Max Moor: „Ich wusste nicht, dass Vornamen so heilig sind“
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Band Session im Proberaum
Mit seiner Vornamensänderung von Dieter zu Max erregte der Medienmann Moor viel Aufsehen. Im Interview spricht er aber auch über seine zweite große Leidenschaft, die Landwirtschaft - und über seine "wirkliche Freundin" Ulrike Folkerts.
Max Moor (56 ,“ganz & einfach: tempofrei kochen“) leidet nicht still vor sich hin, wenn ihm etwas nicht passt, er handelt. Das gilt für einen unliebsamen Vornamen genauso wie für die Entscheidung zum Leben auf dem Land. Dass der gebürtige Züricher und Wahl-Brandenburger zusammen mit seiner Frau ursprüngliche Tierarten wie den Wasserbüffel und das Galloway-Rind züchtet, prädestiniert ihn als Erzähler in der Dokumentation „Planet Deutschland – 3000 Millionen Jahre“, die am Donnerstag (2.10.) im Kino anläuft. Denn auch darin geht es um spektakuläre Tierarten wie den Waldelefanten im Gebiet des heutigen Deutschland.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Moor, wann sein neuer Vorname auch heute noch für Verwirrung sorgt, wer die Tiere auf seinem Bauernhof schlachtet und warum „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts (53) zu seinen „wirklichen Freunden“ zählt.
Aus Dieter Moor wurde Max Moor. Gab es eine Phase, in der Sie selbst kurz überlegen mussten?
Max Moor: Seit fast zwei Jahren heiße ich jetzt so und das ist auch juristisch gültig. Ich darf als Max Moor sogar Autos und Häuser kaufen. Ungefähr vor einem Jahr passierte es mir aber ab und zu, dass ich jemanden anrief und sagte „Hier ist Dieter, äh, Max Moor…“ Inzwischen habe ich es ganz verinnerlicht – und liebe es.
Sich einen anderen Vornamen zu geben, ist dennoch ungewöhnlich…
Moor: Ja, seltsamerweise. Nachdem es bekannt geworden war, bekam ich sehr viele Mails und Postkarten von Menschen, die das auch gemacht haben oder es gerne würden. Dadurch habe ich überhaupt erst gemerkt, wie festgelegt Namen sind. Bei Nachnamen kann ich es noch nachvollziehen, aber ich wusste nicht, dass Vornamen so heilig sind. Meine Eltern hätten mir einfach vier Namen geben sollen, statt nur einen, dann hätte ich die Wahl gehabt.
Fragen inzwischen noch viele danach?
Moor: Bei Lesungen wundert sich ab und zu schon jemand, warum auf dem Buch Dieter Moor steht. Dann sage ich: „Das hat ja auch noch der Dieter Moor geschrieben, aber jetzt liest daraus eben der Max Moor vor.“ Wenn ich dann noch erkläre, dass mir Dieter einfach noch nie gefallen hat und ich schon als Kind Max heißen wollte, sind sie fast enttäuscht, weil es eine so unspektakuläre Geschichte ist.
Haben Sie Ihrer Tochter mehr Namen gegeben?
Moor: Ja, wir haben ihr zwei verpasst. Wobei sie sich bei dem zweiten, den ich nicht verraten werde, auch fragt, wie wir auf diese eigenartige Idee gekommen sind.
Ein anderes Wechsel-Thema in Ihrem Leben ist die Staatsbürgerschaft. Sind Sie noch Schweizer oder schon Deutscher?
Moor: Da bin ich vor allem ein Schlamper. Ich habe alle Tests hinter mir und eine sehr nette Dame im Amt wartet nun darauf, dass ich ihr sage, wann wir uns zum ultimativ letzten Akt treffen, an dem dann alle zusammengesammelten Papiere gebündelt demjenigen vorgelegt werden, der das dann prüft.
In der Natur- und Tier-Doku „Planet Deutschland – 300 Millionen Jahre“ (Kinostart 2. Oktober) sind Sie als Erzähler zu hören. Was fasziniert Sie an der Doku?
Moor: Vor allem die Frage, warum wir immer so tun, als gäbe es uns und dann noch die Natur. Dass wir also so unglaublich große Schwierigkeiten haben, uns als Teil der Natur zu sehen. Wenn man sich jedoch als Teil der Natur sehen kann, ist es doch ganz gut, darüber informiert zu sein, was der Rest neben uns auf unserem Planeten so macht.
Was war Ihnen neu?
Moor: Es werden keine bahnbrechenden Neuigkeiten gezeigt, trotzdem hatte ich mich vorher noch nie so richtig damit beschäftigt. Beispiel: Waldelefanten lebten in unseren Breiten. Diese Tatsachen so geballt zusammengefasst in tollen Bildern serviert zu bekommen, hat mir sehr gut gefallen.
Von den Waldelefanten damals zu den Bären und Wölfen, die heute wieder nach Deutschland einwandern. Haben Sie sich damit schon mal beschäftigt?
Moor: Ja, klar. Damit haben wir uns schon auseinandergesetzt, als wir noch nur Schafe hatten. Ich bin natürlich dafür, dass diese Tiere hier wieder heimisch werden. Ich weiß nur nicht genau, ob ich es ihnen wünsche. Weil Wölfe doch ein sehr großes Gebiet brauchen, um naturgemäß leben zu können. Insofern frage ich mich, ob es in unserem mitteleuropäischen Kulturland überhaupt genug Lebensraum gibt, außer in den Naturschutzgebieten.
Wie schützen Sie Ihre Schafe?
Moor: Die einfachste und traditionellste Methode ist, ein oder zwei Esel zusammen mit den Schafen zu halten. Esel greifen Wölfe und fremde Hunde an. Das glauben auch unserer Besucher mit Hund regelmäßig nicht, es ist aber so. Einem Esel zu entkommen, ist gar nicht so einfach, sie sind sehr ausdauernd im Verfolgen – und Hufen tun weh. Esel sind vom Charakter her extrem klug und cool.
Neben Wasserbüffeln halten Sie auch Galloway-Rinder. Wie wichtig war es Ihnen, diese alte und ursprüngliche Rasse zu züchten?
Moor: Der Fortschritt in der Kuh-Zucht ist so weit, dass eine moderne Milchkuh verhungern würde, wenn Sie diese auf eine Wiese stellen. Diese Tiere drücken so viel Eiweiß aus ihren Eutern heraus, dass sie das gar nicht mehr auf natürlichem Wege zuführen können. Soja und Mais und all dieses Hochenergie-Futter ist unabdingbar. Das wollten wir nicht. Galloways und Wasserbüffel sind keine solchen Eiweiß-Bomben.
Einmal im Monat verkaufen Sie frisches Fleisch im Hofladen. Wer schlachtet die Tiere?
Moor: Das macht meine Frau zusammen mit einem befreundeten Jagd-Gott, möchte ich fast sagen. In Zusammenarbeit mit dem Bezirkstierarzt haben sie es geschafft, den Kugelschuss auf der Weide zu ermöglichen. Auf diese Weise erschießt man das Tier in seinem Lebensraum, was allerdings mit sehr strengen Vorschriften verbunden ist. Das Ziel ist es, das Tier ohne Stress vom Leben in den Tod zu befördern. Und bevor es überhaupt merkt, dass es befördert werden soll, ist es schon dort. Sein letzter Eindruck in dieser Welt ist nicht, in einen Lastwagen getrieben, in völlig fremder Umgebung wieder hinausgetrieben zu werden und in Panik zu sein, bis es endlich sterben darf.
Wird das Tier bei Ihnen noch gestreichelt?
Moor: Nein, obgleich es die Wasserbüffel sehr mögen, wenn man sie streichelt. Manchmal benehmen sie sich sogar wie kleine Hunde und legen sich auf den Rücken, damit man sie besser kraulen kann.
Ende 2013 sind Sie mit dem „Best Human Brands“-Award ausgezeichnet worden. „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts hat eine fast schon rührende Laudatio gehalten. Was verbindet Sie beide?
Moor: Wir haben uns als Gäste einer NDR-Talkshow kennengelernt. Als Kommissarin kannte ich sie natürlich und fand sie auch toll. In der Talkshow merkte ich dann, dass sie tatsächlich toll ist. Wir sehen uns gar nicht so oft und trotzdem empfinde ich sie als wirkliche Freundin. Irgendwann hat es sich ergeben, dass sie und ihre Lebensgefährtin mit dem gemeinsamen Kinderhilfsprojekt jedes Jahr im Sommer zwei Wochen bei uns im Dorf Theaterstücke erarbeiten… Sie ist ein ganz großartiger Mensch.