„Pompeii 3D“: Tolle Effekte, miese Handlung

Magazin

„Pompeii 3D“: Tolle Effekte, miese Handlung

Sechs Jahre lang hat Regisseur Paul W.S. Anderson an "Pompeii 3D" gearbeitet. Optisch ist das dem Film auch anzumerken, inhaltlich leider nicht. Die Dialoge sind mies, die Charaktere bleiben blass und die Story ist hanebüchen.

Die Stadt Pompeji und ihr Untergang nach dem massiven Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. wurde in der Vergangenheit schon häufig filmisch in Szene gesetzt. Nun hat sich „Resident Evil“-Regisseur Paul W.S. Anderson (48) an diese historische Naturkatastrophe gewagt und sie mit antiken Gladiatorenkämpfen ausgeschmückt – um die Bilder effektvoll in Szene zu setzen gibt es das Ganze in 3D. Klingt vielversprechend – wäre da nicht der entsetzliche Plot…

Das Positive vorweg – der Vulkanausbruch ist grandios inszeniert: Dunkle Aschewolken schießen unter donnerndem Lärm in den Himmel, die Sonne verdunkelt sich. Feuerbälle stürzen auf Pompeji, schlagen mit wuchtigen Explosionen ein. Lava bahnt sich ihren Weg an den Fuß des Vesuvs, vom Meer rollt eine gigantische Tsunami-Welle auf das Städtchen am Golf von Neapel zu, verschlingt alles was sich ihr in den Weg stellt. Die zerstörerische Macht der Natur wird eindrucksvoll und mit sehenswerten 3D-Effekten dargestellt. Hier machen sich die sechs Jahre Arbeit, die Anderson mit seinem Team in den Film steckte, bemerkbar.

Soweit so gut – doch bis es zu diesen bildgewaltigen Momenten kommt, die selbst Roland Emmerich kaum hätte besser inszenieren können, muss man sich gut eine Stunde durch eine klischeehafte und teils unfreiwillig komische (Liebes-)Geschichte irgendwo zwischen „Gladiator“ und „Der Pferdeflüsterer“ kämpfen. Hier lässt sich erahnen, dass Anderson und seine Autoren keine sechs Jahre Arbeit investierten.

Darum geht es: Der Kelte Milo (Kit Harington, 27, bekannt aus „Game of Thrones“), dessen Clan vor 17 Jahren von Tribun Corvus („24“-Star Kiefer Sutherland, 47) ausgelöscht wurde, wird von Sklavenhändlern von Britannien nach Pompeji verschleppt. Auf dem Weg Dort dorthin trifft er auf die hübsche Kaufmannstochter Cassia (Emily Browning, 25), die mit ihrer Kutsche im Schlamm stecken geblieben ist; ein Pferd hat sich dabei ein Bein gebrochen. Milo bietet seine Pferdeflüster-Künste an, will das leidende Tier von seinen Schmerzen befreien und bricht ihm gekonnt das Genick. Cassia ist sofort Feuer und Flamme für den Sklaven.

In Pompeji angekommen, soll Milo gegen den unbesiegten Gladiator Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje, 46) antreten. Doch ehe es zu dem Kampf der beiden Muskelberge kommt, verbrüdern sich diese gegen die römischen Imperialisten. Fortan kämpfen sie Seite an Seite in der Arena und metzeln einen Gegner nach dem anderen nieder. Zwar sind diese Kämpfe optisch reizvoll umgesetzt, aber dienen letztlich doch nur dazu, die Zeit bis zum monumentalen Vulkanausbruch zu überbrücken.

Und dann muss da natürlich noch die Liebesgeschichte zwischen Milo und Cassia vorangetrieben werden. Doch wie kehrt man von blutigen Kämpfen in der Arena zu dieser Romanze zurück? Richtig, man greift einfach wieder die Pferdeflüsterer-Romantik auf. Denn als ein Pferd der Kaufmannstochter nach einem Erdbeben durchgeht, tritt wieder Tierfreund Milo in Aktion und kann den Gaul besänftigen. Jetzt ist Cassia noch mehr Feuer und Flamme für den wortkargen Sklaven. Bedauerlich nur, dass sie mittlerweile dem gemeinen Tribun Corvus versprochen ist. Der befindet sich nämlich zufällig auch in Pompeji.

Über diese unglaubwürdige Liebesbeziehung und die blass bleibenden Charaktere sollte man sich sowieso nicht zu viele Gedanken machen, denn in der letzten Dreiviertelstunde kommt es endlich zum lang ersehnten Vulkanausbruch. Effekte genießen, den Rest vergessen. Oder, um es mit den (unfreiwillig komischen) Worten der Protagonisten zu sagen: Cassia: „Meine Eltern sind tot.“ Atticus: „Ich hol‘ die Pferde.“