„The Expendables 3“: Neue Garde, neue Schwächen

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„The Expendables 3“: Neue Garde, neue Schwächen

Das Aufgebot der Action-Stars in "The Expendables 3" liest sich wie ein Who's Who der Film-Heroen: Stallone, Schwarzenegger, Snipes, Lundgren... Nur leider hält das nun jugendgerechte Feuerwerk aus Schießereien und Explosionen nicht das, was die Namen versprechen.

Haudraufs im Dutzend, wer braucht da schon Handlung? Was für manchen vielleicht wie eine Abrechnung mit Hollywood im Kurzformat klingt, ist durchaus ernst gemeint. Wenn die Unterhaltung stimmt, dann fallen fehlende Geschichten und flache Charaktere gar nicht groß auf, wie Teil eins und zwei der „Expendables“ größtenteils beweisen konnten. „The Expendables 3“ bietet – wie schon seine beiden Vorgänger – ein Aufgebot an Action-Superstars, wie es die Filmwelt selten zuvor in nur einem Streifen gesehen hat. Doch dieses Mal ist etwas anders.

Rambo, Indiana Jones, der Terminator, Mad Max, Blade, He-Man, El Mariachi, Danny the Dog und der Transporter wuchten sich und ihre Widersacher durch alsbald ruinierte Szenerien. So weit, so gut. Und wenn dann die Riege der Hochkaräter noch mit MMA-Größen wie Randy Couture und Ronda Rousey zusammentrifft, Tough-Guy-Komödiant Terry Crews seine Muskeln spielen lässt und das Drehbuch von markigen Sprüchen im 80er-Jahre-Stil durchsetzt ist, dann sollte doch eigentlich das beste Popcorn-Kino aller Zeiten dabei herauskommen, oder?

Nur leider geht „Expendables 3“ dank einiger Punkte im modernen Action-Einheitsbrei unter. Die Handlung ist da noch das geringste der Übel, kann der Streifen natürlich nicht mit großem Weltkino mithalten. Aber mal ganz ehrlich: Wer hier Tiefgang erhofft, der hat entweder das Prinzip Action-Film nicht verstanden, oder noch nie etwas von Stallone, Schwarzenegger, Lundgren und Co. gehört. Also lautet die Devise: Hirn ausschalten, kaltes Bier aufmachen und Knabberzeug bereithalten. Nur leider hilft das dieses Mal auch nicht unbedingt.

Barney Ross (Sylvester Stallone, 68) ist der Kopf der Expendables, einem Team von Söldnern, das normalerweise mit vollem Körper- und Waffeneinsatz jeden noch so schwierigen Auftrag erfolgreich abschließt. Als Barney und seine Kollegen allerdings eine Waffenlieferung sicherstellen wollen, treffen sie auf den schon lange totgeglaubten Conrad Stonebanks (Mel Gibson, 58). Expendable Hale Caesar (Terry Crews, 46) wird in dem resultierenden Feuergefecht schwer verletzt und Stonebanks entkommt. Ross entlässt daraufhin seine Veteranen-Crew und stellt junge Söldner ein – verkörpert von Glen Powell, Victor Ortiz, Kellan Lutz und Ronda Rousey.

Angeheuert von CIA-Agent Max Drummer (Harrison Ford, 72), sollen die Frischlinge den Schwarzmarkthändler gefangen nehmen. Als jener jedoch die Grünschnäbel festsetzt, muss Ross sich erneut auf die Hilfe langjähriger Begleiter verlassen. Lee Christmas (Jason Statham, 47), Yin Yang (Jet Li, 51), Toll Road (Randy Couture, 51), Gunner Jensen (Dolph Lundgren, 56) sowie Trench Mauser (Arnold Schwarzenegger, 67) ziehen in die Schlacht gegen Stonebanks und seine Truppen – unterstützt von Plappermaul Galgo (Antonio Banderas, 54) und Doctor Death (Wesley Snipes, 52).

Dabei zünden die Oldtimer ein mittlerweile schon fast sprichwörtliches Action-Feuerwerk. Wenn also nur die kombinierte Liste der Special-Effects- und Visual-Effects-Crew sowie die der Stunt-Männer, deutlich länger ist, als die der bedeutsamen Darsteller, dann haben Filmliebhaber eine ungefähre Ahnung, was auf sie zukommt. Mächtige Explosionen zerfetzen die Kulissen, Kugeln rauschen teils im Millisekundentakt durch Luft und Feindeskörper.

Das größte Problem an der Sache? „Expendables 3“ verbringt viel zu viel Zeit mit den Nachwuchs-Söldnern, deren Charaktere trotz alledem extrem flach bleiben. Zwar wurden in den Vorgängern auch Arnie und Co. kaum vorgestellt, durch die Vergangenheit der Darsteller kamen die Figuren einem allerdings stets bekannt vor. Da saß nun mal der Transporter neben Rambo im Flugzeug und nicht Lee Christmas neben Barney Ross. Die Story war egal. Man kannte die Charaktere, man kannte die Handlung, Hauptsache die Action und die Sprüche waren gut. Stallones filmische Hommage an die 80er Jahre funktionierte gerade deswegen, weil man auf alte Vertraute traf.

Die neuen Heroen haben diesen Kultstatus allerdings nicht inne und müssten gerade deswegen dem Publikum erst vorgestellt werden – was allerdings nur unzureichend geschieht. Gefühlt der halbe Film beschäftigt sich damit, dass Ross und seine alten Kumpanen die Frischlinge retten wollen. Schön und gut, nur hat der Zuschauer zum einen keinerlei Verbindung zu den neuen Figuren aufgebaut, die er davor nie richtig kennengelernt hat. Zum anderen nimmt man Stallone ebenfalls nicht ab, dass er sich mehr wie einen feuchten Kehricht um die Nachwuchsriege schert.

Locker sitzende One-Liner auf Sponti-Spruch-Niveau mögen zur sonst zelebrierten 80er-Jahre-Action passen, doch auch dieser Nachruf auf längst vergangene Zeiten will nur selten zünden. „Expendables 3“ macht einfach nicht so viel Spaß wie seine Vorgänger. Der erste Teil konnte wenigstens noch mit einem recht düsteren Grundton punkten, während der zweite Streifen auf eine klassischere Gewalt- und Witz-Mixtur setzte. Bestünde das neue Projekt weiterhin rein aus einer gealterten Riege bekannter Action-Figuren, sähe die Sache wohl anders aus. Und gegen Neuzugänge ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden, wie Wesley Snipes und Antonio Banderas größtenteils beweisen. Nur auf Rousey und die anderen Debütanten hätte man gerne verzichten können.

Was ist zum Beispiel mit Bruce Campbell (56, „Tanz der Teufel“), Mr. T (62, „Das A-Team“), Kurt Russell (63, „Die Klapperschlange“), Christopher Lambert (57, „Highlander“), Sigourney Weaver (64, „Alien“) und anderen? So viele Lieblinge der späten 1970er, 1980er und frühen 1990er Jahre hätten noch Platz im „Expendables“-Universum. Selbst Vampirjägerin „Buffy“ (Sarah Michelle Gellar, 37) hätte grundsätzlich eine größere Daseinsberechtigung in der Action-Saga, als das kaum zur Geltung kommende Action-Quartett der Neulinge. Das soll nicht heißen, dass Lutz und Kollegen nicht in den kommenden Jahren selbst zu Genre-Stars aufsteigen könnten – nur hier wirken sie unpassend, gar unnötig.

Was übrig bleibt ist ein austauschbarer Haudrauf-Streifen unter der Regie des eher unbekannten Patrick Hughes, der im kommenden Jahr auch die Zügel beim westlichen Remake des indonesischen Martial-Arts-Fanlieblings „The Raid“ in der Hand halten soll. Und die Entscheidung, den Film für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen, ist ebenso fraglich. Gore-Szenen mussten weichen, damit jüngere Zuschauer eine Eintrittskarte erwerben können – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Dass 16-jährige Kinogänger mit dem Altstar-Prinzip nicht unbedingt etwas anfangen können, daran hat wohl keiner so wirklich gedacht.

Dabei sind gerade die Vorgänger und das 80er-Action-Kino eigentlich für kompromisslose Herangehensweisen bekannt. Das macht die an sich blutleere FSK-16-Action in „Expendables 3“ zwar bei weitem nicht nichtig, doch Hardcore-Fans dürften auch hier mehr erwartet haben. Auf DVD und Blu-ray soll später voraussichtlich eine Fassung mit den fehlenden Effekten erscheinen, wie auch Hughes in diesem Video-Interview mit „Collider“ kürzlich bestätigte. Vielleicht kann diese zusätzliche Schnittfassung dann eher überzeugen, denn auch die Charaktere und die Handlung könnten weiter unterfüttert werden. Der erste Cut des Films lag nach Hughes nämlich bei gut 3,5 Stunden Spielzeit, wie es im Interview weiter heißt – die Kinofassung bietet etwas mehr als zwei Stunden.

Fazit: Hartgesottene Liebhaber können auch im Kino einen Blick riskieren, alle anderen sollten aber lieber auf die Home-Cinema-Veröffentlichung warten.