„Stromberg“: Raus aus dem Büro, rein ins Vergnügen

Magazin

„Stromberg“: Raus aus dem Büro, rein ins Vergnügen

"Lass das mal den Papa machen, der Papa macht das gut!" Und wie gut der Papa alias "Stromberg" alias Christoph Maria Herbst das macht, kann ab heute im Kino bewundert werden. Wer an der Büro-Comedy auf ProSieben Gefallen fand, wird den Film lieben.

Bernd Stromberg ist ein Chef zum Verzweifeln. Ausgestattet mit Selbstbewusstsein, das sich jeglicher Grundlage entbehrt, immer einen gehässigen Spruch auf den Lippen und ein Kollegen-Ekel par excellence. Auch in „Stromberg – Der Film“ lässt er keine dieser Eigenschaften auch nur im Geringsten unter den Bürotisch fallen. Und das ist auch gut so.

Vor zehn Jahren sorgte Deutschlands schlimmster Chef zum ersten Mal im Fernsehen für Aufsehen. Der dokumentarische Stil der Büro-Comedy war neu im deutschen TV. Der Aufschrei mancher Orts war groß. Nicht jeder hatte gleich zu Beginn begriffen, dass dieser egozentrische Abteilungsleiter der Capitol Versicherung nur gespielt ist. Schnell aber entwickelte sich eine riesige Fangemeinde um das Büro-Ekel mit dem Klobrillen-Bart. Diese Fangemeinde ermöglichte durch Crowdfunding auch erst die Realisierung des Kinofilms.

Für die große Leinwand geht es nun raus aus dem Büro-Alltag. Dieser konnte bereits in fünf Staffeln auf ProSieben ausgeschlachtet werden. Ein geschickter Schachzug von Drehbuchautor Ralf Husmann, Bernd Stromberg und all seinen bekannten Sidekicks (Ernie Heisterkamp, Jennifer „Schirmchen“ Schirrmann, Tanja und Ulf Steinke sowie weitere bekannte Gesichter) neue Schauplätze zu spendieren. Ohne diesen Kniff hätte es wohl auch das Highlight des Films nicht gegeben, in dem Stromberg sich zum singenden Entertainer aufschwingt.

Mit dem Bus geht es also auf die Betriebsfeier zum 50. Jubiläum der Capitol Versicherung in ein Landhotel. Stromberg will dieser Veranstaltung mit seiner Abteilung eigentlich fern bleiben. Seine Begründung: „Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht und am Ende gibt’s Ärger“.

Doch als er erfährt, dass seine Filiale geschlossen werden soll, kommt es bei ihm zu einem Sinneswandel. Begründet ist dieser natürlich von rein egoistischen Motiven: Stromberg will sich auf der Feier beim Vorstand einschleimen, um fest im Sattel der Capitol zu bleiben. Dass ausgerechnet Mobbing-Opfer Ernie denselben Plan verfolgt, soll im weiteren Verlauf des Films noch zu einem gewitzten Duell zweier ungleicher Gegner führen, das Stromberg ganz nach dem Motto „Büro ist Krieg, und den gewinnt man nicht bei der Heilsarmee“ bestreitet.

Husmann gelingt es perfekt, die Serie für das Kino zu adaptieren. Auch wenn hier und da mal eine Szene etwas langatmig wirkt, die 100 Filmminuten unterhalten mit zündenden Dialogen, beißendem Sarkasmus und der ein oder anderen Überraschung. Positiv fällt zudem auf, dass die Charaktere für den Film nicht verändert wurden, sondern sich treu bleiben. So findet sich der Serienkenner sofort zurecht und kann das Film-Abenteuer von Beginn an genießen. Aber auch für Neueinsteiger ist der Film absolut empfehlenswert. Denn Stromberg zeigt sich von seiner besten Seite und geht mit seinen Sprüchen genau bis dahin, wo es weh tut – manchmal auch ein Stückchen weiter.

Zwar gilt der Kino-Ausflug von Bernd und seiner Belegschaft als Abschluss der Serie und auch Christoph Maria Herbst findet das Finale „aller Ehren wert“, doch bleiben nach dem Abspann einige Fragen offen, die das unerwartete und äußerst gelungene Ende aufwirft. Denn plötzlich scheint für den Chef der Schadensregulierung auch eine politische Karriere möglich – sei es in einer Partei oder als Aktivist. Autor Husmann, Regisseur Arne Feldhusen und die gesamte Schauspielerriege beweisen auf jeden Fall, dass in Stromberg auch nach über zehn Jahren noch immer Potential für neuen Stoff steckt.