Ross Antony: „Meine Welt ist zusammengebrochen“

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Ross Antony: „Meine Welt ist zusammengebrochen“

Eigentlich ist Ross Antony immer gut drauf. Doch momentan durchlebt der Schlagerstar eine schwierige Phase. Sein Vater ist an Parkinson erkrankt und sein geliebter Hund Skyla gestorben. Im Interview zu seinem neuen Album "Goldene Pferde" erklärt der Brite der Nachrichtenagentur spot on news, wie er mit dieser Situation umgeht.

Mit „Bro’Sis“ wurde Ross Antony (40, ) in Deutschland zu einem Star. 13 Jahre ist das nun schon her. Die meisten seiner Ensemble-Kollegen sind mittlerweile von der Bildfläche verschwunden. Aber der ausgebildete Musical-Darsteller ist geblieben. Mit seinem neuen Album „Goldene Pferde“ bringt er nun schon seine zweite Schlagerplatte in Folge auf den Markt. Warum der gebürtige Engländer so gerne auf Deutsch singt und wieso er gerade eine schwere Phase in seinem Leben durchmacht, hat er im Interview mit spot on news verraten.

Ross, „Goldene Pferde“ ist bereits Ihr zweites Schlager-Album. Ist das die Musik, die Sie auf Dauer machen möchten?

Ross Antony: Ich wollte Schlager schon immer machen. Es ist schade, dass der Schlager nicht die Anerkennung genießt, die er verdient hat. Es ist doch eine Sache auf die Deutschland stolz sein kann. Man muss sich nur mal die Top-Ten-Künstler in Deutschland des vergangenen Jahres ansehen – sechs davon waren Schlagersänger. Aber das war nicht der ausschlaggebende Grund. Schlager ist einfach eine Musik, die irgendwie zu mir gepasst hat, obwohl ich kein geborener Deutscher bin. Ich bin ein stolzer Engländer, der in Deutschland lebt und stolz deutsche Schlager singt. Schlager ist für mich nicht nur eine Phase, ich will hier bleiben.

Wann sind Sie das erste Mal mit Schlager in Berührung gekommen?

Antony: Als ich vor 18 Jahren nach Deutschland kam und mit Leuten wie Jürgen Drews gearbeitet habe. Da habe ich gemerkt, das ist eine komplett neue Welt, in der ich gerne dabei sein wollte.

Was unterscheidet Ihre Schlagerkarriere von Ihrer Zeit als Popstar?

Antony: Die Schlagerwelt ist völlig anders. Man kann sich langsam etablieren. Wenn mal ein Song nicht funktioniert, ist der Künstler nicht gleich weg. Das finde ich toll. Als wir damals mit Bro’Sis auf der Bühne standen und unsere Songs performten, da hatten wir nicht immer einen Bezug dazu. Die Songs wurden einfach nur für uns geschrieben. Aber alleine schon mit den Cover-Versionen meines vorherigen Albums konnte ich mich identifizieren. Egal, ob das von Roger Whittaker oder Marianne Rosenberg kam. Denn diese Songs haben mein Leben geprägt. Zuhause habe ich viele Schlageralben.

Sie sagen ganz offen, dass Sie Ihre Songs nicht selber schreiben. Warum?

Antony: Ich lüge die Leute nie an. Es gibt viele, die behaupten, ihre eigenen Songs zu schreiben, obwohl sie das gar nicht tun. Ich setze mich mit meinen Produzenten zusammen und wir tauschen uns sehr intensiv aus. Die schreiben mir dann maßgeschneiderte Texte zu meinen Erlebnissen. Ich kann sowas einfach nicht. Da gibt es Leute, die sowas wesentlich besser beherrschen, so wie Kristina Bach, die für Helene Fischer „Atemlos“ geschrieben hat.

In Ihrem Song „Regenbogen“ gibt es die Zeile „Nur für dich ist in meinem Herzen Platz“. Haben Sie das für Ihren Mann Paul Reeves schreiben lassen?

Antony: Ja, das ist eindeutig für ihn. Für mich ist Paul alles. Er hat mein Leben so sehr verschönert. Er hat mir durch so schwierige Zeiten geholfen. Es heißt zwar immer, dass man den Schatz am Ende des Regenbogens nicht finden kann, aber ich habe meinen Schatz gefunden.

Mit „Very British“ nehmen Sie sich selbst ein wenig aufs Korn. Sie äußern darin auch den Wunsch nach einer eigenen Wachsfigur bei Madame Tussauds.

Antony: Ich habe 2011 im Madame Tussauds Berlin die Figur von Johnny Depp enthüllt und die haben gesagt, wenn genügend Fans eine Wachsfigur von mir fordern, dann bekomme ich eine. Es wird sowieso Zeit, dass ein paar neue Figuren reinkommen – ich glaube, ich würde vor Stolz platzen.

Wer sollte denn für Sie platzmachen und neben wem würden Sie am liebsten stehen?

Antony: Olli Kahn, seine Wachsfigur ist eher „angsteinflößend“ als schön und ein paar von den Königsfamilien aus den anderen Ländern, die brauchen wir doch nun auch wirklich nicht. Am liebsten würde ich dann neben Kylie Minogue oder Johnny Depp stehen.

Wie britisch sind Sie eigentlich noch?

Antony: Meine Mutter hat erst letztlich zu mir gesagt: „Du bist sehr deutsch geworden!“ Ich bin halt mittlerweile sehr penibel, klar strukturiert und überpünktlich. Wenn man meine Mutter fragen würde, dann würde sie sagen, dass ich nur noch 40 Prozent englisch bin. Ich träume auch nur noch auf Deutsch – auf perfektem Deutsch. Das ist sehr komisch. Ich frage mich dann immer: Wo kommen all diese Wörter her?

Auf Ihrem Album ist auch ein Lied namens „Peter Pan“. Wären Sie gerne noch mal ein Kind?

Antony: Ich bin eigentlich jeden Tag ein Kind. Ich habe Angst vor dem Älterwerden. Unser Leben ist so kurz, es geht so schnell vorbei. Und im Alter können dann auch noch Krankheiten dazu kommen. Davor habe ich wirklich Angst.

Ihrem Vater selbst geht es gesundheitlich leider auch nicht so gut…

Antony: Nicht nur meinem Papa, auch Pauls Papa. Der hat Leukämie gehabt und ist jetzt im Genesungsprozess, aber er ist ein völlig anderer Mensch geworden. Er spricht nicht mehr so viel, er hält sich mehr im Hintergrund. Das ist für Paul ein komisches Gefühl. Und mein Papa hat Parkinson. Darunter leidet meine Mutter sehr. Meinem Papa geht es natürlich auch nicht gut. Es wird immer schlimmer.

Und dann haben Sie auch noch Ihren geliebten Hund Skyla verloren.

Antony: Das kann ich auch einen Monat später noch immer nicht verkraften. Meine Welt ist zusammengebrochen. Ich weine immer noch jeden Abend. Wir mussten sogar aus der Wohnung alle Bilder entfernen, weil es schmerzt, wenn ich sie auf den Fotos sehe. Jeder tierliebe Mensch kann das verstehen. Sie hat unser Leben zehn Jahre lang begleitet und man darf auch nicht vergessen: Skyla hat an unserer Hochzeit damals die Ringe nach vorne gebracht. Aber wir haben ja noch einen Hund, Inka, und die sucht die ganze Zeit nach Skyla. Die beiden waren unzertrennlich. Das zu sehen, bricht mein Herz.

Sie hatten eigentlich schon einen anderen Hund aus dem Tierheim geholt gehabt, aber das hat zu einem Streit mit Ihrem Mann Paul geführt.

Antony: Da gab es richtig Ärger. Paul hat gesagt: „Wie konntest du das machen?“ Er meinte, ich sei respektlos Skyla gegenüber. Er wollte einfach noch ein wenig Zeit zum Trauern haben. Ich wusste gar nicht, dass ihn das so sehr treffen würde, weil Paul eigentlich ein ziemlich starker Mann ist.

Wie schwer fällt es Ihnen, in dieser schweren Zeit den lustigen Entertainer zu spielen?

Antony: Die Leute haben immer diesen gut gelaunten Ross Antony vor Augen. Ich versuche das auch weiterhin zu sein. Aber ich bin auch nur ein Mensch und manchmal falle ich schon in ein kleines Loch. Es ist nicht leicht, immer gut gelaunt zu sein. Manchmal würde ich gerne sagen: „Mir geht es heute richtig schlecht!“ Nicht wegen mir, sondern wegen meiner Familie. Meinem Vater geht es nicht gut, meine Mutter leidet darunter, will sich aber keine Hilfe holen. Sie will keinen anderen Menschen an meinen Papa ranlassen. Sie meint, mein Papa habe immer für uns alle gesorgt, jetzt will sie für ihn da sein. Aber sie ist keine 50 mehr, sie ist 72. Noch immer topfit, sie macht noch alles alleine, spielt auch Golf. Aber es ist eine Belastung.

Um Ihre Mutter zu entlasten, würden Sie gerne Ihre Eltern aus England zu sich nach Deutschland holen. Wie weit sind diese Pläne?

Antony: Wir haben bereits vor zwei Jahren ein Haus mit Einliegerwohnung gekauft. Die haben wir für meine Eltern eingerichtet. Und jedes Mal, wenn meine Eltern uns besuchen – sie bleiben dann meist ein bis zwei Monate am Stück – dann bringen sie wieder etwas aus ihrem Hausstand mit. Mittlerweile sind sie gut die Hälfte des Jahres bei uns.