„The Voices“: Dr. Dolittle für Irre

Magazin

„The Voices“: Dr. Dolittle für Irre

Nicht alle Menschen, die mit ihren Haustieren sprechen, sind gleich schizophrene Serienmörder. Ryan Reynolds allerdings schon - zumindest in seinem neuen Film "The Voices". Darin spielt er einen eigentlich ganz netten Typen, der aber ein etwas zu inniges Verhältnis zu seinen Vierbeinern pflegt. Das hat fatale Folgen für seine Umwelt.

Ein liebenswürdiger, allerdings ziemlich schizophrener junger Mann, ein gutmütiger Hund und ein zutiefst bösartiger Kater mit schottischem Akzent bilden die Grundzutaten von „The Voices“ – ein makaber-unterhaltsamer Spaß voll schwarzem Humor, der ab Donnerstag im Kino zu sehen ist. Die verrückte Mischung aus blutigem Horror, abgedrehter Komödie und Drama war es auch, die Hauptdarsteller Ryan Reynolds (38, „Buried“) von Beginn an faszinierte. „Als ich das Drehbuch zum ersten Mal gelesen habe, war mir klar, warum der Film in Hollywood auf der schwarzen Liste steht: ein exzellenter Stoff, aber eigentlich nicht verfilmbar“, sagt er im Interview mit spot on news. Genau das habe aber den Reiz für ihn ausgemacht, erklärt der Schauspieler. „Als ich Regisseurin Marjane Satrapi zu einem Gespräch in New York traf, habe ich sie fast schon angebettelt, um die Rolle zu bekommen.“

Reynolds spielt Jerry, einen schizophrenen Serienmörder, der einer modernen und sympathischen Version von Hitchkocks „Psycho“-Killer Norman Bates ähnelt. Jerry ist eigentlich ein freundlicher und schüchterner Zeitgenosse, dem sein Job in einer Badewannenfabrik großen Spaß macht. Ansonsten wird sein Leben bestimmt von der Beziehung zu seinen Haustieren. Sein dunkles Geheimnis: Jerry muss wegen eines traumatischen Erlebnisses in seiner Kindheit eigentlich Medikamente nehmen, um den Alltag unfallfrei bestreiten zu können. Doch unter Einfluss der Arzneimittel weicht seine sonst so quietschbunte und heitere Welt der Realität – und die ist vor allem grau, trist und einsam.

Abgeschnittene Köpfe grüßen freundlich

Jerry setzt die Pillen eigenmächtig ab – und schon ist das Leben wieder viel freundlicher. Außerdem kann er sich so auch mit seinen Haustieren unterhalten. Fortan versuchen der gutmütige Hund Bosco und der zutiefst bösartige Kater Mr. Whiskers, beide im englischen Original übrigens fantastisch von Reynolds selbst gesprochen, sein Denken und Handeln in gegensätzliche Richtungen zu beeinflussen. Als sich Jerry in seine sexy Kollegin Fiona (Gemma Arterton) verliebt und ein missglücktes Date ein tragisches Ende nimmt, gerät sein Leben völlig außer Kontrolle. Und plötzlich sprechen nicht nur seine Tiere mit Jerry, sondern auch die abgetrennten Köpfe seiner Opfer…

„Insgesamt war es ein großer Spaß, einen so netten Serienmörder zu spielen“, resümiert Reynolds. Obwohl der Film mit bitterbösem Humor brilliert, ist „The Voices“ im Kern und vor allem gegen Ende hin auch ein Drama und der Versuch, die Welt durch die Augen eines Killers zu sehen. „Dr. Dolittle“ trifft „Fight Club“ trifft „Psycho“. So faszinierend und ungewöhnlich der Stoff ist – der wilde Genre-Mix ist sicherlich nicht jedermanns Sache.

Die Oscar-nominierte Regisseurin Marjane Satrapi („Persepolis“) drehte den tatsächlich einzigartigen Film im Studio Babelsberg sowie an verschiedenen Schauplätzen in Berlin und Brandenburg. Zwei Monate lebte Reynolds in der Landeshauptstadt. „Ich liebe Deutschland und war schon oft dort. Im letzten August haben wir auch eine große Motorrad-Tour gemacht.“ Vor allem die – wie sollte es anders sein – Arbeitsmoral der Deutschen beeindruckt den gebürtigen Kanadier. „Wenn ihr sagt, etwas ist um 7.30 Uhr erledigt, dann kann man sich darauf verlassen, dass es um 7.29 Uhr fertig ist. Das ist sehr ungewöhnlich in der Filmbranche. Aber wir Schauspieler haben das sehr genossen. Ich hoffe, ich darf noch viele Filme in Babelsberg drehen.“