„The Zero Theorem“: Der Unsinn des Lebens

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„The Zero Theorem“: Der Unsinn des Lebens

Als introvertierter Computer-Experte möchte Qohen Leth einfach nur alleine gelassen werden. Doch dann wird er von seiner Firma beauftragt, mal eben den Sinn des Lebens zu ergründen. Aber möchte er die Antwort auf diese Frage überhaupt wissen?

Schräge Kamera-Einstellungen, noch schrägere Charaktere, und alles in einer dystopischen Zukunft: Bei „The Zero Theorem“ müssen Cineasten nicht lange grübeln, jede Sekunde des Films schreit nach Regisseur Terry Gilliam. Nach „Brazil“ und „12 Monkeys“ als letzter Teil seines „orwellianischen Triptychon“ konzipiert, schafft es „The Zero Theorem“ aber nicht, wirklich Neues zu bieten. Stattdessen wirkt der Streifen wie eine Mischung aus eben diesen beiden Filmen – mit einer Prise „Fear and Loathing in Las Vegas“ und einem gewohnt gut aufgelegten Christoph Waltz.

Die Suche nach dem Sinn

Kann das wirklich alles sein? Jeden Morgen in die Arbeit rennen, abends in die einsame Wohnung zurückkehren und das so lange wiederholen, bis man stirbt? Auch in der Welt von „The Zero Theorem“ haben die Menschen noch nicht die Antwort auf die alles entscheidende Frage gefunden: Was ist der Sinn des Lebens? Für Abhilfe soll ausgerechnet das verschrobene Computer-Genie Qohen Leth (Christoph Waltz) sorgen. Von seiner Firma Mancom erhält der Einsiedler die Aufgabe, eine mathematische Formel zu entwickeln, um dieses letzte Mysterium der Menschheit endlich aufzuklären.

Mit einem Spezial-Anzug flüchtet sich Qohen in den Cyberspace

Hilfe bekommt Qohen, der von sich selbst stets im Plural spricht und in einer einstigen Kirche haust, von nicht minder ungewöhnlichen Menschen: Das personifizierte „Management“ (Matt Damon) seiner Firma lässt ihn fortan von Zuhause aus arbeiten, ein Psychologen-Programm namens Dr. Shrink-ROM (Tilda Swinton) überwacht derweil seine immer fragilere geistige Gesundheit. Und dann ist da noch die Cyber-Prostituierte Bainsley (Melanie Thierry), die dafür sorgen will, dass Qohen nicht komplett den Anschluss an die soziale Welt verliert. Dieses Vorhaben gestaltet sich aber als zunehmend kompliziert, vor allem, als der Exzentriker seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet sieht: Das Leben ist bedeutungslos.

„Fear and 12 Monkeys in Brazil“

Mit seiner Groteske „The Zero Theorem“ liefert das alternde „Monty Python“-Mitglied Gilliam eine Art Best-Of seiner bisherigen Werke ab. Düstere Zukunftsvision à la „12 Monkeys“ trifft so auf den Existenzialismus aus „Brazil“ und die psychedelischen Bildeindrücke aus „Fear and Loathing in Las Vegas“. Allerdings krankt sein neuer Film in vielen Momenten an eben dieser Mischung: „The Zero Theorem“ wirkt bisweilen überladen mit Ideen, welche aber nur von einem mehr als losen Plot zusammengehalten werden.

Verbotsschilder türmen sich in „The Zero Theorem“ hoch in den Himmel

Weil in seinem erschaffenen Universum alles möglich zu sein scheint, lässt den Zuschauer das Schicksal der Charaktere zudem recht kalt. Eine etwas stringentere Erzählweise wie in seinem vielleicht besten Film „12 Monkeys“ hätte auch „The Zero Theorem“ gut getan. Denn die Suche nach dem Sinn des Lebens ist als Plot bereits abstrakt genug, durch die nicht minder verworrene Erzählstruktur droht der Film immer wieder, das Publikum zu verlieren.

Lustig und doch todtraurig

Dass der Streifen dennoch hohen Unterhaltungswert hat, liegt an Hollywoods neuer Allzweckwaffe Christoph Waltz. Der gebürtige Wiener und zweifache Oscar-Preisträger scheint von Gilliam die Ansage bekommen zu haben, mit seinem gesamten Körper zu performen. Ohne ein einziges Haar im Gesicht und kreideweiß geschminkt, ähnelt er einem Außerirdischen, der mit übertriebener Körpersprache durch die düstere Zukunftsvision wandert. Neben dem Begriff „Overacting“ sollte fortan ein Bild von Waltz‘ kahlgeschorenem Kopf im Lexikon prangen.

Großer Pluspunkt sind auch die visuellen Eindrücke, die Gilliam kreiert. Ohne große Exposition erklärt er zu Beginn nur mit dem Stadtbild, was die Zukunft in „The Zero Theorem“ bedeutet: Plakate der „Church of Batman“ säumen die Straße, turmhohe Verbotsschilder verhindern jedes Freiheitsgefühl. Dennoch ist der Film nur oberflächlich eine schwarze Komödie. Auf den zweiten Blick kommt „The Zero Theorem“ als melancholische Tragödie daher, die zwar in der Zukunft spielt, aber das hier uns jetzt persifliert. Der Mensch ist einsam, sucht nach dem Sinn des Lebens und hat doch Angst, ihn zu finden – er könnte schließlich enttäuschen.

Fazit

Fans der skurrilen Filme von Terry Gilliam werden mit „The Zero Theorem“ ihre Freude haben, auch wenn er im Vergleich zu den Vorgängern nur wenig Neues bietet. Viele Kino-Zuschauer werden durch den mitunter zusammenhangslos wirkenden Plot alleine gelassen. Das kann selbst der herrlich übertriebene Waltz nicht zu jeder Zeit verhindern.