Schöner trauern mit Bang Gang
Magazin
Schwarzer Audioverstärker
Wenn nichts mehr hilft, hilft nur noch Musik: Der Isländer Bardi Johannsson alias Bang Gang schreibt den Soundtrack für genau diese Momente im Leben. Melancholisch, sanft und episch - hier darf sich der Hörer fallen lassen. Bleibt die Frage, was es mit dem Namen auf sich hat...
Was Bardi Johannsson alias Bang Gang nicht so gut kann: Selbstvermarktung. Sonst würden Sie nämlich schon wissen, was Bardi Johannsson alias Bang Gang besonders gut kann: So schön-melancholische Melodien schreiben, dass einem egal ist, wenn man davon depressiv wird. Das gilt auch für das neue, vierte Album des Isländers „The Wolves Are Whispering“.
Sieben Jahre hat sich Johannsson dafür Zeit gelassen. Er ist aber auch ein viel beschäftigter Mann. Schreibt die Musik für Werbespots von Armani oder Citroen oder verschiedene Soundtracks, etwa für den französischen Film „Mit ganzer Kraft“, der unter den Top 5 der Kinocharts war. Außerdem hat Johannsson noch zwei Bands aka Kooperationen: mit Keren Ann als Lady & Bird und mit Jean-Benoit Dunckel von Air als Starwalker.
Mit Tönen, die die richtigen Knöpfe in der Gefühlszentrale des Hörers drücken, kennt er sich also aus. Die meisten Songs auf „The Wolves Are Whispering“ würden sich perfekt eignen, um die Szenen im Film zu untermalen, in denen sich der Protagonist in der Krise wälzt. Meistens gibt Johannsson der leisen Melancholie mit Streichern, Piano und sanfter Stimme viel Raum, sich voll zu entfalten. Phrasen wie „I miss you more than words can explain“ würden auf Isländisch zwar nicht ganz so platt wirken, machen in Verbindung mit der meist sehr reduzierten Musik aber fast schon wieder Sinn. Manchmal braucht es eine gewisse Dramatik, wie im epischen „We Will Never Get Along“, das man wirklich niemanden wünscht, der gerade verlassen wurde. Dreimal wird es sogar tanzbar, zum Beispiel beim Eröffnungstrack und Album-Highlight „The Sin Is Near“. Die Kooperation mit Bloodgroup ist ein mitreißend-schwelender Electropop-Hit, der sich fast drei Minuten Zeit lässt bis zum Höhepunkt und geradezu nach einem Remix für den Club schreit. Die Single „Silent Bite“ mit Ladytron-Sängerin Helen Marnie haut dagegen mit ätherischem Gesang und Post-Punk-Einschlag auf die Pauke.
Mit diesem vierten Album von Bang Gang steigt auf jeden Fall die Hoffnung darauf, den Bandnamen bald als gut gemeinten Tipp in die Runde werfen zu können, ohne dass es plötzlich ganz ruhig wird und alle fragen: „Bitte, was hast du gerade gesagt?!“