Musik-Stars der DDR

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Musik-Stars der DDR

Puhdys, Karat oder Veronika Fischer: Auch die DDR hatte ihre Musik-Stars. Im staatlich regulierten Ost-Musikgeschäft tickten die Uhren natürlich etwas anders als im Westen.

Egal ob im Kapitalismus oder Kommunismus, die Liebe zur Musik hatten die Menschen zu jeder Zeit gemeinsam. Und so hatte auch die DDR eine lebhafte Musiklandschaft vorzuweisen, wobei auch diese, wie alle Bereiche des Lebens, vom Staat streng reguliert war. So wurden etwa deutsche Texte vorgeschrieben, manche Musikrichtungen wurden gefördert, andere zeitweise verboten. Mit dieser Gängelung hatten natürlich freiheitsliebende Künstlerseelen besonders große Schwierigkeiten, weshalb immer wieder auch erfolgreiche Musiker ihr Glück lieber im Westen suchten.

Achim Mentzel

Dazu gehörte etwa Achim Mentzel („Meine Lieblingsworte heißen Sahnetorte“), der ab Anfang der 1960er als Beat-Musiker aktiv war. 1973 setzte er sich am Kindertag, an dem DDR-Bands in West-Berlin spielen durften, nach Westdeutschland ab. Mentzel zog ins Saarland, wo ein Onkel lebte. Der Traum von der Musikkarriere im Westen erfüllte sich allerdings nicht, Mentzel musste sich als Schweißer und Kneipensänger durchschlagen. „Das war ein Scheißleben“, sagte er kürzlich dem Punk-Magazin „Plastic Bomb“. Dazu kam die Sehnsucht nach seiner Frau und seiner kleinen Tochter.

Nach einigen Monaten kehrte der Musiker in die DDR zurück, wo er zunächst strengen Auflagen unterworfen wurde und etwa nicht für Konzerte ins Ausland reisen durfte. 1989 wechselte Mentzel kurz vor der Wende mit der Übernahme der TV-Sendung „Achims Hitparade“ vom Rock’n’Roll zur Volkstümlichen Musik. Die Show blieb auch nach der Wende populär und Mentzel wurde unter anderem durch häufige Parodien in „Kalkofes Mattscheibe“ – die er im Gegensatz zu anderen „Opfern“ stets mit Humor nahm – endlich auch im Westen zur Kultfigur.

Nina Hagen

Zwischenzeitlich spielte Mentzel auch mit Nina Hagen zusammen, die 1974 mit „Du hast den Farbfilm vergessen“ einen DDR-Hit hatte. Nachdem Hagen wegen ihrer Unterstützung für den 1976 ausgebürgerten Stiefvater Wolf Biermann ins Abseits geraten war, reiste auch sie in den Westen aus, wo sie den Punk entdeckte und eine schrille Ausnahmekarriere startete.

Veronika Fischer

Schlagersängerin Veronika Fischer („Träumer wie wir“) wurde Mitte der 70er mit mehr als 1,5 Millionen verkauften Alben zur erfolgreichsten Künstlerin der DDR. Dennoch folgte sie 1981 ihrem damaligen Ehemann Laszlo Kleber und ihrem Hauskomponisten Franz Bartzsch in den Westen und ließ sich in West-Berlin nieder. An ihre DDR-Erfolge konnte Fischer in der Bundesrepublik nicht mehr anknüpfen, kurz nach dem Mauerfall nutzte sie die Gelegenheit, wieder im DDR-Fernsehen und auf ostdeutschen Bühnen aufzutreten.

Karat

Vor ihrer Solo-Karriere sang Fischer bei den Jazzrockern Pantha Rei. Nachdem ihnen die Sängerin wie auch die Bläser abhandengekommen waren, lösten sich Pantha Rei 1975 auf. Die Kernmitglieder Herbert Dreilich, Henning Protzmann und Ulrich Swillms gründeten die Rockband Karat, die zu einer der erfolgreichsten Gruppen der DDR wurde. Doch auch in der BRD heimsten Karat diverse goldene Schallplatten ein und traten 1982 als einzige DDR-Band bei „Wetten, dass..?“ auf. Der Karat-Hit „Über sieben Brücken musst du gehen“ wurde im Westen von Peter Maffay gecovert, eine Duett-Version von Maffay und Karat gilt als eine der Hymnen der Wendezeit. Trotz einiger Besetzungs- und Stilwechsel sind Karat bis heute erfolgreich.

Puhdys

Die erfolgreichste DDR-Rockband überhaupt sind die Puhdys („Rockerrente“), die bis zur Wende weltweit fast 20 Millionen Alben absetzten. Die Puhdys gingen 1969 aus der Udo-Wendel-Combo hervor und orientierten sich zunächst an britischen Hardrock-Bands wie Deep Purple, Uriah Heep und Led Zeppelin. Die Puhdys gehörten zu den wenigen DDR-Bands, die für Konzerte im Westen ausreisen durften. Später eckten sie aber auch mit dezent kritischen Songs bei der Staatsführung an. In der Wendezeit löste sich die Band zunächst nach einer Abschiedstour auf, feierte aber bereits 1992 ein Comeback. 2014 kündigten die Puhdys den endgültigen Abschied an, das letzte Konzert findet am 1. und 2. Januar 2016 in Berlin statt.

City

Einen internationalen Namen machten sich auch City, die 1980 mit dem von Beach-Boys-Mitglied Jack Rieley produzierten „Dreamland“ die erste DDR-Platte, die sich an den englischsprachigen Markt richtete, veröffentlichten. Ihr Hit „Am Fenster“ aus dem Jahr 1978 markierte den größten Erfolg eines DDR-Songs in Westdeutschland. Dabei sollte der Song zunächst gar nicht aufgenommen werden, da er dem staatseigenen Label Amiga zu lang war und obendrein eine Geige darin vorkam, was nicht zu den offiziellen Vorstellungen von Rockmusik passte. Da jedoch in einer Aufnahmesession noch Studiozeit übrig war, konnten City „Am Fenster“ zum privaten Gebrauch aufnehmen. Bassist Georgi Gogow Brachte den Song trotzdem im Radio unter und die Fans stürmten die Plattenläden, nur um festzustellen, dass die Single gar nicht existierte. Da zog auch Amiga nach und ließ selbige endlich pressen.

Silly

Eine weitere beliebte Band waren Silly, die sich 1978 in Ost-Berlin gründeten und ein wenig an der Neuen Deutschen Welle orientierten. Ihre Spezialität: Systemkritik in den poetischen Texten so subtil zu verpacken, dass sie den Zensurbehörden nicht auffiel. 1996 wurde die Band vom Tod ihrer Sängerin Tamara Danz erschüttert, die mit 43 Jahren dem Brustkrebs erlag. Die Musiker gingen danach eine Zeitlang getrennte Wege, 2006 gab es dann ein Comeback mit Anna Loos am Mikrofon.

Pankow

Etwas weniger subtil gingen Pankow („Gut‘ Nacht!“) vor, die 1981 aus der ehemaligen Begleitband von Veronika Fischer hervorgingen. Die Band wurde mit der Rockoper „Paule Panke“ schnell bekannt und etablierte sich im DDR-Kulturbetrieb. Pankow eckten immer wieder bei den Behörden an, die jedoch aufgrund der Größe der Band nicht mehr effektiv gegen sie vorgehen konnten.

Feeling B

Von der Obrigkeit überhaupt nicht gern gesehen waren die Punk- und Metalbands, die in der DDR zumeist im Underground agierten. Zu den bekanntesten DDR-Punkbands zählten Feeling B, die 1989 als erste Vertreter ihres Genres eine Platte bei Amiga veröffentlichten. Nach der Wende ging aus Feeling B eine der größten deutschen Bands überhaupt hervor: Rammstein.