„Sin City 2 – A Dame To Kill For“: Deutlich besser als sein Ruf

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„Sin City 2 – A Dame To Kill For“: Deutlich besser als sein Ruf

Neun Jahre nach der bildgewaltigen Comic-Verfilmung "Sin City" kommt nun die Fortsetzung in die deutschen Kinos. Zwar kann der Streifen nicht mit dem innovativen Erstlingswerk mithalten, ein komplettes Debakel, wie häufig zu lesen war, ist "Sin City 2: A Dame to Kill For" aber bei Weitem nicht.

2005 setzte die Filmadaption von Frank Millers „Sin City“ optisch völlig neue Maßstäbe. Wie noch keine Comic-Verfilmung zuvor, schaffte es der rund zweistündige Streifen perfekt, die düstere Atmosphäre des Ausgangsstoffs auf die Leinwand zu bannen. Später folgten mit Zack Snyders „300“ oder „Watchmen“ zwar ähnlich bildgewaltige Blockbuster, ihr Wegbereiter und große Inspirationsquelle war aber ohne jeden Zweifel die Koproduktion von Miller und Robert Rodriguez. Für die Fortsetzung schlossen sich die beiden nun erneut als Regie-Gespann zusammen. Herausgekommen ist ein Film, der zwar nicht an seinen Vorgänger heranreichen kann, aber bei Weitem nicht so misslungen ist, wie viele US-Kritiker behaupten.

Von der Femme Fatale zum Zocker ohne Glück

Wie schon im ersten Teil widmet sich auch „A Dame To Kill For“ mehreren Episoden der Bewohner des verruchten Sündenpfuhls Basin City. Ein übermütiger junger Glücksritter namens Johnny (Joseph Gordon-Levitt, 33) hat gegen die falschen Leute eine Glückssträhne und gerät in die Fänge skrupelloser Gangster. Marv (Mickey Rourke, 62) erwacht eines Morgens zwischen mehreren bestialisch ermordeten Jugendlichen – und das, obwohl er doch eigentlich nur der schönen Stripperin Callahan (Jessica Alba, 33) beim Tanzen zusehen wollte.

Diese trauert dagegen noch immer um den verstorbenen John Hartigan (Bruce Willis, 59) und plant einen Anschlag auf die Person, die für den Tod ihres einstigen Lebensretters verantwortlich ist: Der ebenso psychopathische wie einflussreiche Senator Roark (Powers Boothe). In der titelgebenden Geschichte dreht sich dagegen alles um Dwight McCarthy (Josh Brolin, 46). Seine hübsche Ex-Freundin Ava (Eva Green, 34) bittet ihn eines Tages um seine Hilfe. Obwohl sie im das Herz brach und mit einem Millionär durchbrannte, verfällt er der Femme Fatale aufs Neue mit Haut und Haaren. Als sie ihm erzählt, ihr reicher Mann würde sie auf übelste Weise misshandeln, sinnt der aufrichtige Dwight nach Rache.

Vorkenntnisse dringend empfohlen

Erzählerisch wirft „Sin City 2“ die Kinogänger sofort ins kalte Wasser. Exposition gibt es keine, der Zuschauer erwacht im Höllenloch Basin City ähnlich abrupt wie Figur Marv. Ihm werden die ersten Minuten des Films gewidmet, der bullige Schläger mit dem großen Herzen taucht aber auch in allen anderen Story-Fragmenten auf. Bis auf die – vielleicht sogar stärkste – Erzählung über den Gambler Johnny sind alle Haupthandlungsstränge zudem stark mit dem ersten Teil der Comic-Verfilmung verwoben. Aufgrund der mannigfachen Figuren, die „Sin City“ bewohnen, können da selbst Kenner des Vorgängers leicht durcheinander kommen. Es empfiehlt sich daher, vor dem Lösen der Kinokarte also noch einmal den Film von 2005 aus dem DVD-Regal zu kramen.

Solide Fortsetzung

Bereits im Vorfeld wurde eher skeptisch auf eine etwaige Fortsetzung des Klassikers von 2005 reagiert. Und die ersten Zuschauerreaktionen in den USA schienen die böse Vorahnung zunächst zu untermalen. Viele Fans des ersten Teils kamen enttäuscht aus dem Kino – ein Phänomen, dass schlichtweg zu hohen Erwartungen geschuldet war. Übertrifft „A Dame To Kill For“ seinen Vorgänger? Das sicherlich nicht, gleichwohl er aber auch nicht die Negativstimmung verdient, der er sich vielerorts ausgesetzt sah. Ein großer Teil der aktuellen Enttäuschung ist einer etwas verklärten Nostalgie gegenüber dem Erstlingswerk geschuldet. Denn auch „Sin City“ war nicht ohne Fehler, die damals bahnbrechende Optik täuschte über so manches Versäumnis hinweg.

Genau in diesem Bereich reißt „A Dame To Kill For“ selbstredend keine Comic-Bäume mehr aus. Anders als die ungleich missratenere Fortsetzung zu „300“ gelingt es „Sin City 2“ aber, den Geist seines Vorgängers in fast allen Bereichen einzufangen. Selten der Fall, aber hier tatsächlich zutreffend: Gerade die 3D-Effekte können bei „A Dame To Kill For“ ausnahmsweise etwas zur Stimmung des Films beitragen.

Bizarre Figuren und verschenktes Potenzial

Wie im Vorgänger wartet auch „A Dame To Kill For“ mit einem regelrechten Schaulaufen berühmter Schauspieler auf. Jeder spielt auf seine Weise den von „Sin City“ korrumpierten Menschen: Ob manipulativ, sadistisch, lebensmüde, gebrochen oder diabolisch: Jede Figur zahlt beim Aufenthalt in Basin City einen Preis – sei es das eigene Leben, oder die Menschlichkeit. Gerade mit den wenigen guten Seelen bangt der Zuschauer folglich. Josh Brolin als naive Marionette sowie Joseph Gordon-Levitt, ein Glücksritter ohne etwas zu verlieren, sind die stärksten Elemente der Erzählung.

Während aber in „Sin City“ vor allem die Geschichte von Stripperin Nancy begeisterte, fällt dieser Handlungsstrang im zweiten Teil deutlich unspektakulärer aus, ist sogar so etwas wie die Schwachstelle der Fortsetzung. Leider ist ihre Geschichte auch das Segment, mit dem der Film schließt – unter Umständen mit ein Grund, wieso kurz nach dem Kinobesuch keine große Euphorie herrschen mag.

Fazit

Anders als „Sin City“ wird die Fortsetzung „A Dame To Kill For“ sicherlich nicht in die Filmgeschichte eingehen, dafür bietet der Streifen optisch und erzählerisch zu wenig Neues. Er macht gleichzeitig aber auch nicht so viel falsch, wie anderorts gerne behauptet wird. Wer den ersten Teil mochte und nicht erwartet, von den visuellen Eindrücken ein zweites Mal regelrecht weggeblasen zu werden, der kann auch bei „A Dame To Kill For“ auf unterhaltsame 100 Minuten gespannt sein.