Milan Peschel: „Herzensbrecher ist auch eine tragische Rolle“
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Einmal mehr beweist Constantin Film mit der Therapiecrasher-Komödie "Irre sind männlich", dass es sich lohnt, gegen den Typ zu besetzen. Denn allein den Theatermann und Drama-Experten Milan Peschel als gnadenlosen Herzensbrecher zu sehen, ist einen Kinoabend wert. Wie wertvoll ein Liebesbrief ist, verrät er im Interview.
Als Daniel (Fahri Yardim) wegen seiner krankhaften Eifersucht von Mia (Josefine Preuß) verlassen wird, legt sie ihm eine Therapie nahe. Sein bester Freund Thomas (Milan Peschel) nimmt aus Solidarität an einer Gruppentherapie teil und entdeckt einen willkommenen Nebeneffekt: Mit falschem Namen und erfundenen Problemen lassen sich reihenweise Frauen abschleppen. Bei einem Workshop der Psycho-Koryphäe Schorsch Trautmann (Herbert Knaup) kommt die therapiesüchtige Anwältin Sylvie (Marie Bäumer) den beiden auf die Schliche…
Ungewöhnlich an der Beziehungskomödie „Irre sind männlich“ (Kinostart: 24.4.) ist unter anderem die Besetzung, denn wer würde die Rolle des männlichen Herzensbrechers nicht mit sexy Tom Beck (36) besetzen? Der spielt hier aber nur einen aufgeblasenen Manager. Top-Lover ist diesmal Milan Peschel, der für seine Rolle im Krebs-Drama „Halt auf freier Strecke“ (2011) mit dem Bayerischen und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden ist. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news hat der Berliner Schauspieler erklärt, was er von sich als Herzensbrecher hält – und wie er seine Frau von sich überzeugt hat.
Haben Sie schon mal etwas Außergewöhnliches gemacht, um das Herz einer Frau zu erobern?
Milan Peschel: Nachdem ich meine heutige Frau kennengelernt hatte, haben wir uns erst Briefe geschrieben. Irgendwann bin ich dann einfach mal zu ihr nach Hamburg gefahren, obwohl wir nur gute Freunde waren. Plötzlich stand ich vor der Tür. Weil das noch vor Handy- und Internetzeiten war, war sie total überrascht und hat sich noch mehr in mich verliebt.
Sollten wir wieder mehr zum Analogen zurückgehen und Liebesbriefe schreiben?
Peschel: Ich glaub nicht, dass wir jemals wieder komplett zum Analogen zurückkehren werden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man irgendwann wieder mehr spüren möchte. Einen richtigen Brief mit dem Füllfederhalter auf Papier zu schreiben und in Händen zu halten, ist einfach etwas ganz anderes, als eine E-Mail oder SMS zu tippen. Ich finde Briefe toll, nehme mir aber auch viel zu selten die Zeit dazu – hin und wieder mache ich es aber doch.
Apropos Liebe, was halten Sie vom Thema Schwangerschaft mit 40plus?
Peschel: Das ist eher eine gesellschaftliche Frage: Warum ist es denn so, dass viele Frauen heute erst mit 40 Kinder bekommen und damit auch eine Risikoschwangerschaft eingehen? Die Gründe liegen ja auf der Hand. Man glaubt, erst einmal Teil dieser Gesellschaft werden zu müssen, indem man sich im Beruf etabliert. Meine Frau und ich haben auch relativ spät Kinder bekommen, nämlich mit 30, was heute allerdings schon fast wieder relativ früh ist.
Gibt es den richtigen Zeitpunkt für ein Kind?
Peschel: Nein, sie kommen eigentlich immer zum falschen Zeitpunkt. Andererseits wird bei absolut geplanten Wunschkindern alles auch gleich so wahnsinnig wichtig. Diese Kinder stehen dann so unglaublich im Mittelpunkt und alles muss perfekt funktionieren. Dabei entsteht das eigentliche Leben und die individuelle Biografie doch gerade über die Fehler, die man macht, und die Umwege, die man gehen muss. Jeden Fehler vermeiden zu wollen, halte ich für keine gute Idee.
Sie spielen oft eher tragische Rollen. Wie war es, in der Therapiecrasher-Komödie „Irre sind männlich“ den Herzensbrecher zu geben?
Peschel: Über den Herzensbrecher Thomas habe ich mich schon sehr gefreut, weil ich solche Rollen tatsächlich nicht alle Tage angeboten bekomme. Die bekommen normalerweise andere Schauspieler-Typen. Aber irgendwie ist zumindest dieser Herzensbrecher doch auch eine tragische Rolle.
Therapien und Familienaufstellungen sind ernste Themen. Warum eignen sich diese dennoch als Komödienstoff?
Peschel: Alles, was ernst ist, eignet sich für die Komödie. Mehr noch: Eine gute Komödie braucht einen tragischen Kern. Wenn die Hauptfigur kein echtes Problem hat, wird der Film oberflächlich.
Die guten Filme bekommen die Preise, die anderen die Zuschauer. Stimmt das noch?
Peschel: Das ändert sich gerade. „Fack ju Göhte“ ist ein Film für eine breite Masse, der auch bei Kritikern ankommt und in vielen Kategorien für den Deutschen Filmpreis (9. Mai) nominiert ist. Das ist ein super Zeichen.