Musiker, Aktivist, Frauenheld: Das Leben des Bob Marley

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Musiker, Aktivist, Frauenheld: Das Leben des Bob Marley

Reggae-Legende Bob Marley würde heute seinen 70. Geburtstag feiern. Er wurde nicht einmal halb so alt, prägte aber in seinem kurzen Leben die Musiklandschaft wie wenige andere.

Vor 70 Jahren wurde mit Bob Marley einer der vielleicht prägendsten Musiker des 20. Jahrhunderts geboren. Er half dabei, den Reggae in der internationalen Musiklandschaft zu etablieren, schrieb die bekanntesten Hits des Genres und prägte dessen Sound wie kaum ein anderer Künstler.

Seine Wurzeln

Bob Marley wurde am 6. Februar 1945 auf der Farm seines Großvaters in dem jamaikanischen Dorf Nine Mile geboren. Marleys Vater Norval Sinclair Marley war ein bereits 60-jähriger britisch-stämmiger Jamaikaner, der angeblich bei den Royal Marines gedient hatte. Seine Familie war wenig begeistert von der Ehe mit der jungen Schwarzen Cedella Booker, weshalb er seine Frau und das gemeinsame Kind bis zu seinem Tod zehn Jahre später nur selten sah. Der kleine Bob hieß eigentlich zuerst Nesta Robert Marley, doch ein Beamter der Passbehörde empfahl später, die Vornamen zu tauschen, da ihm „Nesta“ zu sehr nach einem Mädchennamen klang.

Einer von Marleys Kindheitsfreunden war sein späterer musikalischer Weggefährte Neville Livingston (besser bekannt als Bunny Wailer), mit dem ihn bald auch verwandtschaftliche Bande verbanden, da seine Mutter mit dessen Vater eine Tochter bekam. Mit 12 zog Marleys Mutter mit ihm nach Trenchtown, wo sie gemeinsam mit den Livingstons lebten, und wo Marley und Bunny Wailer gemeinsam die angesagten R&B-Sounds aus den USA und den jamaikanischen Ska entdeckten. Die beiden hingen gerne bei den jamaikanischen Musik-Pionieren Joey Higgs und Roy Wilson herum. Higgs war es auch, der Marley das Gitarrespielen beibrachte und so den Grundstein für seine Karriere legte.

Seine Musik

In den frühen 1960ern waren Marley und einige andere, darunter Wailer und Peter Tosh, unter verschiedenen Bandnamen aktiv. Schließlich hießen sie The Wailers und landeten 1964 mit „Simmer Down“ in Jamaika einen Nummer-eins-Hit. Die Karriere der Band nahm schnell Fahrt auf, doch vor allem Marley wollte sich nicht auf Jamaika beschränken. In den späten 60ern und frühen 70ern suchte er Wege, seinen Sound dem US-amerikanischen und europäischen Publikum schmackhaft zu machen. 1972 schließlich ergatterte er einen Vertrag mit dem britischen Label Island Records, dessen Gründer Chris Blackwell gerade ein neues Reggae-Zugpferd suchte und in Marley genau den rebellischen Charakter erkannte, den er auch an das weiße Rock-Publikum vermarkten konnte.

Der Plan ging auf, mit einem an europäische Hörgewohnheiten angepassten Sound erlangten die Wailers mit den Alben „Catch a Fire“ und „Burnin'“ zunehmende Bekanntheit, insbesondere durch den Song „I Shot the Sheriff“, der als Coverversion Eric Clapton in den Staaten einen Nummer-eins-Hit bescherte. 1974 trennte sich das Wailers-Kerntrio Marley, Wailer und Tosh allerdings, wobei Marley den Bandnahmen als Bob Marley & The Wailers weiterführte. 1975 folgte dann mit „No Woman, No Cry“ vom Album „Natty Dread“ endgültig der internationale Durchbruch, Marley trat seinen Siegeszug um den Globus an.

Seine Überzeugungen

Marley wurde in eine katholische Familie geboren, wandte sich jedoch Mitte der 60er der Rastafari-Bewegung zu. Diese stark vom Alten Testament beeinflusste spirituelle Strömung war in den 1930ern auf Jamaika entstanden und predigte unter anderem die Göttlichkeit des äthiopischen Kaisers Haile Selassie und die Rückkehr aller Schwarzen nach Afrika. Nicht zuletzt Marley und andere Reggae-Künstler verschafften dem Glauben weltweite Aufmerksamkeit. Wie einige andere Rastafari ließ Marley sich kurz vor seinem Tod nach äthiopisch-orthodoxem Ritus taufen.

Seine Religion prägte auch Marleys politische Überzeugungen: Er war Panafrikanist und erbitterter Gegner des Kolonialismus. In „War“ sang er etwa 1976 gegen die Apartheid in Südafrika an, 1979 widmete er „Zimbabwe“ den Rebellen des damals noch Rhodesien genannten Landes, die in einem blutigen Guerillakrieg gegen die von Weißen dominierte Regierung kämpften. Da war es natürlich Ehrensache für Marley, 1980 bei den Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit Simbabwes aufzutreten, die Anreise zahlte er aus eigener Tasche. Direkt nachdem vor Staatsgästen wie Prinz Charles und Indira Gandhi die neue Flagge gehisst wurde, traten Bob Marley & The Wailers auf – und lösten die ersten Unruhen in der Geschichte des jungen Staates aus, da die Bürger vor dem Stadion nicht einsahen, dass der legendäre Musiker den Reichen und Mächtigen vorbehalten sein sollte. Marley und seine Band mussten den Auftritt nach einem Tränengas-Einsatz unterbrechen und gaben am nächsten Tag ein Zusatzkonzert für das Volk.

Seine Familie

Marley heiratete bereits im Jahr 1966 seine Frau Rita. In einer Autobiografie gab sie später an, dass der Musiker sie mehrmals vergewaltigt habe, dennoch blieben die beiden bis zu seinem Tod verheiratet. Mit der Treue hielt es Marley indes nicht so genau. Elf Kinder gelten als anerkannt, davon fünf mit Rita, wobei Sharon aus einer früheren Beziehung seiner Frau stammte und nach der Heirat adoptiert wurde. Die 1974 geborene Stephanie soll Marleys Mutter zufolge aus einer Affäre Ritas stammen, wurde aber als Kind Marleys anerkannt. Sechs weitere Kinder hatte er mit anderen Frauen, darunter Sohn Damian mit der jamaikanischen Musikerin und Schönheitskönigin Cindy Breakspeare, die 1976 zur Miss World gekürt wurde. Daneben gibt es noch einige mehr, die behaupten, Kinder Marleys zu sein. Viele von Marleys Sprösslingen haben selbst eine Musikkarriere eingeschlagen, am bekanntesten wurde David „Ziggy“ Marley, der früher die Geschwisterband The Melody Makers führte.

Sein früher Tod

Im Juni 1977 wurde unter Bob Marleys Zehennagel Hautkrebs entdeckt. Aufgrund seines Glaubens weigerte er sich, den Zeh amputieren zu lassen. Sein Leben widmete er bis zum Ende weiter der Musik. Kurz nach einem Konzert seiner US-Tour im September 1980 verschlechterte sich Marleys Gesundheitszustand rapide, der Krebs hatte sich im ganzen Körper ausgebreitet. Hilfe suchte der Musiker bei dem deutschen Arzt Josef Issels, der im oberbayerischen Bad Wiessee Krebspatienten nach einem umstrittenen alternativen Therapiekonzept behandelte. Das erwies sich als wirkungslos, im Mai 1981 reiste der geschwächte Marley ab, um wenigstens in seiner jamaikanischen Heimat zu sterben. Dieser letzte Wunsch blieb ihm verwehrt, Bob Marley schloss seine Augen am 11. Mai 1981 nach einem Zwischenstopp in einer Klinik in Miami. Am 21. Mai bekam er ein Staatsbegräbnis in der Nähe seines Geburtsortes, seine rote Gitarre wurde ihm mit ins Grab gelegt.