Patrick Lindner: „Ich will nicht wie Helene Fischer werden“

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Patrick Lindner: „Ich will nicht wie Helene Fischer werden“

Seit 25 Jahren steht Patrick Lindner bereits auf der Bühne - ein Vierteljahrhundert, in dem er viel über die Showbranche gelernt hat. Im Interview mit spot on news plaudert der Sänger ein wenig aus dem Nähkästchen des Schlager-Alltags und verrät auch, was er von Kollegin Helene Fischer hält.

Ein Vierteljahrhundert steht Patrick Lindner (53, „Nur mit Deiner Liebe“) nun schon auf den Brettern, die für ihn die Welt bedeuten. Die Nachrichtenagentur spot on news hat sich mit dem gebürtigen Münchner zum Interview getroffen – und der Schlagerstar hat Klartext über die Showbranche gesprochen.

Herr Lindner, ist es heutzutage schwerer, mit Musik erfolgreich zu sein?

Patrick Lindner: In der Musik ist es wie in der Mode, da gibt es auch immer diese berühmten Wellenbewegungen. Zu meiner Anfangszeit war der volkstümliche Schlager ein absolutes Highlight und der herkömmliche Schlager nicht so angesagt. Heute ist es wieder genau andersrum. Außerdem glaube ich, dass es für junge Künstler schwerer geworden ist, erfolgreich zu werden.

Wobei es doch durch all die Casting-Formate viele Plattformen für den Nachwuchs gibt.

Lindner: Diese Casting-Shows haben natürlich ihre Eigenheiten. Am Anfang hatte man den Eindruck, dass sich eher die englischsprachigen Titel durchsetzen. Das hat sich seit Beatrice Egli aber ein bisschen verändert.

Inwiefern?

Lindner: Die singt deutschen Schlager und kein Mensch hätte geglaubt, dass sie damit bei „Deutschland sucht den Superstar“ gewinnen würde. Das zeigt uns natürlich, dass der Schlager oder die deutsche Musik ein sehr treues und großes Publikum hat. Deshalb gebe ich Beatrice auch aus der gesamten „DSDS“-Riege die besten Chancen, dass ihr Name den Leuten am längsten in Erinnerung bleibt.

Woher kommt dieser erneute Aufschwung der deutschen Musik?

Lindner: Das hängt bestimmt mit einer Helene Fischer zusammen, die mit ihrem Talent und ihrem Aussehen eine Ausnahmeerscheinung ist. Sie begeistert Jung und Alt. Sie zeigt auch Dinge, die für den Schlager bisher völlig untypisch waren. Ohne Zweifel werten momentan Künstler wie sie oder auch Andrea Berg und Udo Jürgens den gesamten Schlagerbereich unheimlich auf. Auf diese Weise hat dieses Genre plötzlich eine ganz andere Wirkung auf die Leute.

Spüren Sie dadurch keinen Druck, nun auch mehr in Richtung Schlager-Pop gehen zu müssen?

Lindner: Es ist ganz wichtig, dass man nicht immer versucht, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Man muss seiner Sache schon treu bleiben. Helene Fischer ist eine junge Frau, die eine wahnsinnige Begabung hat und die in den vergangenen Jahren unglaublich viel gelernt hat. Sie zeigt etwas, das ich nie könnte. Aber ich kann jetzt nicht sagen: Ich will werden wie Helene Fischer. Ich bin nach wie vor Patrick Lindner und mir liegt es am Herzen – auch wenn ich mit der Zeit gehen möchte – dass ich authentisch bin in meinem Tun. Ein Udo Jürgens ist ein Udo Jürgens und eine Andrea Berg ist eine Andrea Berg. Jeder hat seine Eigenheiten und so soll es auch bei mir sein.

Eine Eigenheit, die alle Künstler im Schlager-Geschäft vereint, ist die permanent ausgestrahlte Fröhlichkeit. Plakativ ausgedrückt wird dem Publikum meist die „heile Welt“ vorgegaukelt. Wie schwer ist es, stets dieser fröhliche Mensch auf der Bühne zu sein?

Lindner: Das ist eine Sache der Professionalität: Wir singen zu 98 Prozent von schönen Dingen wie der Liebe. Da kannst du nicht auf die Bühne gehen und ein grantiges Gesicht aufsetzen, das passt ja irgendwo nicht. Außerdem wollen die Leute auf so einem Schlagerkonzert ihren Alltag ausblenden und einfach eine schöne Zeit haben.

Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen der Arbeit eines Schlagerkünstlers und eines Popkünstlers?

Lindner: Egal, ob das jetzt internationaler Pop, Rock oder eben deutscher Schlager ist, das Geschäft als solches ist immer gleich hart. Wenn man sieht wie hart eine Helene Fischer an sich arbeitet und was die für eine Show auf die Bühne zaubert, kann man das wirklich mit einem internationalen Star wie Madonna vergleichen. Auch was das Geschäft im Hintergrund angeht, sehe ich da keinen Unterschied.

Und was sagen Sie zum Party-Schlager à la Ballermann – Fluch oder Segen für Musiker wie Sie?

Lindner: Das hat alles seine Berechtigung. Man sieht dort, wie groß der Erfolg ist. Aber das passt auch nicht zu jedem. Das sind ganz bestimmte Künstler, die auf der Insel ihr Publikum und ihre Bühne haben. Ich kann mich noch erinnern, dass ich in meinem allerersten Jahr im Oberbayern auf Mallorca aufgetreten bin. Damals habe ich gesagt: Kinder, das ist ja alles ganz lustig, aber es ist nicht so ganz mein Ding. Heute bringt man den Ballermann mit meiner Person nicht mehr in Verbindung. Ich habe in den nunmehr 25 Jahren das große Glück gehabt, dass ich sehr viele Bühnen bespielen durfte und in der Unterhaltungsbranche viele verschiedene Dinge ausprobieren konnte. Eben im Schauspiel oder in meinen TV-Shows, wo ich neben meiner Musik auch andere Genres bedienen durfte. Das alles war sehr spannend.

Apropos Show: Wie steht es um die Pläne für eine TV-Show zu Ihrem Jubiläum?

Lindner: Beim Fernsehen tut sich im Moment sehr viel, es gibt einige Umstrukturierungen, natürlich würde ich gerne wieder eine tolle Musikshow produzieren.

Aber ihr langjähriger Sender ZDF will wohl nicht. Ihre alten Erfolge scheinen nichts mehr zu zählen.

Lindner: Im Moment scheint das so. Die Sender wollen ein jüngeres Publikum erreichen, das ältere wird dabei leider oftmals vergessen. Beim ZDF wird man ja schon mit 50 als alt hingestellt, demnach bin ich auch schon alt. Aber das 50-Plus-Publikum ist unglaublich groß. Da muss man schon aufpassen, dass man denen nicht so ganz vor den Kopf fährt.