Rainhard Fendrich: „Ich will nicht wieder alte Lieder singen“

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Rainhard Fendrich: „Ich will nicht wieder alte Lieder singen“

Er zählt zu den erfolgreichsten Sängern Österreichs. Und auch über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus hat sich Rainhard Fendrich in den vergangenen 35 Jahren mit seinen humorvollen, aber vor allem tiefgründigen Liedtexten einen Namen gemacht. Im Interview mit spot on news spricht er über Austropop, Schlager und seine Zukunft.

Rainhard Fendrich feiert heute, am 27. Februar seinen 60. Geburtstag. Mit seinem neuen Album „Auf den zweiten Blick“ hat er musikalisch auf seine nunmehr 35-jährige Karriere als Liedermacher zurückgeblickt. Er feierte als Schauspieler und Moderator Erfolge – vor allem aber als Sänger. Als Austria 3 begeisterte er mit seinen Kollegen Georg Danzer (1946-2007) und Wolfgang Ambros (62) von 1997 bis 2007 Millionen von Menschen. Doch ein solches Musik-Projekt wird es nicht mehr geben, wie Fendrich im Interview mit spot on news erklärt.

Mittlerweile steht der gebürtige Wiener nicht mehr so sehr im Fokus, wenn es um österreichische Musik geht. Shootingstar Andreas Gabalier hat ihm den Rang abgelaufen. Der selbst ernannte Volks-Rock’n’Roller ist momentan der heißeste Austria-Export, den die Alpenrepublik zu bieten hat. Zu ihm hat Fendrich natürlich auch eine Meinung.

Herr Fendrich, Sie sind im Geschäft ein alter Hase. Was halten Sie von Ihrem österreichischen Kollegen und Shootingstar Andreas Gabalier?

Fendrich: Andreas Gabalier ist ein Genre, zu dem ich keinen Zugang habe. Rock’n’Roll ist für mich was anderes. Rock’n’Roll ist mehr eine Lebenseinstellung denn eine Musikrichtung. Zu volkstümlichen Schlager habe ich aber keinen Zugang. Ich respektiere jeden der Erfolg hat, weil ich aus eigener Erfahrung weiß: Von nichts kommt nichts. Du brauchst zum einen eine gewisse Besessenheit und du brauchst zum anderen eine perfekt funktionierende PR-Maschinerie heutzutage. Wenn das zusammenspielt, dann ist der Erfolg nicht weit.

Können Sie den Unterschied zwischen Schlager und ihrem Austropop erklären?

Fendrich: Der Austropop war eine Richtung, die in den 70er Jahren mit Georg Danzer und Wolfgang Ambros entstanden ist und die ihre musikalischen Wurzeln aus dem Radio hatte. Der Georg hat mal gesagt: „Meine Musik ist nie aus Amerika gekommen, sondern aus dem Radio meiner Oma.“ Die Einflüsse, die wir gehabt haben, kamen natürlich von Eric Clapton und Co., aber gepaart mit Dialekt-Texten, die vor allem einen Inhalt hatten. Dagegen ist der Schlager etwas anderes. Der legt keinen Wert auf Inhalt, dafür auf Stimmung. Der Austropop wurde auch schon tausend Mal für tot erklärt. Aber Lieder mit Inhalt wird es immer geben.

Könnten Sie sich vorstellen nochmal ein Projekt wie Austria 3 zu machen?

Fendrich: Nein! Wir haben es lange probiert. Es war damals meine Idee und ich bin mit meiner Idee auch lange zu meinen beiden Kollegen Georg Danzer und Wolfgang Ambros hausieren gegangen. Der Einzige, der das Potenzial von Anfang an erkannt hat, war der Georg. Der Wolfgang war am Anfang gar nicht dafür. Es war ja auch eigentlich nur als einmaliges Projekt zugunsten von Senioren-Obdachlosen in Wien geplant.

Warum wurde daraus mehr?

Fendrich: Weil es ein großer Erfolg war. Die Leute haben gesehen, dass da eigentlich Konkurrenten auf der Bühne sitzen, denen es offenbar viel Spaß macht, die Lieder der anderen zu interpretieren. Das war eine tolle Zeit, wir haben große Konzerte gespielt. Aber das war dann einfach vorbei. Das war auch schon vorbei, bevor der Georg gestorben ist. Der Wolfgang und ich haben nach seinem Tod, als die Trauerzeit vorbei war, überlegt, wie es weitergehen könnte. Aber alle Überlegungen führten in eine Sackgasse. Und so wie ich damals meinem Bauchgefühl vertraut habe und gegen alle anderen Meinungen gesagt habe, das funktioniert, sage ich jetzt wieder aus meinem Bauchgefühl heraus und gegen die Meinung aller anderen, es funktioniert nicht mehr.

Was macht Sie da so sicher?

Fendrich: Wenn der Georg ersetzbar ist, dann bin ich das auch! Das können andere machen, wie STS oder die EAV. Aber ich spüre das nicht mehr. Zudem habe ich jetzt andere musikalische Perspektiven und will nicht wieder alte Lieder immer und immer wieder singen.

Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zu anderen Austropop-Künstlern wie STS?

Fendrich: Ich hab den Herrn Steinbäcker [einer der drei Sänger von STS – Anm.d.Red] zwei Mal im Leben gesehen, die anderen beiden kenne ich überhaupt nicht. Ich habe auch den Falco gekannt, aber in Wahrheit habe ich ihn nicht wirklich gekannt. Den Wolfgang habe ich näher kennengelernt durch Austria 3. Aber im Endeffekt sind wir ja auch alle Konkurrenten. Da hat man keinen wirklichen Kontakt.

Gibt es einen Künstler mit dem sie gerne mal zusammenarbeiten würden?

Fendrich: Im Moment habe ich nur Lust mit mir selber Musik zu machen. In den letzten 16 Monaten habe ich über 150 Konzerte gegeben und freue mich auf etwas mehr Ruhe. Aber so Gott will, werde ich Ende 2016 wieder ein neues Album haben.