Olson: „Ich war ein furchtbarer Großkotz“

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Olson: „Ich war ein furchtbarer Großkotz“

2011 noch als Hipster-Rapper verschrien, meldet sich der Wahlberliner Olson nun mit seinem neuen Album "Ballonherz" zurück. Es handelt von Wünschen, Ängsten und Träumen. Von was er träumt und warum er eine kreative Schaffenspause eingelegt hat, erklärt Olson im Interview.

Lange war er von der deutschen Rap-Bildfläche verschwunden, nun meldet sich Olson mit seinem neuen Album „Ballonherz“ zurück. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach der Wahlberliner über seine Träume und Ängste, was ein Ballonherz denn genau ist und wie er nach einer Schreibblockade in Berlin neue Inspiration fand.

Was ist ein Ballonherz?

Olson: Jeder Mensch kommt mit einem auf die Welt. Du trägst es mit dir herum und je nachdem wie der Wind steht, wird es weg geweht oder bleibt. Auf deinem Lebensweg triffst du immer wieder Menschen, denen du dieses Herz in die Hand gibst, weil sie dir etwas bedeuten. Die einen halten es fest und passen darauf auf und wieder andere lassen die Luft heraus oder lassen es zerplatzen. Manchmal läufst du mit deinem Ballonherz unbekümmert durch die Straßen und dann reißt dir jemand das Herz aus der Hand und beansprucht es für sich. Man kann das auf jede Lebenssituation anwenden.

Haben Sie manche Entscheidungen bereut, die Sie mit dem Herzen getroffen haben?

Olson: Eigentlich nicht. Es gibt immer wieder Situationen, die nicht so gut laufen, aber mit ein bisschen Abstand merkt man jedes Mal, dass alles einen Grund hatte und eine Aneinanderreihung von Zufällen, richtigen und schlechten Entscheidungen war. Am Ende weiß man immer, warum Dinge passieren und warum man manche Entscheidungen falsch treffen musste. Deswegen bereue ich nichts.

Würden Sie sich eher als Bauch- oder als Kopfmensch bezeichnen?

Olson: Ich habe von Haus aus Schwierigkeiten mich zu entscheiden, denn ich bin vom Sternzeichen Wassermann und Wassermänner entscheiden sich nicht gerne. Also eigentlich bin ich beides – ich überlege mir Entscheidungen meistens sehr, sehr gut.

Sie glauben an Sternzeichen und Horoskope?

Olson: Nein. Das sage ich nur immer, um zu rechtfertigen, dass ich mich nicht entscheiden kann.

Ihr neues Album handelt von Wünschen, Ängsten und Träumen. Was ist Ihr größter Traum?

Olson: Im Prinzip träume ich davon, dass ich so weiter machen kann wie bisher. Gerade habe ich echt viel Spaß und mache nur Dinge, die mir gefallen und für die ich eine Passion habe. Mein Leben besteht im Moment nur aus Musik und dem Drumherum.

Haben Sie Zukunftsängste?

Olson: Die hatte ich früher, aber das lag daran, dass mir immer vermittelt wurde, man müsse das Abitur dringend innerhalb von 13 Jahren machen, dürfe nicht sitzen bleiben, müsse danach sofort studieren und arbeiten. Nach dem Motto, ohne Studium und Ausbildung bist du am Ende. Ich hatte immer Angst, dass ich das nicht hinkriege, aber mittlerweile sehe ich das anders und habe keine Ängste mehr.

Was unterscheidet Sie heute von Ihrem jüngeren Ich?

Olson: Ich habe viel falsch gemacht und mich in meiner Jugend ganz furchtbar benommen. Ich dachte, ich wäre ein richtig cooler Typ, weil ich Rap-Musik mache. Ich fand mich einfach besonders toll. Weil ich damals schon so ein furchtbarer Großkotz war, bin ich mit Mitte Zwanzig etwas bescheidener. Heute kann ich es zu meinen Stärken zählen, tief zu stapeln.

Nach Ihrem Umzug nach Berlin haben Sie es erst mal richtig krachen lassen und die Rap-Karriere hinten angestellt. Wann kam die Einsicht?

Olson: Es gab nicht den einen Moment, in dem ich gesagt habe „Jetzt ist Schluss damit, ich muss mich auf meine Musik konzentrieren“. In dieser Zeit habe ich mir unbewusst sehr viel Inspiration eingeholt. Und plötzlich ist meine Schreibblockade geplatzt ist und ich konnte an meinem Album arbeiten, weil ich Dinge hatte, über die ich reden wollte. Auf einmal war ich motiviert, alles aufzuschreiben und daraus Songs zu machen. Das Partymachen ist völlig in den Hintergrund gerückt.

Also lag die musikalische Pause an einer Schreibblockade?

Olson: Unter anderem. Ich wusste einfach nicht, worüber ich schreiben sollte, weil ich lange nichts mehr wirklich erlebt hatte. Mit dieser neuen Stadt und all den Erlebnissen hatte ich auf einmal wieder Input. Das musste raus und damit hat sich die Schreibblockade erübrigt.

Sie vergleichen sich in einem Ihrer Songs mit James Dean. Was hat es damit auf sich?

Olson: Ich achte genau wie James Dean früher immer darauf, dass mein Haupthaar sehr gut sitzt. Aber es gibt noch eine weitere Parallele: ist aus seinem kleinen Dorf nach Hollywood gezogen, um dort berühmt zu werden, genauso wie ich aus meinem kleinen Dorf nach Berlin gezogen bin. Ich wollte etwas erleben und es hieß, wenn man erfolgreich Musik machen möchte, sollte man das in Berlin tun.

Wie wichtig ist Ihnen gutes Aussehen und Styling?

Olson: Das ist mir schon sehr wichtig. Es kann passieren, dass ich alle zwei bis drei Wochen zum Friseur gehe.