Pat Smear: „Es geht um die Ewigkeit der Musik“

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Pat Smear: „Es geht um die Ewigkeit der Musik“

Gespannt wurde gewartet, jetzt ist es da: das neue Album der Foo Fighters "Sonic Highways". Im Interview mit spot on news erzählt Gitarrist Pat Smear, warum die neue Platte eine komplizierte Herausforderung war. Außerdem erklärt das ehemalige Nirvana-Mitglied, wie sehr er tatsächlich dem Klischee eines Rockstars entspricht.

Pat Smear könnte man einen waschechten Rockstar nennen: Seit seinen Teenager-Jahren macht der mittlerweile 55-Jährige Musik, wurde als Gitarrist von The Germs und später Nirvana weltberühmt. Heute ist er Mitglied bei den Foo Fighters. Im Interview mit spot on news erklärt Smear, wie viel vom Rockstar-Klischee wirklich in ihm steckt. Außerdem spricht er über die Herausforderungen der neuen Foo-Fighters-Platte „Sonic Highways“ und warum Sänger Dave Grohl über die Videos der „Ice Bucket Challenge“ so verwundert war.

Sie sind durch und durch Musiker: Sie haben mit The Germs angefangen, dann kam Nirvana, jetzt sind es die Foo Fighters. Was hätten Sie gemacht, wenn Ihr Leben anders verlaufen wäre? Hatten Sie nie einen anderen Berufswunsch?

Pat Smear: Nein, es gibt nichts anderes, wovon ich weiß, wie es geht. Oh mein Gott!

Entsprechen Sie denn dem Klischee eines Rockstars? Einer, der Hotelzimmer zerstört?

Smear: Ich würde sagen, nein. Ich bin ein normaler Kerl, der zufällig in einer Band spielt, die eine Menge Leute mögen.

Dave Grohl nannte das neue Album der Foo Fighters „eine musikalische Karte“ Amerikas. Was bedeutet das?

Smear: Wir sind in verschiedene Studios überall in den Staaten gegangen, um dort die acht Songs aufzunehmen. Jeder Song klingt so ganz unterschiedlich. Es war ein Experiment und hat Spaß gemacht. Dave hat die Theorie, dass deine Umwelt die Musik beeinflusst, die du machst. Und das haben wir ausprobiert.

Also hatten die verschiedenen Städte Einfluss auf die acht Songs?

Smear: Ja, denn wir sind in jeder Stadt eine Woche lang geblieben. Wir wollten die Leute und die Stadt kennenlernen und ich denke, dass wir das geschafft haben. Ich weiß nicht, wie genau das unsere Musik beeinflusst hat, aber das hat es.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Orte ausgesucht? Wussten Sie schon während des Schreibens, in welcher Stadt der jeweilige Song aufgenommen werden sollte?

Smear: Das war ziemlich kompliziert. Zuerst haben wir eine Liste von all den Studios gemacht, in denen wir gerne einmal aufnehmen würden. Die Liste wurde immer kleiner und kleiner. Wir wollten in Studios arbeiten, zu denen wir so etwas wie eine persönliche Verbindung haben; oder in die wir schon immer einmal gehen wollten. Oder auch in welche, die es nicht mehr lange geben wird.

Und dann?

Smear: Dann wollten wir die Songs den einzelnen Städten zuordnen. So kam die Idee zu einer eigenen Fernseh-Show. Was auch immer wir zuerst machen, sollte die erste Episode der Show (Anm.d.Red.: „Sonic Highways“, freitags, 21:05 Uhr bei Spiegel Geschichte) sein. Und der Song dazu sollte der erste auf dem Album werden. Also haben wir überlegt: Was wollen wir denn als ersten Song auf der Platte? Und was als erste Episode?

Klingt kompliziert…

Smear: Das war es auch! Aber so haben wir eben versucht, Städte und Songs zuzuordnen. Und ich finde, es hat großartig funktioniert.

„Sonic Highways“ ist Album Nummer acht für die Foo Fighters. Es hat auch acht Songs. Die Acht steht symbolisch für Ewigkeit. Sind die Foo Fighters denn eine Band für die Ewigkeit?

Smear: Ich kann nur sagen, was meine Meinung ist: Ich denke, dass es um die Ewigkeit der Musik im Allgemeinen geht. Jedes Mal, wenn wir etwas Neues über die Musik der verschiedenen Städte gelernt haben, kamen wir vom Hundertsten ins Tausendste und immer weiter zurück. Dann geht es hin und her: „Dieser Typ hat mit diesem Beat angefangen!“ – „Nein, es war dieser Typ!“ – „Dieser Beat kommt aus Afrika!“ – und so weiter. Alles geht sehr weit zurück.

Sie haben für die Platte auch mit verschiedenen berühmten Musikern zusammengearbeitet. Mit wem hat es Ihnen am meisten Spaß gemacht?

Smear: Ich denke, das war Gary Clark Junior. Ich kannte seine Musik vorher nicht wirklich. Und er ist einfach alleine reingekommen und meinte: „Hey, soll ich die Gitarre da drüben spielen? Habt ihr einen Verstärker?“ Welche Gitarre oder welcher Verstärker war ihm egal. Er spielte einfach. Für mich war es, als ob ich neben Mick Ronson sitzen würde. Er ist ein toller Gitarrist und eine großartige Person. Für mich war es mit ihm am schönsten.

Sie und Dave Grohl waren früher beide bei Nirvana. Die Neunziger waren sicherlich eine andere Zeit für Rockstars. Wie hat sich das Business verändert? Welche Band hat den Namen Rockband Ihrer Meinung nach heute überhaupt noch verdient?

Smear: Ich denke, dass wir einfach älter geworden sind. Die Bands? – Ich weiß es nicht. Ich mag tatsächlich immer noch die Bands, die ich schon damals als Teenager mochte. Ich mag die Bands, die in ihrer Show laut sind und rumschreien.

Welche aktuelle Band finden Sie gut?

Smear: Ich kenne leider nicht so viele neue Bands. Aber mir gefällt das neue Album von The Pretty Reckless. Das ist eine laute Hardrock Band, die offensichtlich alten Rock’n’Roll mag. Sie hätte eine Band in den Siebzigern sein können.

Die Foo Fighters haben ein Pseudonym – The Holy Shits. Wie kam es zu diesem außergewöhnlichen Namen?

Smear: Manchmal wollen wir kleine, geheime Club-Shows spielen. Dann nehmen wir einfach den anderen, geheimen Namen her, damit es nicht heißt: Die Foo Fighters spielen heute Abend! Manchmal wollen wir auch die Songs von anderen spielen. Das macht uns sehr viel Spaß. Und wenn wir so zusammenkommen, dann nennen wir uns eben The Holy Shits.

Die Fans wissen jetzt, wer hinter dem Pseudonym steckt…

Smear: Ja… Jetzt brauchen wir einen neuen Namen.

Für die „Ice Bucket Challenge“ haben Sie mit den Foo Fighters die Ball-Szene des Horror-Klassikers „Carrie“ nachgestellt. Wessen Idee war das?

Smear: Das war voll und ganz Daves Idee. Er schaute sich einige Videos der „Ice Bucket Challenge“ an und fragte: „Wie kann es sein, dass noch niemand ,Carrie‘ gemacht hat?“ Für ihn schien das selbstverständlich. Wir haben das Video noch am selben Tag gedreht. Wir haben ziemlich viel gelacht und hatten viel Spaß dabei.