Oliver Korittke: „Ich wäre ein strenger Vater“

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Oliver Korittke: „Ich wäre ein strenger Vater“

Er besitzt 2.500 Paar Turnschuhe und sammelt Star-Wars-Figuren. Ab 28. August wird Oliver Korittke in der Komödie "Doktorspiele" als lässiger Vater eines 16-jährigen Teenagers zu sehen sein. Im Interview sprach er über Erziehungsmaßnahmen und seine eigene Jugend in Berlin.

Oliver Korittke (46, „Fünf Freunde 2“) schmiss mit 15 Jahren und dem Plan Schauspieler zu werden die Schule. Seinen eigenen Kindern würde er das wohl nicht so einfach erlauben. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach der 46-Jährige über Erziehungsmaßnahmen, sexuelle Aufklärung und seine wunderbare Jugend in Berlin. Passender Weise verkörpert Korittke ab 28. August in der Teenie-Komödie „Doktorspiele“ den Vater eines pubertierenden 16-jährigen Jungen.

Herr Korittke, wie war die Stimmung am Filmset von „Doktorspiele“?

Oliver Korittke: An den fünf Tagen, an denen ich da war, war die Stimmung sehr gut. Aber man arbeitet ja auch die ganze Zeit. Alle waren sehr konzentriert und fleißig. Vor allem die Zusammenarbeit mit Merlin Rose, der im Film meinen Sohn Andi spielt, hat mir großen Spaß gemacht. Der Junge hat eine sehr natürliche Ausstrahlung.

Sie helfen ihm als Vater oft aus der Patsche. Hat es die Jugend von heute schwerer?

Korittke: Ich glaube, das ist immer noch genauso wie früher. Heute ist vieles ein bisschen anders und vielleicht ist es sogar leichter geworden. Man hat heutzutage ganz andere Möglichkeiten sich zu informieren. Es ist alles viel leichtlebiger, schneller und intensiver geworden. Gerade was so Themen wie Sexualität anbelangt… Wir konnten uns damals keine Pornos aus dem Internet herunterladen und ansehen. Die Bandbreite, die es da heutzutage gibt, finde ich teilweise erschütternd. Früher hätte man sich dafür eine ganze Videothek mit nach Hause nehmen müssen.

Ist die Aufklärung der Kinder für die Eltern von heute deshalb einfacher geworden?

Korittke: Ich würde nicht sagen, dass es leichter geworden ist. Ich glaube, für die Entwicklung der Kinder ist es immer noch unglaublich wichtig, dass Eltern die Aufklärung selbst übernehmen und die Kinder das nicht über das Surfen im Internet lernen.

Was für ein Vatertyp wären Sie denn privat?

Korittke: Ich wäre ein strenger Vater.

Mit Fernsehverbot, Hausarrest und allem drum und dran?

Korittke: Nee, das ist Quatsch. Aber ich würde meine Kinder nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen oder Computerspielen lassen – sondern mit ihnen Lego spielen und an die frische Luft gehen. Die gute Mischung machts!

Hat diese Einstellung etwas mit Ihrer eigenen Erziehung zu tun?

Korittke: Meine Eltern haben mich ganz anständig erzogen. Sie waren in ihrer Erziehung allerdings relativ frei… Ich habe als kleiner Junge auch immer schon gedreht und bin in einer Berliner Eckkneipe groß geworden. Da war alles ein bisschen lockerer.

Sie sammeln Schuhe und Star-Wars-Figuren. Wie kommt das bei den Frauen an?

Korittke: Ich hoffe ja, dass sich die Frauen für mich interessieren und nicht für meine Schuhe und meine Figuren – davon hätten sie nicht viel. Der eine Mann besitzt einen Lamborghini und der andere hat eben 2.500 Paar Turnschuhe.

Woher kommt diese Leidenschaft für Schuhe?

Korittke: Turnschuhe waren im Berlin der siebziger, achtziger Jahre ein Statussymbol. Meine Freunde und ich sind damals extra zu den Siedlungen der Amerikaner gefahren und haben irgendwelchen Männern dort Dollarscheine gegeben, damit sie uns coole Schuhe bringen. Schöne Turnschuhe anzuhaben, war schon immer etwas Besonderes. Das ist das Statussymbol des kleinen Mannes.

Der Film „Doktorspiele“ dreht sich unter anderem um die erste Liebe. Erinnern Sie sich an Ihre erste Schwärmerei?

Korittke: Ich weiß noch, dass ich mit fünfzehn von einer 18-Jährigen entjungfert wurde und am nächsten Tag mit meinen Freunden zum Angeln verabredet war. Ich war so stolz darauf, endlich Sex gehabt zu haben, dass ich alles haarklein erzählt und immer wieder von vorne angefangen habe. Nach dem zehnten Mal wollten und konnten meine Kumpels die Geschichte einfach nicht mehr hören.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Jugendzeit?

Korittke: Ich erinnere mich sehr gerne an eine Reise durch Griechenland mit meinen Freunden. Sieben Wochen lang waren wir nur mit dem Rucksack unterwegs. Aber meine schönsten Erinnerungen habe ich tatsächlich daran, wie leer die Straßen in Berlin früher waren und wie toll man sich gefühlt hat, wenn man mit einem Skateboard den Bürgersteig hochspringen konnte.

Ihr Filmsohn Andi zündet unter anderem ein Haus an. Haben Sie sich als Jugendlicher ein ähnliches Missgeschick geleistet?

Korittke: Ich habe schon ab und zu ein bisschen Mist gebaut. Zum Beispiel wollte ich einen Zigaretten-Automaten in die Luft sprengen oder habe versucht einen Kaugummi-Automaten von der Wand zu treten. Aber so wirklich kriminelle Dinge habe ich nicht gemacht. Das hat mich nie interessiert. Es hat sich schon kriminell angefühlt, nachts ohne Licht mit dem Fahrrad zu fahren oder auf dem Kudamm Breakdance zu tanzen.

Wie war es in Berlin aufzuwachsen?

Korittke: Schön. Ich bin im Stadtteil Steglitz aufgewachsen und hatte dort im Berliner Westen eine wunderbare Jugend. Durch meinen Beruf bin ich immer viel gereist und wenn ich ehrlich bin, gibt es für mich keinen vergleichbaren Ort. Ich war schon überall, aber eine kompaktere und vielfältigere Stadt findet man in Europa nicht.

Aber Berlin hat sich doch seit Ihrer Jugend auch verändert?

Korittke: Die Stadt ist riesengroß und irre unruhig geworden. Das ist aber nicht unbedingt etwas Negatives. Manche Menschen möchten eben keine Ruhe. Wenn ich Ruhe brauche, dann nehme ich sie mir. Dann fahre ich raus aufs Land oder ziehe mich dahin zurück, wo ich ungestört bin – aber ansonsten brauche ich Bewegung um mich herum. Das muss nicht unbedingt immer Action sein, sondern ich denke dabei an Zentralität, Kunst und Kultur. Das hat man in Berlin.