Sheryl Crow: „Nichts ist mehr tabu“

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Sheryl Crow: „Nichts ist mehr tabu“

Nach Jahren eines Nomaden-Daseins hat Sheryl Crow in der Country-Idylle von Nashville ihr Zuhause gefunden. Dort nahm die Sängerin ihr neues Album auf, selbst ihren Urlaub verbringt sie am liebsten in Music City USA. Warum sie jedoch getrost auf ihren Fernseher verzichten kann, verrät die Grammy-Preisträgerin im Interview.

Sängerin Sheryl Crow (51) tingelte jahrelang durch die ganze Welt und lebte in verschiedenen Großstädten der USA. Doch erst in der Musik-Metropole Nashville fand die neunfache Grammy-Gewinnerin ihr musikalisches und privates Zuhause. Nur logisch, dass ihr aktuelles Album auf den Titel „Feels Like Home“ hört und eine Country-Platte ist. Im Interview mit spot on news erzählt die Songwriterin, welche Tricks ihr die Kollegen aus Nashville noch beibringen konnten, warum sie von der Gesellschaft enttäuscht ist und welche Träume sie noch hat.

Ihr neues Album heißt „Feels Like Home“. Vor allem ihr Wohnort hat dabei eine große Rolle gespielt…

Sheryl Crow: Ich bin nach Nashville gezogen, als bei mir vor knapp acht Jahren Brustkrebs diagnostiziert wurde. Und es war das erste Mal, dass ich mich wie zu Hause fühlte. Ich war fast 17 Jahre lang in der ganzen Welt unterwegs, habe in Los Angeles oder New York gewohnt, fühlte mich dort aber nie wirklich heimisch. Aber als ich die Diagnose erhielt, dachte ich, es ist an der Zeit, sesshaft zu werden.

Was ist das Besondere an Nashville?

Crow: Einerseits lebt meine Familie in der Nähe, meine Schwester direkt in Nashville. Als ich hierher zog, adoptierte ich meinen ersten Sohn. Das hätte ich nicht ohne meine Familie gemacht. Aber auch der Lebensstil ist sehr schön, einfach sehr normal. Dort leben zwar viele bekannte Menschen, aber du wirst nicht wie eine Berühmtheit behandelt und es gibt keine Paparazzi. Es ist ein großartiger Ort, um Kinder großzuziehen. Außerdem leben dort viele tolle Musiker. Es ist ein sehr inspirierender Ort, um dort zu Leben und zu arbeiten.

Sie leben auf einem großen Grundstück, Nashville selbst ist eine großflächige Stadt mit viel Grün. Sind Sie gerne in der Natur?

Crow: Ich hab zwei kleine Jungs, und versuche, sie so gut es geht, ohne Fernseher und Videospiele aufwachsen zu lassen. Stattdessen sollen sie sich der Natur verbunden fühlen. Wir haben ja auch Pferde, ein paar Kühe, Hunde und Katzen.

„Feels Like Home“ ist ein Country-Album. Dieses Genre ist schon auf ihren übrigen Platten stets zu spüren. Was unterscheidet die früheren vom aktuellen Album?

Crow: Früher hab ich alle Songs alleine oder mit Jeff Trott zusammen geschrieben. Jetzt habe ich mit vielen Songwritern aus Nashville gearbeitet, um ihre Tricks und Kniffe zu lernen. Ich wollte auch immer Geschichten erzählen, mit denen man sich identifizieren kann, habe das aber etwas ausführlicher gemacht. Im Country-Songwriting kommt man einfach schneller zum Punkt.
Und ich glaube, die Texte auf dem Album sind die besten, die ich bisher geschrieben habe.

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In ihrem Song „Easy“ singen Sie über einen perfekten Sommertag zu Hause, mit Bier und Margaritas auf dem Rasen. Ist Ihnen das lieber, als in den Urlaub zu fliegen?

Crow: Ja, auf jeden Fall! Wir reisen so viel. Wenn wir frei haben, wollen wir einfach nur zu Hause sein. Der Song handelt von einer „Staycation“ – einem Wortspiel aus „stay“ (bleiben) und „vacation“ (Urlaub). In den Nachrichten habe ich mal einen Bericht über Leute gesehen, die „Staycations“ gemacht haben, weil die Benzinpreise so hoch waren. Ich hielt das für ziemlich clever.

Ist ihr Song „Crazy Ain’t Original“ eine Kritik an der Gesellschaft, an den Medien?

Crow: Ja, in dem Sinne, dass heutzutage nur noch sehr wenig schockiert, nichts ist mehr tabu. Cher trat 1986 bei den Oscars auf und trug einen Irokesenschnitt und ein recht freizügiges Outfit. Alle waren unglaublich schockiert! Heute trägt Lady Gaga ein Fleischkleid, und zwei Stunden später interessiert das keinen mehr. Auch TV-Shows sind mittlerweile ziemlich explizit. Man kann als Familie kaum noch zusammen fernsehen, ohne dass deine Kinder etwas sehen, das sie lieber nicht anschauen sollten. Es wäre schön, wenn alles ein wenig zurückhaltender wäre.

Welchen Song des neuen Albums spielen Sie am liebsten live? Und welcher ist Ihr All-Time-Favorite?

Crow: Ich spiele sehr gerne „Waterproof Mascara“ oder „Give It To Me“. Ansonsten liebe ich es, „My Favorite Mistake“ live zu performen. Davon kann ich nicht genug bekommen. Live zu spielen ist für mich sowieso das Schönste an der Musik. Was immer auch dieses Verlangen ausmacht, sich selbst auszudrücken, offenbart sich bei mir am besten, wenn ich eine Bindung mit dem Publikum eingehen kann.

Sie haben Millionen von Alben verkauft und die ganze Welt bereist – haben Sie denn noch Wünsche und Träume?

Crow: Ich würde gerne die Musik zu einem Film schreiben. Ich war immer ein großer Fan von „Harold und Maude“, für den Cat Stevens die Musik gemacht hat. Sowas würde mir auch gefallen. Oder für einen Film wie „Crazy Heart“, in dem Jeff Bridges diesen Country-Sänger spielt.

Gibt es außer ihrer kommenden US-Tour noch weitere Projekte, die für Sie anstehen?

Crow: Ich habe die Musik für eine Broadway-Show geschrieben, die nächstes Jahr im Frühling anlaufen soll. Es heißt „Diner“, und bezieht sich auf den gleichnamigen Film mit Ellen Barkin, Mickey Rourke und Kevin Bacon. Regisseur Barry Levinson rief mich an und fragte mich, ob ich die Musik dazu machen wolle. Außerdem hoffe und denke ich, dass ich spätestens im Herbst oder Anfang nächsten Jahres in Deutschland auf Tour sein kann.