinen Gesangsstil nachhaltig beeinflussten.

„Größter Sänger der Welt“

An eine große Musikkarriere war allerdings nicht so schnell zu denken. 1956 brach Jones die Schule ab, danach arbeitete er unter anderem als Bauarbeiter und Staubsaugervertreter. Im März 1957 heiratete er seine Jugendliebe Linda Trenchard, da diese schwanger war – beide waren damals erst 16 Jahre alt, Sohn Mark kam bereits einen Monat später auf die Welt. Ab 1963 machte er dann Ernst mit der Musik: Unter dem Pseudonym „Tommy Scott“ tingelte er als Frontmann der Beatgruppe The Senators durch die Clubs. Bei einem Auftritt entdeckte Manager Gordon Mills Jones. Fest davon überzeugt, „den größten Sänger der Welt“ gefunden zu haben, holte er ihn nach London. Mills war es auch, der ihm „Tom Jones“ als Bühnennamen nahelegte – er wollte damit an den Erfolg der gleichnamigen Fielding-Verfilmung anknüpfen.

Nach dem Flop „Chills and Fever“ gelang Tom Jones mit seiner zweiten Single „It’s Not Unusual“ der Durchbruch. Der Song schoss auf Platz eins der britischen Charts und feierte auch in den USA große Erfolge. Jones wurde einer der größten britischen Stars der 60er, er sang den Titelsong zum James-Bond-Abenteuer „Feuerball“, wurde in den USA mit einem Grammy geehrt und lernte sein Idol Elvis kennen. Auch den Rest der 60er Jahre über jagte ein Hit den nächsten, darunter Evergreens wie „Green, Green Grass of Home“, „Delilah“ und „Help Yourself“.

Sexsymbol und Frauenheld

Seinen Ruhm verdankte Jones nicht nur seiner Ausnahmestimme. In knallengen Hosen und offenen Hemden, die sein üppiges Brusthaar zur Geltung brachten, wurde der „Tiger“ zum Sexsymbol. Auch abseits der Bühne pflegte er den Ruf als Womanizer: Zu seinen Glanzzeiten habe er im Jahr bis zu 250 Groupies vernascht, erzählte Jones einmal. Dazu kamen Affären mit Promi-Ladies wie Supremes-Sängerin Mary Wilson und der Miss World von 1973, Marjorie Wallace. Kult-Gruselmoderatorin Elvira (bürgerlich Cassandra Peterson) erzählte Jahre später, Jones habe sie entjungfert. Aus einer Liebelei mit dem Model Katherine Berkery ging Ende der 80er ein unehelicher Sohn hervor. Trotz allem hält Jones‘ Ehe mit seiner Frau Linda bis heute. Einmal wenigstens hat Linda ihren Gatten ordentlich verprügelt, nachdem sie aus der Zeitung von einer weiteren Affäre erfahren hatte, wie dieser später in einer Talkshow gestand.

Ab Anfang der 70er wurde es um Jones ein wenig ruhiger, ganz von der Bildfläche verschwand der Sänger allerdings nie. Häufig trat Jones in seimer Wahlheimat Las Vegas auf, wohin er vor dem britischen Fiskus geflohen war. 1999 gelang ihm mit dem Album „Reload“ ein glänzendes Chart-Comeback. Die Sammlung von Duetten mit Stars wie Robbie Williams und Natalie Imbruglia traf den Nerv der Zeit, besonders erfolgreich wurden die Singles „Sex Bomb“ mit Mousse T und „Burning Down the House“ mit den Cardigans. An den Erfolg von „Reload“ konnte Jones mit den folgenden Scheiben nicht mehr anknüpfen, dafür wurde er 2006 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Seit 2012 ist Jones Juror bei „The Voice UK“.

Der „Tiger“ trägt heute Grau

Wie es sich für einen Ritter gehört, ist aus Sir Tom Jones inzwischen ein gesetzter Gentleman geworden. Die engen Hosen hatte sein Sohn Mark bereits Mitte der 80er in die Mottenkiste verbannt, nachdem er das Management seines Vaters übernommen hatte. Seit einigen Jahren färbt er sich auch die Haare nicht mehr: Über Weihnachten lasse er sich immer ein wenig gehen und färbe nicht nach, erklärte Jones 2009 der „Daily Mail“. „Normalerweise kamen sie immer graumeliert heraus, das habe ich gehasst. Aber dieses Jahr waren sie silbern, das habe ich beibehalten, weil es distinguierter aussieht.“ Leisetreten will der graue „Tiger“ aber noch lange nicht: Am Tag vor seinem 75. Geburtstag geht es wieder auf große Europa-Tournee.