Star-Geiger André Rieu: „Wir sind ein richtiger Familienbetrieb“

Magazin

Star-Geiger André Rieu: „Wir sind ein richtiger Familienbetrieb“

"Bei mir kann man mitsingen, klatschen, weinen, tanzen - und wir sind wirklich echt", erklärt Star-Geiger André Rieu im Interview das Erfolgsgeheimnis seines "Familienbetriebs". Jährlich pilgern rund eine Million Zuschauer zu den Shows des Niederländers. Doch mit den deutschen Fans verbindet ihn ein ganz besonderes Verhältnis.

Über 35 Millionen verkaufte DVDs und CDs, 411 Platin- und 171 Gold-Auszeichnungen, über 1,4 Millionen Facebook-Fans, sowie jährlich eine Million Zuschauer live sprechen für sich: André Rieu ist der erfolgreichste Violinist der Welt. Das stellt er auch mit seinem aktuellen Album „Eine Nacht in Venedig“ wieder unter Beweis. Ab Januar 2015 ist der 65-jährige Musiker zudem wieder auf großer Deutschlandtour. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der Niederländer über seine deutschen Fans, Zukunftspläne und den 40. Hochzeitstag.

Mit Ihren deutschen Fans scheinen Sie eine ganz besondere Beziehung zu haben, warum?

Rieu: Wir haben dem Publikum in Deutschland ganz viel zu verdanken. Die waren seit der ersten Stunde dabei und sind total treu. Bei uns im Büro sprechen auch fast alle Deutsch, im Orchester auch viele und meine Frau Marjorie hat in Erlangen Germanistik studiert.

Was erwartet die Fans auf Ihrer neuen Tour?

Rieu: Wir kommen im Januar und Februar mit einem ganz neuen Programm, mit italienischen Stücken. Aber auch die Berlin Comedian Harmonists sind zum Beispiel dabei mit Liedern aus den 1920er/1930er Jahren. Und natürlich Melodien aus Filmen, Oper und Operette.

Sind Sie noch aufgeregt, wenn Sie auf der Bühne stehen?

Rieu: Oh ja, ich bin total nervös, bevor ich auf die Bühne gehe. Wenn ein Konzert begonnen hat, nicht mehr.

Sie begeistern mit Ihrer Musik Millionen – was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Rieu: Haha. Über genau diese Frage schreiben zwei Professoren von der Universität Maastricht gerade ein Buch. Ich glaube, es ist eine Mischung. Ich fühle in meinem Herzen, welche Stücke auf der Bühne das Publikum berühren werden. Ich kommuniziere mit den Zuschauern, ich binde sie ein. Popstars machen das auch, nur in der klassischen Welt passiert das nie. Da gibt es immer eine „vierte Wand“ zum Publikum hin. Bei mir kann man mitsingen, klatschen, weinen, tanzen – und wir sind wirklich echt, wir haben echt Spaß da oben auf der Bühne.

Ihr aktuelles Album „Eine Nacht in Venedig“ legt den Fokus auf die italienische Musik – warum gerade dieser Schwerpunkt?

André Rieu: Ich liebe Italien sehr – die Lebensfreude, die Architektur und natürlich die Musik. Italien hat über Jahrhunderte wunderbare, weltberühmte Musik hervorgebracht. Auf dem Album haben wir die schönsten „Klassiker“ zusammengestellt, „O sole mio“, „Volare“, „Azzurro“, „Mama“, „That’s Amore“ und ich bin sehr glücklich, dass ich es endlich auch wieder einmal geschafft habe, drei eigene Kompositionen zu veröffentlichen, meistens fehlt mir zum Komponieren nämlich die Zeit. „Love in Venice“, „La Gondola“ und „Bella Tarantella“ sind drei Stücke, die alle Venedig gewidmet sind. Meine Enkelin hat gleich „Pizza“ gerufen, als sie die Tarantella gehört hat. Das fand ich sehr süß. Sie ist fünf.

Wie viele Geigen besitzen Sie?

Rieu: Drei. Darunter eine Stradivari von 1732. Sie ist eines der letzten Instrumente, das Stradivari noch selbst gebaut hat. Vorher habe ich auf einer von 1667 gespielt, also einer seiner ersten. Aber die war mir als Instrument von der Größe her zu klein. Die jetzige ist wunderbar, ganz romantisch und leidenschaftlich, ich vergleiche sie gerne mit Maria Callas.

Wie viel Stunden spielen Sie pro Tag?

Rieu: Mehrere Stunden auf jeden Fall.

Sie geben pro Jahr ungefähr 100 Konzerte – kommt da das Privatleben nicht zu kurz?

Rieu: Für Marjorie und mich gibt es keinen Unterschied zwischen Privat- und Berufsleben. Auch wenn ich zu Hause bin, sprechen wir über Musik, neue Programme, die Konzerte. Wir machen alles gemeinsam. Wir haben diesen Betrieb ja zusammen aufgebaut, auch mein Sohn Pierre ist als Manager in der Firma dabei. Das ist wunderbar, denn ich bin immer von Menschen umgeben, die ich liebe. Wir sind ein richtiger Familienbetrieb. Viele Musiker sind schon seit 25 Jahren bei mir. Und mit facetime, skype und allem kann man von überall in Kontakt sein, das ist wirklich fantastisch.

Sie feiern in diesem Jahr bereits Ihren 40. Hochzeitstag. Wie werden Sie dieses Jubiläum zelebrieren?

Rieu: Das wird eine Überraschung, das sage ich jetzt noch nicht.

Wie haben Sie es geschafft, Ihre Liebe all die Jahre zu erhalten?

Rieu: Mit Liebe, Humor und Respekt. Ich habe mir immer eine Frau gewünscht, mit der ich nicht nur privat glücklich sein, sondern auch beruflich zusammenarbeiten kann. Wir kennen uns jetzt schon seit über 50 Jahren, sind nächstes Jahr vierzig Jahre verheiratet. Das ist so schön.

Mit 65 Jahren gehen andere bereits in Rente. Haben Sie Pläne, in den verdienten Ruhestand zu gehen?

Rieu: Nein, absolut nicht. Ich arbeite nicht, ich habe Spaß. Wir haben vor kurzem zwei Konzerte in Istanbul gegeben. Das war unglaublich und so fantastisch. Wie die alle durch die Halle getanzt sind und auf den Rängen gefeiert haben. Ganz viele junge Leute. Das gibt so viel Energie. Musiker, Maler oder Schriftsteller wird man ja nicht, weil man es tun muss, sondern aus Leidenschaft. Und die hört nie auf. Ganz egal, wie alt man ist.

Sie standen bereits mit vielen Musik-Größen auf der Bühne. Wer fehlt Ihnen noch, gibt es noch einen Traumkandidat/in?

Rieu: Bruce Springsteen.

Wie lauten Ihr Fazit für 2014 und Ihre Vorsätze für 2015?

Rieu: 2014 war ein wunderbares Jahr. Musikalisch und privat. Wir haben zum ersten Mal in Taipei, Shanghai und Singapur gespielt, oder in den baltischen Staaten, in Prag und Polen. Also ganz viele neue Länder, spannend. Auch „Eine Nacht in Venedig“ aufzunehmen, hat viel Spaß gemacht. Privat bin ich glücklich, dass wir alle gesund sind. Also, es kann so weitergehen für 2015!