Metal-Lady Sharon den Adel: „Von Natur aus bin ich eher schüchtern“

Magazin

Metal-Lady Sharon den Adel: „Von Natur aus bin ich eher schüchtern“

Monster-Angriff auf die Musik-Szene: Die Metal-Band "Within Temptation" lässt eine "Hydra" auf ihre Fans los. Im Interview mit spot on news spricht Frontfrau Sharon den Adel über die Entstehung des fünften Studioalbums, Konkurrentinnen und ihre private Seite.

Das Warten hat ein Ende: Nach knapp drei Jahren veröffentlicht die niederländische Symphonic-Metal-Band „Within Temptation“ um Frontfrau Sharon den Adel (39, „The Unforgiving“) ihr fünftes Album mit dem Titel „Hydra“. Darauf kooperiert die Gruppe nicht nur mit Rock-Legenden, auch ein Rap-Musiker kommt zu Wort. Im Interview mit spot on news erzählt Sängerin den Adel, wie die Zusammenarbeit mit völlig unterschiedlichen Gaststars lief, warum sie auf der Bühne eine andere Person ist und ob es ihr vor ihrem 40. Geburtstag graut.

Am 31. Januar wird Ihr neues Album veröffentlicht. Warum haben Sie sich für die Hydra, ein mehrköpfiges Monster aus der griechischen Mythologie als Titel und auf dem Cover entschieden?

Sharon den Adel: Jeder Kopf steht für uns. Das ist wie eine Metapher für die verschiedenen Seiten von „Within Temptation“. Wenn du einen Kopf abschlägst, kommen zwei zurück. Also, obwohl wir ein Element von unserer Musik weggenommen haben, wie zum Beispiel die orchestralen Klänge, kamen zwei andere zurück.

Auf dem neuen Album rappt unter anderem Hip-Hop-Star Xzibit. Das wird sicher einige Fans überraschen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Musikern außerhalb von „Within Temptation“?

Den Adel: Bei vier Liedern wollten wir Stimmen hinzufügen, die nicht von der Band stammen. Erst als die Texte standen, haben wir überlegt, wer zu den Liedern künstlerisch passen könnte. Also haben wir Musiker gefragt, deren Stimmen einen Wiedererkennungswert haben. Neben Tarja Turunen, haben uns noch „Soul Asylum“-Frontmann Dave Pirner und Ex-„Killswitch Engage“-Mitglied Howard Jones unterstützt. Bei der Kooperation mit Mister Xzibit haben wir eine ganz neue Form des Cross-Over geschaffen.

Euer Musik-Stil wird oft mit dem von Nightwish-Gründerin Tarja verglichen. War das ein Grund, weshalb ihr mit der Finnin zusammenarbeiten wolltet?

Den Adel: Nein, überhaupt nicht! Bisher hat uns das immer zu Konkurrentinnen gemacht. Jetzt wissen wir, dass das nicht nötig gewesen wäre. Aber wenn man immer gesagt bekommt, dass man sich so ähnlich ist, dann hat man das Gefühl, dass man sich einander nichts geben oder hinzufügen kann. Rückblickend denke ich, wir hätten diesen Weg schon früher einschlagen sollen. Sie hat mich sehr überrascht. Ich hielt sie für die Diva, die sie auf der Bühne ist. Tatsächlich ist sie die süßeste Person überhaupt.

Ist es bei Ihnen auch so, dass Sie auf der Bühne eine andere Person sind?

Den Adel: Ja, auf jeden Fall. Die Person, die man auf der Bühne ist, ist natürlich Teil der eigenen Persönlichkeit. Aber es ist, als würde man sie durch ein Fernglas beobachten. Sie sieht in der Ferne größer aus, als sie tatsächlich ist. Ich wirke dann größer, als ich es im echten Leben bin. Von Natur aus bin ich eher schüchtern. Manchmal ist es richtig schwer für mich, im Rampenlicht zu stehen.

Im Juli werden Sie 40 Jahre alt. Macht sie das glücklich oder niedergeschlagen?

Den Adel: Naja, es heißt doch, dass 40 das neue 30 ist. Also mache ich mir da keinen Kopf. Momentan geht alles aufwärts und wir haben viel Erfolg. Ich bin sehr zufrieden mit der Band, aber auch, wie es zuhause läuft. Ich kann mich ziemlich glücklich schätzen, also warum sollte ich Angst vor der großen Vier haben?

Vermissen Sie Ihre Kinder, wenn Sie unterwegs sind?

Den Adel: Es ist immer eine große Bürde, die richtige Balance zwischen den Dingen zu finden. Ich bin meinen Kindern, aber auch meiner Musik verpflichtet und es wird immer ein Kampf sein, den richtigen Ausgleich zu finden. Das läuft zurzeit ganz gut, aber es könnte später schwierig werden, jedem die richtige Aufmerksamkeit zu geben.

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für die Musik entdeckt?

Den Adel: Schon mit vier Jahren hab ich vor dem Spiegel gesungen. Meine erste große Musikliebe war Grease. Später, in der Schule, verdonnerte mich mein Musiklehrer dazu, am Klavier zu sitzen. Insgeheim wollte ich lieber singen, aber ich war zu schüchtern, um es meinem Lehrer zu sagen. Irgendwann kam dann meine Chance und der Lehrer fragte, ob jemand singen möchte? Ich hab mich als einzige gemeldet. Er sagte dann: Du singst besser, als dass du auf dem Piano spielst; lass das mit dem Piano.

Wann sind sie das erste Mal mit Metal in Berührung gekommen?

Den Adel: Als ich 18 war, habe ich in Deutschland ziemlich großartige Ferien gehabt. Das war mein erster Urlaub mit Zelt. Um uns herum gab es einen Wald und einen See. Ich war dort mit einem Schulfreund und wir haben ein paar Jungs getroffen, die Metal gehört haben. Sie haben „Carcass“ gehört, das ist wirklich hartes Zeug und sehr düster. Allerdings stand ich zu der Zeit mehr auf Grunge-Rock und Metallica.

Gab es noch andere Optionen zu einer Musikkarriere?

Den Adel: Ich habe eigentlich Mode-Management studiert und Robert Human-Resource-Management. Wir haben alle studiert, weil niemand daran glaubte, dass wir einmal professionell Musik machen würden.