Modest Mouse: Die Ratten tanzen auf dem Schiff

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Modest Mouse: Die Ratten tanzen auf dem Schiff

Mit "Float On" haben Modest Mouse einen Indierock-Hit für die Ewigkeit geschrieben, ihr letztes Album war ein Bestseller in Amerika. Dann aber haben sich die grauen Mäuse acht Jahre Zeit gelassen...

Eigentlich müsste diese Band viel berühmter sein. Wer Hits wie „Float On“ aus dem Ärmel schüttelt, sollte mindestens in der Liga von Bon Jovi spielen. Stattdessen sind die Amerikaner Modest Mouse außerhalb der USA, wo ihr letztes Album „We Were Dead Before The Ship Even Sank“ die Spitze der Charts erreichte, und man sich über diesen Satz nur wundern wird, immer noch ein Geheimtipp.

Noch immer fallen einem als erstes die Pixies ein, wenn man versucht, den Stil dieser Band zu umreißen: unberechenbar, wild, trotzdem irgendwie familiär. Abgesehen davon, dass die Vorab-Single „Lampshades On Fire“ sowas wie die Neuauflage ihres größten Hits „Float On“ und auch „Be Brave“ auffällig an den Eröffnungssong ihrer letzten Platte erinnert, ist ihr sechstes Album wieder so ein kleines, unbändiges Monster geworden.

Meistens rumpelt das alles so dumpf, gemütlich, laut und vertraut herum, wie in dem kleinen Punkschuppen um die Ecke, in dem man eigentlich nur eine Runde Billard spielen wollte – und zum Schluss doch irgendwie mit einem Riesenschädel in einer Ecke aufwacht. Für Fans ist das Zuhause, für alle anderen kann es schnell dazu werden.

Neben der übersprudelnden Energie, der schrägen Stimme von Isaac Brock und den ansteckenden Melodien gibt es unter den 15 Songs auf „Strangers To Ourselves“ auch ein paar Exoten: „Pistol“ klingt roh und fällt völlig aus dem Sounduniversum der grauen Mäuse, „Ansel“ verwirrt mit karibischer Gitarre. „Wicked Campaign“ erinnert auf unheimliche Weise an die Killers und das schwermütig-angetrunkene „Coyote“ an Eels. Solche Ausschläge sind bemerkenswert, da Modest Mouse bisher höchstens an eine Coverband von Modest Mouse erinnerten.

Vermutlich haben auch die vielen Gastmusiker für die neue Offenheit gesorgt: James Mercer von The Shins oder Dann Gallucci von den Cold War Kids durften unter anderem im Studio vorbeischauen. Vielleicht ist „Strangers To Ourselves“ mit 15 Songs ein bisschen zu ausführlich geraten für heutige Mp3-Verhältnisse. An „We Were Dead Before The Ship Even Sank“ können Modest Mouse damit leider nicht anknüpfen. Das ist aber noch lange kein Grund, das Schiff zu verlassen, in der Holzklasse wird offensichtlich immer noch ausgelassen gefeiert.