Róisin Murphy: Genug getanzt

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Róisin Murphy: Genug getanzt

Es ist nicht leicht, mit dem neuen Soloalbum von Róisin Murphy warm zu werden. Vor allem nicht, wenn man immer noch ihre Band Moloko im Ohr hat. Acht Jahre hat sich die Sängerin für die acht Songs Zeit gelassen - entsprechend verkopft und künstlerisch ambitioniert klingen sie.

„Nothing can come close to this familiar feeling“? Doch, die Stimme von Róisin wird auf ewig mit Moloko verbunden sein. Deswegen gleich das Wichtigste zuerst: Nein, die Sängerin hat kein neues Moloko-Album aufgenommen. So, jetzt wo vermutlich 90 Prozent der Leser abgesprungen sind, sind wir wieder unter uns. Man kann es ihnen nicht übel nehmen: Murphys Stimme hatte die Tanzflächen Mitte der Neunziger mit cleveren Hits wie „Sing It Back“ oder „The Time Is Now“ dermaßen eindringlich beschallt, dass sie noch immer nachhallt.

Die Stimme ist dieselbe, Murphys Musik aber schon lange nicht mehr. Von ihrem Moloko- und Lebenspartner Mark Brydon hatte sie sich 2003 getrennt, auch die musikalischen Wege gingen daraufhin auseinander. Murphy versuchte mit zwei Soloalben und beeindruckenden Bühnenoutfits den Mainstream zu beeindrucken, zog sich dann aber in die Mutterschaft zurück. Jetzt ist sie zurück, mit derselben Stimme und demselben Produzenten wie zu Moloko-Zeiten. Doch an die Band erinnert auf „Hairless Toys“ nicht mehr viel.

Die Musik auf ihrem dritten Soloalbum gibt sich minimalistisch und künstlerisch. Tanzen kann dazu wohl nur Murphy selbst, der Rest steht einer Herausforderung gegenüber: Die acht Songs sind sehr gestreckt, extrem verkopft und fast schon anstrengend arty. Die erste Single „Gone Fishing“ kündigte das bereits an. Ein entspannter Song, der in seiner elektronischen Folk-Zärtlichkeit an Feist erinnern kann, dann aber lieber in ganz andere Sphären abdriftet.

Kein Dancefloor weit und breit

Manchmal ist das ganz schön fies: In „Uninvited Guest“, das noch am ehesten an Moloko erinnert, lässt Murphy den Bass verführerisch funken und pfeift selbst noch schnippisch darüber, gibt sich gleichzeitig aber sehr große Mühe, jede Euphorie zu unterdrücken. Solche Momente gibt es öfter auf diesem Album – der Hörer läuft schon freudig auf den Dancefloor, während sich der Song selbst mit jedem Ton lässig davon entfernt. Spätestens beim countryesken „Exile“ liegen dann alle auf dem Sofa und hängen ihren Gedanken nach.

Es gibt zwar keine Hits mehr zum Festhalten, dafür aber immer noch die Worte. Die Lyrics waren Murphy so wichtig, dass sie sogar im Booklet abgedruckt sind – macht ja heute kaum noch wer. Sehen wir es ein: Heute führt diese außergewöhnliche Lieblingsstimme lieber auf eine surreale, verträumte Reise, anstatt das nächtliche Workout anzufeuern.