Scorpions: Fünf Freunde reisen um die Welt
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Musik ist ein Teil unseres Lebens
Nach 50 Jahren Bandgeschichte sind die Scorpions zu lange unterwegs, um einfach aufzuhören - versucht haben sie es ja, wenn auch vergeblich. Das liegt auch am guten Zusammenhalt der Musiker untereinander: "Wenn wir eine gute Chemie haben in der Band, ist alles möglich", erklärt auch Gitarrist Rudolf Schenker spot on news.
Eigentlich hatten die Scorpions vor fünf Jahren ihren Abschied angekündigt – zwar nicht endgültig als Band, aber doch zumindest vom regelmäßigen Tourbetrieb. Ein Plan, der gründlich daneben ging, denn seitdem waren die Hardrocker fast durchgehend auf Farewell-Tournee. Den Gedanken daran, kürzer zu treten, haben die Hannoveraner inzwischen selbst wieder aufgegeben. Das merkt man auch bei ihrem neuen Werk mit dem vielsagenden Titel „Return to Forever“: Eigentlich als Aufarbeitung musikalischer Relikte aus der Bandgeschichte gedacht, wurde daraus doch wieder ein „normales“ Studioalbum, auf dem die Scorpions so frisch drauflosrocken wie schon lange nicht mehr – und das nach nun 50 Jahren Bandgeschichte. Die Nachrichtenagentur spot on news hat sich mit den Gitarristen Rudolf Schenker (66) und Matthias Jabs (59) über den Abschied vom Abschied und die jüngsten Schicksalsschläge der Band unterhalten.
Ist der Titel „Return to Forever“ als finales Statement zum Thema „Band-Abschied“ zu verstehen?
Matthias Jabs: Das ist richtig. Abgesehen davon, dass es ein ganz cooler Titel ist, wollten wir damit auch tatsächlich die ganzen Mären vom „Rücktritt vom Rücktritt“ ein für alle Mal vom Tisch räumen. Wir wissen nicht, wann wir aufhören. Als wir den Abschied angekündigt haben, haben wir das ernst gemeint. Aber wir sind wohl die einzigen, die das wirklich geglaubt haben (lacht). Ansonsten hat da keiner so richtig mitgemacht. Die Promoter wollten immer noch mehr Konzerte – wir haben ja teilweise zwei Abschiedsshows in einer Stadt gegeben, das fühlte sich dann auch schon komisch an, aber die wollten uns einfach nicht gehen lassen. So wurde das Ganze etwas kurios. Außerdem haben wir gemerkt, dass uns das einfach immer noch viel zu viel Spaß macht.
Das Album ist ja auch nicht wirklich so geworden, wie geplant.
Jabs: Das war ursprünglich eines dieser Projekte, über die wir immer gesprochen hatten, da wollten wir Fragmente von Songs aus den 80er Jahren bearbeiten. Es sind dann aber im Laufe der Produktion immer neue Sachen dazugekommen, so dass es jetzt grob geschätzt 50 Prozent aufgebesserte alte Ideen sind und 50 Prozent ganz neue. Insofern fühlt es sich für mich eher wie ein brandneues Album an. Wobei wir unser Versprechen ja nicht brechen wollten, vor fünf Jahren haben wir angefangen, uns die Demotapes vorzunehmen, und das sollte ja eigentlich unser letztes Studioalbum sein. War auch gelogen, muss man ganz klar sagen! (lacht) Aber unabsichtlich – wir haben es geglaubt!
Ihr Drummer James Kottak hatte im vergangenen Jahr seine Probleme, sie haben ihn schließlich dazu gedrängt, einen Entzug zu machen. Wie geht es ihm heute?
Jabs: James geht es wieder sehr gut, er hat ja auf „Return to Forever“ wieder gespielt. Ich glaube, das hat ihn gerettet, dass wir konsequent gesagt haben: Kümmere dich um deine Gesundheit und schmeiß nicht alles hin. Zurückkommen kannst du unter gewissen Bedingungen, aber die Tür steht dir offen, solange wieder alles ok ist. Und das hat, glaube ich, gesessen.
Sie mussten vor Kurzem einen schweren Schlag wegstecken: Ihr Tourmanager Michael Gehrke ist überraschend verstorben. Was ist da eigentlich passiert?
Rudolf Schenker: Der ist schwer krank gewesen und er hatte es uns die ganze Zeit über verschwiegen. Das war natürlich eine harte Geschichte für uns, da wir sehr lange zusammen waren. Er war schon 1982 mit uns in Amerika und später dann all die Jahre fest bei uns als Tourmanager tätig. Und dann ist er auf einmal weg. Dadurch ist außerdem viel Arbeit an uns selbst hängen geblieben, da vor einem halben Jahr auch unser Manager gestorben ist.
Die Scorpions feiern ihr 50-jähriges Jubiläum. Was ist Ihr Erfolgsrezept, um so lange durchzuhalten?
Schenker: Die Philosophie war ganz klar und deutlich: Gute Musiker haben in der Band, aber auch Leute, mit denen man eine Freundschaft aufbauen kann. Als naiver Junge war das damals mein Bild von den Beatles und Rolling Stones: Vier oder fünf Freunde reisen um die Welt und machen Musik, und das hat mir unheimlich gut gefallen. Und so war das im Grunde auch bei uns immer, obwohl wir auch viele Leute ausgewechselt haben. Wir haben immer wieder zugesehen, dass wir die Lücke schließen mit jemandem, der in Ordnung war. Wir sind der Meinung gewesen, wenn wir eine gute Chemie haben in der Band, ist alles möglich.
Liegen da Ihre musikalischen Anfänge, bei den Beatles und den Rolling Stones?
Schenker: Eigentlich war es Elvis Presley. Meine Eltern hörten immer Schlager und so komisches Zeug, und das hat mir natürlich gestunken. Irgendwann, als die tanzen gegangen sind, bin ich ins Wohnzimmer geschlichen und habe mich im Radio durch die Mittel- und Kurzwelle geschlagen. Ich kam auf irgend so einen Piratensender, und da wurde auf einmal total powermäßig Elvis Presley und Little Richard und so was gespielt. Das war der Moment, wo ich sagte: „Geil! Das isses!“ Da habe ich mich dann reingesteigert, ich war so ein Elvis-Fan, dass ich in der Schule schon den Spitznamen „Elvis“ hatte.
Aber mit dem Musikmachen haben Sie erst später angefangen?
Schenker: Ich wollte damals eigentlich schon anfangen, Gitarre zu spielen, aber dann habe ich gemerkt, dass es doch nicht so einfach ist. Und da ich auch noch Fußball in der Oberliga gespielt habe, hat sich das irgendwie erledigt. Der entscheidende Augenblick, endlich mit der Gitarre anzufangen war dann eben, als die Beatles und Rolling Stones kamen. Dann ist mir bei der Arbeit noch eine Wagendeichsel auf den Mittelfuß geschlagen, so dass ich erstmal ein Vierteljahr keinen Fußball mehr spielen konnte. Es war also im Grunde ein Wink des Schicksals, jetzt endlich diese Richtung einzuschlagen, und das hat sich ja auch bewährt.