The Raveonettes: Verzerrt und verträumt noch mal!

Magazin

The Raveonettes: Verzerrt und verträumt noch mal!

Zwischen The Pains Of Being Pure At Heart" und My Bloody Valentine: Das siebte Album der Raveonettes spielt mit zuckersüßen Pop-Melodien und knallharten Verzerrern. Inspiriert wurde das dänische Indie-Rock-Duo diesmal von der anarchistischen Surfer-Kultur.

Mit Surf-Gitarren war das dänische Duo The Raveonettes schon immer bestens vertraut. Seit nun mittlerweile sieben Studio-Alben verbinden Sune Rose Wagner und Sharin Foo zuckersüße Pop-Melodien mit ihrem charakteristischen zweistimmigen Gesang und jeder Menge Verzerrer-Kunst. Zwischen My Bloody Valentine und The Pains Of Being Pure At Heart haben sie sich einen ganz eigenen Sound geschaffen, für den sie bis nach Großbritannien oder Amerika gefeiert werden.

Auf ihrem neuen Album „Pe’ahi“ schließt sich nun der Kreis zum Surfersound: Benannt wurde es nach einem berühmt-berüchtigten Strand in Hawaii, an dem Gitarrist und Songwriter Sune Rose Wagner selbst schon eine Nahtod-Erfahrung durchgemacht hat. Es scheint ihn nicht abgeschreckt zu haben, diesmal wollten die Dänen noch tiefer in diese Kultur eintauchen: „Ich war inspiriert von den Kids, die die Welt durch Skateboarding und Surfen verändert haben, Kids, die keine Angst hatten und an ihrer Kreativität und ihren Träumen festhielten, Kids, die es nicht für das Geld taten, sondern einzig für den Nervenkitzel, das Vergnügen und die Gefahr, Kids, die die Grenzen überschritten und einen neuen Weg zu leben fanden.“

Dass „Pe’ahi“ nun ganz ohne Vorankündigung auf den Markt geschmissen wurde, ist im Musikbusiness ähnlich anarchistisch, wie die Surferboys der „Z-Boys“ (übrigens auch ein Songtitel auf diesem Album). Doch trotz aller Wellenreiter-Referenzen hört sich das neue Album nicht nach den Beach Boys an – eher im Gegenteil. Die Raveonettes arbeiten darauf so heftig mit der Ästhetik der Verzerrung und Übersteuerung, dass sich das Surfbrett biegt.

„Endless Sleeper“, der erste Song, schließt noch nahtlos an den etwas klareren und romantischeren Vorgänger „The Observer“ an. Doch schon beim nächsten Stück, der ersten Single „Sisters“, regiert ein schleppender Drumcomputer, ein unerbitterlicher Gitarrensturm – und eine Harfe. Und hier ist der Trick: Die ausgefeilte Aufnahmetechnik, mit der sie ihren „Dead Sound“ erschaffen, sorgt für ein Grundrauschen aus zutiefst übersteuerten Gitarren – denen sie als Gegengewicht verträumte Melodien und allerlei Filigranes wie Piano oder Glockenspiel entgegensetzen. Das macht sich am Strand ebensogut wie in der Großstadt. Let’s go surfing – wo auch immer.