The Kooks: „Melodien sind eine großartige Medizin“

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The Kooks: „Melodien sind eine großartige Medizin“

Das Warten hat ein Ende: Drei Jahre haben sie sich Zeit gelassen, doch jetzt sind The Kooks mit einer neuen Platte zurück. spot on news sprach mit dem Frontmann Luke Pritchard über den Weg zum neuen Album und die mitunter sehr persönlichen Songs.

Nach einer dreijährigen Schaffenspause melden sich The Kooks mit ihrem vierten Studio-Album zurück. Darauf überraschen sie den Zuhörer mit einer neuen Stilrichtung, denn den gewohnten Indie-Klängen wurde ein frischer Wind eingehaucht. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt Frontmann Luke Pritchard, wie es zu dem neuen Sound kam und welcher Entstehungs-Prozess dahinter steckt. Außerdem verrät er, warum das Songschreiben für ihn einen Therapeuten ersetzt und auf welche Angewohnheiten seiner Band-Kollegen er gut verzichten könnte.

Bald wird das neue Album „Listen“ erscheinen. Inwiefern unterscheidet es sich von den vorherigen Alben?

Luke Pritchard: Im Grunde haben wir das ganze Vorgehen verändert. Es sind zwar noch viele Elemente von früher enthalten, aber wir standen nicht einfach als Band zusammen in einem Raum. Diesmal haben wir wirklich auf das gehört, was um uns herum passierte. Auch die Zusammenarbeit mit dem Hip-Hop Produzenten Inflo hat einen großen Einfluss gehabt. Er ist ein wichtiger Teil des Albums, hat einige Lieder mitgeschrieben und zum bassigen Sound beigetragen.

Vor der Arbeit an dem neuen Album haben Sie sich dazu entschieden, eine Auszeit zu nehmen. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht und welche Auswirkungen hatte das auf die Musik?

Pritchard: Ich bin gereist, habe andere Musiker getroffen, Konzerte besucht und mich auch mit Dingen abseits der Musik beschäftigt. Das hatte schon einen Einfluss auf die Songs. Ich habe viel nachgedacht, darüber wie es weitergehen soll und was die nächsten Schritte zum neuen Album sind. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es war gut, dass wir uns nicht direkt in ein neues Album gestürzt haben.

Die Lieder sind von Ihnen selbst geschrieben und behandeln viele verschiedene Themen. Woher kommt die Inspiration für die Texte?

Pritchard: Ich versuche immer frischen Wind reinzubringen und über neue Themen zu schreiben. Manchmal ist es sehr persönlich, manchmal spielt man aber auch nur einen Charakter oder erzählt eine Geschichte. Auf dem neuen Album habe ich versucht, all diese Varianten zu vereinen. Einige der Lieder sind aber durchaus sehr privat und behandeln Dinge, mit denen ich mich selbst auseinandergesetzt habe.

Einer dieser persönlichen Songs ist „See Me Now“, eine Art Brief an Ihren verstorbenen Vater. Was waren die Beweggründe sich gerade jetzt, beim mittlerweile vierten Album, so intensiv mit der Angelegenheit zu befassen?

Pritchard: Wenn man ins Studio geht, dann entwickeln sich manche Dinge einfach von selbst. Ich hatte nicht die Absicht darüber einen Song zu schreiben, aber nach einer Unterhaltung mit Inflo, dem Produzenten, haben wir uns zusammengesetzt und den Zauber des Moments eingefangen. Es ging alles sehr schnell und ich habe gar nicht wirklich darüber nachgedacht, was für ein besonderes Lied da gerade entsteht.

Können Sie nun besser mit dem Thema umgehen?

Pritchard: Ja, ich denke schon. Eine der besten Sachen als Songwriter ist, dass du dein eigener Therapeut bist. Du kannst dich sozusagen selbst reinigen. Melodien sind eine großartige Medizin. Wenn du diese dann mit einem solch kraftvollen Text verknüpfst, hilft dir das auf jeden Fall. Außerdem empfinde ich das Thema jetzt als erfreulicher. Das war auch das Ziel. Es sollte kein trauriger Song werden, sondern hoffentlich auch anderen Menschen helfen, die jemanden verloren haben.

In einem anderen Lied, „Westside“, geht es um Heirat und Familie. Wollen Sie sich auch bald niederlassen und eine Familie gründen?

Pritchard: Ja ich hätte schon gerne Kinder. Aber Beziehungen zu führen ist schwierig und bis jetzt hat es noch nicht geklappt. Trotzdem bin ich mir sicher, dass es passieren wird. Ich will ganz viele Kinder. Am besten fünf: Drei Mädchen und zwei Jungs, das wäre toll. Kinder sind großartig.

Sie leben in London und haben der Stadt sogar einen eigenen Song auf dem neuen Album gewidmet. Was macht London so besonders?

Pritchard: Ich bin dort aufgewachsen und es ist die beste Stadt der Welt. Ich war in ziemlich jeder größeren Stadt, aber London ist am multikulturellsten und die kreative Szene ist einfach die Beste. In letzter Zeit fallen die Dinge jedoch ein wenig auseinander und verändern sich. Deswegen haben wir auch das Lied aufgenommen. Es soll eine Art Weckruf sein, damit London so bleibt, wie es ist.

Könnten Sie sich auch vorstellen, an einem anderen Ort zu leben oder zu arbeiten?

Pritchard: Ja das würde ich gerne mal machen. Als ich das Album schrieb, war ich lange in Los Angeles. Ich liebe es dort. Am Ende des Jahres habe ich außerdem vor, zwei Monate in Berlin zu verbringen. Es gibt viele tolle Städte, in denen ich mir vorstellen könnte zu wohnen. Aber das ist nicht so einfach. Das Leben steht einem im Weg und man kann nicht mal schnell all seine Zelte abreißen. Wir sind ja eine Band und da kann ich mich nicht einfach für ein Jahr verabschieden. Wir müssen schließlich auch proben. Aber man weiß nie, vielleicht ziehen wir ja eines Tages auch als komplette Band um, das wäre sicher spaßig.

Das klingt nach einem harmonischen Band-Leben. Haben die Anderen denn keine schlechten Angewohnheiten, die manchmal anstrengend sein können?

Pritchard: Auf Tour gibt es schon Kleinigkeiten, die einem auf die Nerven gehen. Peter und Alexis zum Beispiel verbringen ziemlich viel Zeit vor dem Spiegel, das könnte man als schlechte Angewohnheit bezeichnen. Aber im Großen und Ganzen ist jeder ziemlich entspannt.

Das Musikvideo zur Single „Around Town“ unterscheidet sich stark von den vorherigen und ist eher wie eine Art kurzer Actionfilm aufgebaut. Warum haben Sie sich gerade bei diesem Lied für einen neuen Stil entschieden?

Pritchard: Als wir uns den Song angehört haben, hatten wir alle das Gefühl, er würde gut in einen Quentin Tarantino Film passen. Außerdem ist der Regisseur des Videos ein Freund von mir und wir wollten schon lange zusammenarbeiten. Dann haben wir die Idee eines Musikvideos einfach umgedreht: Nicht die Musik steht im Vordergrund, sondern der Film. Ich bin wirklich glücklich mit dem Ergebnis und hoffe, dass wir noch öfter zusammenarbeiten können.

Die Protagonisten des Videos sind sehr brutal und schrecken vor kaum etwas zurück. Es wird geschossen, gequält und gemordet. Wenn es mit der Musik nicht so gut geklappt hätte, wäre dann eine Gangster-Karriere eine geeignete Alternative gewesen?

Pritchard: Nein, ich glaube ich wäre kein guter Gangster geworden. Dazu bin ich einfach zu nett und warmherzig. Das ist meine beste und zugleich schlechteste Eigenschaft.