Roger Cicero: „Das sind für mich richtige Glücksmomente“
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Am heutigen 28. März erscheint offiziell das neue Album von Roger Cicero. "Was immer auch kommt" ist ein sehr persönlicher Tonträger, auf dem der Sänger auch zum Nachdenken anregt. Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit ihm über das Album, Veränderung und Dankbarkeit gesprochen.
Viel Pop, wenig Jazz, und wo ist eigentlich die Big Band hin? Schon rein musikalisch unterscheidet sich Roger Ciceros neues Album „Was immer auch kommt“ von seinen Vorgängern. Doch auch die Texte sind ganz ungewohnt. Cicero reflektiert über das Leben und was Veränderung eigentlich für ihn bedeutet. Im Gespräch mit spot on news verrät der Sänger, was für ihn wahre Glücksmomente sind und wie er sich seinen letzten Tag auf Erden vorstellen kann.
Auf „Was immer auch kommt“ verarbeiten Sie an vielen Stellen die Trennung von Ihrer langjährigen Lebensgefährtin und trotzdem ist es ein grundsätzlich positives Album. Sind Sie auch ein positiver Mensch?
Roger Cicero: Ich finde es ist auf jeden Fall ein sehr positives Album und das spiegelt auch meine Haltung zu schwierigen Momenten im Leben ganz gut wieder. Ich stelle mir im Nachhinein recht schnell die Frage, wo das Gute in solchen Lagen zu finden ist.
Sie machen auf dem Album gleichzeitig klar, dass eigentlich jeder einmal einen schlechten Tag hat. Wie muntern Sie sich in solchen Situationen auf?
Cicero: Da gibt es natürlich ganz viele Möglichkeiten. Es kommt darauf an, was gerade passiert ist. Oft muss man sich einfach mit Freunden treffen und deren Kontakt suchen. Das ist für mich ein ganz wichtiger Prozess – also auf keinen Fall zu Hause einigeln, das funktioniert nicht gut.
In „Glück ist leicht“ beschreiben Sie, dass Glück zwar nicht einfach zu erreichen ist, wenn man es dann aber fühlt, dann ist es ein sehr leichtes Gefühl…
Cicero: Genau so ist es gemeint, ja.
In dem Zusammenhang singen Sie unter anderem über das „Knistern von Vinyl“. Gibt es für Sie persönlich noch andere solcher Momente?
Cicero: „Der Moment, in dem du siehst, um zu wachsen, musst du manchmal auch verlieren.“ Ich finde, in solchen Zeilen steckt viel mehr drin. Natürlich gibt es auch kleine Sachen, die man einfach genießen kann. Die versuche ich auch Wert zu schätzen. Aber dieser Moment der Einsicht, der vielleicht lange auf sich warten ließ, der als greifbares und klares Gefühl im Bauch ankommt… Das sind für mich richtige Glücksmomente.
Wer ist denn der Mann, der in dem gleichen Song seiner „heimlichen großen Liebe nach all den Jahren zur Hochzeit“ gratuliert? Im Lied „Wenn du die Wahl hast“ kommt derselbe Mann doch erneut vor, oder? Da „steht er hinten links auf dem Hochzeitsbild“…
Cicero: Ich muss zugeben, dass es da keinen direkten Freund oder Bekannten gegeben hat, der Vorlage dafür war. Für mich ist das eher ein Bild für einen Moment wahrer Größe. Deswegen passt das auch zu „Glück ist leicht“. Aber es ist auf gar keinen Fall derselbe Mann, der dann „hinten links auf dem Hochzeitsbild“ steht. Das ist eine sehr ähnliche Situation, aber diese beiden Männer sind doch aus sehr unterschiedlichem Holz geschnitzt.
Wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie „stehen bleiben“ oder „tanzen“?
Cicero: Die Zeile hat mir beim ersten Mal hören nicht so gut gefallen, weil ich mit dem Tanzen nicht unbedingt das assoziiere, was es für die meisten Menschen ist. Es ist etwas Befreiendes, etwas Lebendiges, ein Ausdruck von Lebensfreude. Ich tanze zwar, aber ich bin jetzt kein Tanzbär. Nur die Vorstellung hat mir unglaublich gut gefallen. Und darum sage ich jetzt einfach, ich würde „tanzen“.
Aber gab es für Sie auch Zeiten, in denen Sie stehen geblieben sind?
Cicero: Selbstverständlich… Deswegen schreibe ich auch solche Lieder.
In „Was immer auch kommt“ singen Sie, dass es noch kein Wort gäbe, um Sie „neu zu beschreiben“. Haben Sie das Wort mittlerweile gefunden?
Cicero: Nein, aber ich glaube das ändert sich auch täglich. Und das ist genau das, was ich damit ausdrücken wollte.
Wenn Sie sich trotzdem zum jetzigen Zeitpunkt mit nur einem Wort beschreiben müssten, welches wäre es?
Cicero: Im Moment bin ich sehr „dankbar“. Die ersten Reaktionen auf dieses Album, das für mich sehr persönlich ist, waren einfach ganz toll. Bisher wurde alles echt sehr positiv aufgenommen.
Was glauben Sie? Wird „Was immer auch kommt“ von Ihren Fans ähnlich gut angenommen, wie von der Presse?
Cicero: Dass es als Änderung wahrgenommen wird, ist ziemlich eindeutig. Wie diese Umwandlung dann wahrgenommen wird, das bleibt abzuwarten. Aber das Lustige ist, dass es ja auch genau darum auf dem Album geht. Wie gehe ich mit Veränderungen um? Wie kann ich sie annehmen, ohne zu wissen, was genau passieren wird? Wie kann ich meine Aufgeschlossenheit bewahren?
„Wenn es morgen schon zu Ende wär'“ ist ein Song, in dem es darum geht, das Beste aus seinem Leben zu machen. Aber wenn es für Sie zu Ende wäre, wie sähe dann Ihr perfekter letzter Tag aus?
Cicero: Darüber habe ich mir natürlich schon Gedanken gemacht. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich in meinem Leben irgendwas verpasst habe. Ich bin dankbar für dieses Gefühl und alle Erfahrungen, die ich bisher machen durfte. Und ich würde auch nicht sehr viel ändern. Ich würde versuchen noch einmal Zeit mit meinen Lieben zu verbringen, nahestehende Menschen um mich scharren und den Tag genießen.