Robert Gustafsson: „Deutsches Bier ist ausgezeichnet!“

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Robert Gustafsson: „Deutsches Bier ist ausgezeichnet!“

Im Jahr 2010 war "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" das meistverkaufte Buch Schwedens. Am 20. März kommt die Verfilmung der komödiantischen Vorlage in die deutschen Kinos. Hauptdarsteller Robert Gustafsson spricht im Interview über Schwierigkeiten beim Dreh, Bombenbau und deutsches Bier.

Am 20. März kommt die humorvolle Roman-Verfilmung des Bestsellers „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ in die deutschen Kinos. Der schwedische Komiker Robert Gustafsson spielt darin den alten Allan Karlsson, der an seinem 100. Geburtstag aus dem Altersheim türmt, und sich auf einen außergewöhnlichen Roadtrip begibt. Nebenbei erzählt Allan aus seinem erfüllten Leben. Die Nachrichtenagentur spot on news hat sich mit dem Hauptdarsteller über Schwierigkeiten beim Dreh, Bombenbau und deutsches Bier unterhalten.

Wie war die Arbeit an „Der Hundertjährige“ für Sie? Was war der härteste Teil Ihres Jobs?

Gustafsson: Der physikalische Schmerz, der mit dem Tragen der Maske für bis zu 16 Stunden am Tag verbunden war, war sehr hoch. Das Anlegen der kompletten Verkleidung dauerte fast fünf Stunden. Im Film haben wir zum Beispiel eine Szene in Bali, die eigentlich in Thailand gedreht wurde… da setzten mir die Hitze und der Schmerz besonders zu. Ich habe davor noch nie etwas Ähnliches durchgemacht und das war auch etwas, an das wir einfach nicht gedacht haben, bevor wir mit den Dreharbeiten begonnen haben. Mit den Nahaufnahmen war es zum Beispiel sehr kompliziert. Diese mussten wir immer am frühen Morgen machen, wenn die Maske noch gut genug war. Ja, der Schmerz, gekoppelt mit dem Schlafentzug, das waren die größten Probleme.

Das Darstellen eines Hundertjährigen war aber sicher auch ein Anreiz, oder?

Gustafsson: Ja, das war etwas, auf das ich mich sehr gefreut habe – Kapital daraus zu schlagen, einen Charakter in mehreren Lebensstufen zwischen Anfang 20 und 100 darzustellen. Ich habe immer schon geglaubt, dass die Schauspielerei darauf ausgelegt ist, alle Werkzeuge im Werkzeugkasten zu verwenden, und nicht nur eine neue Jacke überzuwerfen und einen anderen Namen anzunehmen. Das ist kein Schauspiel. Für mich war es eine Möglichkeit mit Körpersprache, Dialekt, Gesichtsausdrücken und mehr zu arbeiten. Das war eine große Herausforderung, aber es war auch gleichzeitig einer der Gründe, warum ich die Rolle spielen wollte.

Waren Sie schon jemals auf einem ähnlichen Roadtrip?

Gustafsson: Oh nein, ich habe noch nie irgendwelche Diktatoren getroffen und die Weltgeschichte verändert (lacht). Aber ich bin auch ein ganz anderer Typ wie Allan. Ich bin eine sehr kontrollierte Person. Ich mag keine Überraschungen, ich plane alles und ich bin ein Pedant. Allan ist mehr wie ein Buddhist. Er urteilt über niemanden und wenn er in der Früh aufwacht, dann fragt er sich, was der Tag wohl bringen wird – und daran nimmt er dann auch teil. Er ist wie ein Kind, wie ein kleiner spielender Junge. Und er mag es, Sachen in die Luft zu jagen.

Gut, dass Sie das ansprechen. Allan ist ein absoluter Explosions-Narr. Haben Sie bei den Dreharbeiten gelernt, Ihre eigenen Bomben zu bauen?

Gustafsson: Nein, die muss ich immer noch kaufen (lacht). Ich kaufe zum Beispiel für Silvester immer viel Feuerwerk. Ich liebe das einfach. Das ist etwas, das wir gemeinsam haben. Als ich noch jung war, hatten wir immer Feuerwerk und große Lagerfeuer, wenn wir in Schweden den kommenden Frühling gefeiert haben. Ja, ich kann es verstehen, warum Allan so auf Explosionen steht.

Andererseits ist Allan sehr zurückhaltend und still, oder nicht?

Gustafsson: Man bekommt kein Wort aus ihm raus, wenn man ihn nicht direkt fragt. Würden Sie ihn fragen: „Hey, alter Mann, hast du jemals eine historische Person getroffen?“ Dann würde er antworten: „Ja, habe ich.“ Und dann wäre er still und man müsste erneut fragen: „Wen?“ Und er wäre wieder knapp: „Stalin zum Beispiel.“ Und erst bei erneuter Nachfrage würde er einem etwas Genaueres erzählen. Er gibt nicht damit an, dass er irgendwie überall war und jeden getroffen hat. Er ist sehr zurückhaltend. Auf diese Weise ist er sehr schwedisch. Er behandelt jeden gleich, egal ob Stalin, Franco, irgendeine andere Persönlichkeit, ein Dienstmädchen oder jemanden auf der Straße.

Zudem dreht sich im Leben von Allan so einiges um den Alkohol. Wie ist das bei Ihnen? Trinken Sie auch privat?

Gustaffson: Ja, tue ich. Ich trinke zum Beispiel viel Whisky, vorwiegend Single Malt. Um einen sehr alten schottischen Whisky aus dem Schrank zu holen, muss es draußen aber schon sehr kalt sein.

Und was halten Sie vom deutschen Bier?

Gustaffson: Das deutsche Bier ist ausgezeichnet! Ich liebe es. Ich war mehrere Male in München. Egal, wo man hingeht: einfach mit dem Finger auf die Speisekarte tippen und man bekommt ein richtig gutes Bier – besonders das Lager. Ich finde das Lager ist äußerst gut.

Gibt es eine besondere Geschichte oder ein Buch, das Sie gerne verfilmen würden?

Gustaffson: Ich bin Komödiant, kein Stand-up-Comedian, aber ein Comedy-Schauspieler. Wenn Monty Python nicht „Das Leben des Brian“ gemacht hätten, dann hätte ich gerne die Bibel verfilmt. Das ist eine sehr witzige Geschichte, die viele Lacher beherbergt. Aber es gibt die Verfilmung schon, also ist es zu spät. Ich mag außerdem historische Geschichten, die auf wahren Begebenheiten basieren. Ich finde es ist spaßig, Witze über die Geschichte zu machen.

Viele skandinavische Komödien sind oft auf eine Weise düster und melancholisch. Sehen Sie das auch so?

Gustaffson: Das melancholische Gefühl im Film, mit all den untertriebenen Situationen, das ist typisch schwedisch. Eine Situation ist witzig – nicht wie Leute reden oder darauf reagieren. Es ist das Gegenteil zu einem Jim-Carrey-Film und ich finde es ist witziger. Auf seine Weise ist Jim Carrey ein grandioser Komiker, aber man lacht nicht über ihn, bevor man nicht müde wird – bevor man aufgibt. Das erste Mal, wenn du ihn siehst, sagst du dir: „Oh Shit, mach mal langsam, nicht so viel, geh‘ es gelassen an,“ aber irgendwann lachst du, weil du müde wirst. Ich glaube „Der Hundertjährige“ ist ziemlich modern. Es sollte mehr dieser Geschichten geben. Filme sollten nicht nur witzig, oder beängstigend oder dramatisch sein…

Inwiefern „modern“?

Gustaffson: Sie können sich beispielsweise einen Film wie „Lost in Translation“ ansehen und können danach nicht behaupten, es wäre eine reine Komödie oder ein reines Drama. Heute versuchen Filme diese ganzen unterschiedlichen Gefühle zu vermischen. Ein normales Leben ist nicht nur traurig oder fröhlich. Es hat eine dunklere Seite, und eine hellere. Es hat Komik und Tragik. So ist das Leben nun mal.